TSV 1860:Relegation unter bösen Vorzeichen

Karlsruher SC v 1860 Muenchen  - 2. Bundesliga

Rodri verpasste Ersatzkeeper Stefan Ortega im Training eine Watschn.

(Foto: Matthias Hangst/Getty Images)
  • Holstein Kiel dürfte es gefallen, was bei Relegationsgegner 1860 München nach außen dringt. Nach SZ-Informationen belastet der Konflikt um die Zukunft von Sportdirektor Poschner das Klima innerhalb der Mannschaft.
  • Es soll in Karlsruhe zu Handgreiflichkeiten gekommen sein - auch im Training geraten Spieler aneinander.
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Von Philipp Schneider, Karlsruhe

Am Sonntag hat der Drittligist Holstein Kiel sechs Späher in weit entfernte Fußballstadien entsandt. Trainer Karsten Neitzel konnte ja nicht vorhersehen, ob es seine Mannschaft in der am Freitag beginnenden Aufstiegs-Relegation mit Aue, dem FSV Frankfurt, 1860 München, St. Pauli, Greuther Fürth oder Sandhausen zu tun bekäme.

Die spannendste Fußballgeschichte wird Neitzel nun von seinem Späher erzählt bekommen, der in Heidenheim war und dort erlebte, wie Aues Torwart Martin Männel zwei Minuten vor Spielende bei einem Eckball in Heidenheims Strafraum eilte, um einen wunderschönen Kopfball zum 2:2 zu versenken. Von ihm wird Neitzel auch erfahren, dass Heidenheims Torwart Jan Zimmermann in der 92. Minute sensationell reagierte und einen Schuss aus dem Winkel fischte. Sonst wäre anstelle von Aue der TSV 1860 direkt in die dritte Liga abgestiegen.

Merkwürdiger Rumpelfußball bei 1860

Neitzel wird sich aber nicht allzu lange mit den Geschichten aus Heidenheim beschäftigen können - weil er leider den merkwürdigen Rumpelfußball der Sechziger dechiffrieren muss, von dem ihm sein Scout erzählen wird, der Karlsruhes 2:0 im Wildparkstadion erlebte. Kiels Trainer wird eine Geschichte hören, die ihn überaus hoffnungsfroh stimmen dürfte. Denn Kiel erwartet in der Relegation die zerstrittene Mannschaft eines Klubs, in dem die Vereinsführung mal wieder einen heftigen Machtkampf mit Investor Hasan Ismaik austrägt. Erschwerend kommt diesmal hinzu, dass die Gesellschafter nicht länger miteinander sprechen. Er habe Ismaik "seit Wochen nicht erreicht", sagt Präsident Gerhard Mayrhofer.

Im Kern des Konflikts geht es um die Zukunft von Sport-Geschäftsführer Gerhard Poschner, der laut Kooperationsvertrag nur entlassen werden kann, wenn sich Verein und Investor darauf einigen. Das Präsidium, so ist zu hören, hätte schon vor Wochen gehandelt. Noor Basha aber, Ismaiks Statthalter in München, ist weiterhin überzeugt von der Arbeit eines Sportchefs, der seit dem vergangenen Sommer 13 neue Spieler verpflichtete und dafür den Abschied von ehemaligen Leitlöwen wie Benny Lauth und Gabor Kiraly in Kauf nahm. Nur drei der 13 Neuen ließ Trainer Torsten Fröhling am Sonntag noch in der Startelf spielen; seit Wochen schon vertraut er lieber Nachwuchsspielern aus der U21.

Vereinsführung will Poschner loswerden

Nach SZ-Informationen belastet die Ohnmacht der Vereinsführung, die gerne verhindern würde, dass Poschner auch den Kader für die anstehende Saison planen darf, die Stimmung innerhalb der Mannschaft. Schon in der Kabine soll es in Karlsruhe zu Handgreiflichkeiten zwischen dem Spanier Rodri und Ersatztorwart Stefan Ortega gekommen sein. Die Spieler setzten ihren Streit am Montag fort: Im Training grätschte erst Ortega Rodri um, dann sprang der Stürmer auf und versetzte dem Ersatztorwart eine Ohrfeige als Revanche. Die Angelegenheit werde "intern" geregelt, versprach Fröhling. "Was hier los ist, da musst du oben nachfragen", sagte Ortega. Im dritten Stock ist die Geschäftsstelle gelegen. Es sei nicht länger zu ertragen, dass Poschner die "schützende Hand" über "seine Spanier" halten würde, erklärte ein wichtiger Mitarbeiter. Die Spanier Ilie Sanchez und Edu Bedia strich Fröhling schon beim KSC aus dem Kader. Sollte in Kiel auch noch Rodri pausieren, gehen Fröhling die Spieler aus. Und Poschner die Argumente, weswegen er ein guter Sportchef wäre.

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