Münchner Kneipenführer:Ein Lob der Eckkneipe

Münchner Kneipenführer: Foto: Volk Verlag

Foto: Volk Verlag

Giesinger Autor stellt neuen "Munich Boazn"-Führer vor

Von Jürgen Wolfram, Giesing

Bierstüberl und Eckboazn, wie es sie in der Isarvorstadt noch gibt, sind vom Aussterben bedroht. Das bedauert niemand mehr als Maximilian Bildhauer. Der Kommunikationsdesigner, ein gebürtiger Untergiesinger, hat den Bierbiotopen und ausgelagerten Wohnzimmern in seinen Münchner Lieblingsvierteln Kneipenführer gewidmet. Titel: "Munich Boazn". Bildhauer weist seinen Lesern den Weg zu ungewöhnlichen Wirten und Bedienungen. Natürlich weiß er auch, wo noch ein Wodka-Cola-Rüscherl ausgeschenkt wird. Am Donnerstag, 28. Mai, stellt Bildhauer sein neues Büchlein bei einer Lesung im der Fraunhofer Kulisse, Fraunhoferstraße 9, vor. Beginn ist um 20.30 Uhr, Einlass von 19.30 Uhr an. Der Eintritt kostet 12 Euro, ermäßigt 8 Euro.

"Munich Boazn/Isarvorstadt" ist bereits das dritte Buch der Reihe, die üppig mit authentischem Fotomaterial unterlegt ist. Das erste widmete der schreibende Kneipenkenner und Minirestaurant-Kritiker 2012 seinem Heimatviertel Giesing. Seither wissen viele Münchner überhaupt erst, wo beispielsweise das legendäre Giesinger Bräu aus dem Zapfhahn fließt.

Seinen Auftritt im Fraunhofer-Theater nennt Maximilian Bildhauer eine "Lese-Performance". Man darf vermuten, dass er seinem Publikum sehr lebendig vor Augen führt, wie es in den von ihm so geschätzten Boazn zugeht. Für den Autor sind sie denn auch keineswegs Schandflecken, sondern "ein Stück Kultur und Identität". Leider fielen sie reihenweise der Umwandlung traditionsreicher Stadtviertel in Szene-Quartiere zum Opfer. "Gehen sie noch hin, bevor der nächste Coffeeshop oder das nächste Architekturbüro dort eröffnet", rät der Autor allen Liebhabern einer kommunikativen Kneipenlandschaft.

In Band zwei der "Munich Boazn"-Reihe geht es übrigens um Sendling. Schon darin ruft der Autor in Erinnerung, dass die Kneipe für viele Menschen eine Art Ersatzwohnzimmer mit Ersatzfamilienanschluss darstellt. Wenigstens hat Bildhauer in Sendling das Drama einer Schließung nicht erlebt, anders als auf der östlichen Isarseite. Alle 37 Kneipen, die er in diesem Büchlein beschreibt, existieren noch. Wo sie zu finden sind, zeigt ein faltbarer Plan im Buch, das ein praktisches Format aufweist: es passt ziemlich genau in die hintere Hosentasche. Und es belegt eindeutig, dass es in München mehr gibt als teure Clubs und Bierpreise weit jenseits der Drei-Euro-Marke.

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