Trainer in der Bundesliga:Klopp wäre einer für Schalke

Borussia Dortmund - Werder Bremen

Sein letztes Heimspiel für den BVB: Jürgen Klopp am Samstag

(Foto: dpa)

Schalke sucht einen Trainer. Emotional-Extremist Jürgen Klopp ist auf dem Markt, doch ein Revier-Wechsel ist ausgeschlossen. Das ist schade - für die gesamte Bundesliga.

Ein Kommentar von Klaus Hoeltzenbein

Warum wird es im Fußball immer so schwer, wenn es doch so einfach sein könnte? Schalke sucht mal wieder einen Trainer, einen, der jetzt mal länger als nur wenige Wochen bleibt, einen, der ins Ruhrgebiet passt. Und, bitte schön, hier wäre er: Krisenfest ist der Mann, leidenschaftlich, sentimental, ein Volkstribun, einer, der gezeigt hat, dass er weiß, wie man den FC Bayern ärgert - und ab und zu sogar Real Madrid. Gerüchteweise hat dieser Mann tief im Westen sogar schon mal einen Klub am Tiefpunkt übernommen und aus einer Insolvenz herausgezogen. Schalke ist zwar finanziell auch nicht auf Rosen gebettet, doch akut droht dort der sportliche Konkurs.

Er sei nicht müde, nicht ausgelaugt, hat der Mann jüngst bestätigt, im Gegenteil. Kann dennoch sein, dass er kurz pausiert, aber auch, dass er alsbald in Madrid, Barcelona, Manchester oder London auftaucht, vorstellbar sei irgendwann sogar ein Engagement in München ("Wieso nicht?"). Er müsste also eigentlich nur wenige Kilometer weiterziehen, dieser sagenumwobene Kandidat, er müsste nur seine schwarz-gelbe gegen die königsblaue Schirmmütze tauschen. Doch die Stellenanzeige des Jürgen Klopp, 47, hat eine einzige Ausschlussklausel: Aus Dortmund zu Schalke? Das geht nicht! Warum eigentlich nicht? Ist jetzt doch die kuriose Situation entstanden, dass ausgerechnet der Transfer jenes Trainers moralisch verwerflich und somit verboten ist, dem zuzutrauen wäre, dass er die von der eigenen Folklore gelähmten Schalker vitalisiert und dort die ewige Sehnsucht nach der ersten Bundesliga-Meisterschaft überhaupt stillt. Vermutlich aber würde schon der Innenminister von Nordrhein-Westfalen sein Veto einlegen, für den ist jedes Derby heute schon ein Sicherheits-Problem. Unabhängig davon aber, dass ein solcher Revier-Wechsel nicht realisierbar zu sein scheint, hätte er einen Gemeinnutzen für die Bundesliga, bliebe ihr dieser Typ dann doch erhalten. Sobald Klopp umziehen würde nach Manchester oder Madrid, würde hierzulande wohl umgehend ein Verlust an Originalität beklagt.

Man darf solche Phantasmen schon malen, schließlich zählen die sieben Jahre mit Klopp zu den unterhaltsamsten Zyklen der 52-jährigen Liga-Historie. Über diesen Trainer wurde ein stimulierender Dualismus zwischen Dortmund und München transportiert, wie er zuvor allenfalls in den medial noch nicht so aufgeladenen Siebzigerjahren zwischen Mönchengladbach und dem FC Bayern zu bestaunen war. Und auch wenn die Ära mit Borussia Dortmund am Ende ausgereizt zu sein schien, wird Klopp etwas hinterlassen: das Bild eines Emotional-Extremisten, wie ihn Schalke auch mal gerne hätte.

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