Hängende Spitze:Meister der Hänflinge

Öko und Fußball passen einfach nicht zusammen. Das war schon damals beim FC Bayern und seinem Vegetarier Alain Sutter so, und das gilt auch heute für den neuen Solarzellen- und Ökostrom-Meister Werder Bremen.

Von Volker Kreisl

Es muss an der Jahreszeit liegen. Ende Mai: Die Blumen blühen, Pollen fliegen einem um die Ohren, so penetrant wie das Wort "Meister". Besonders Politiker und Wirtschaftsbosse lassen es herumfliegen, um ihren Ehrgeiz und ihre Klasse zu unterstreichen, "Meister" ist ihr liebster Begriff, abgesehen von "Weltmeister". Die Meisterschaft geistert durch alle Parteien und Interessensgruppen, da stehen die Grünen hinter Politikern wie einst Edmund Stoiber ("weil das ja klar ist") nicht zurück. Die Grünen haben nun eine Tabelle herausgebracht, um die Öko-Strom-Bilanz der Bundesligisten darzustellen. Fußball-Öko-Meister 2015 ist, weil das ja klar ist, Werder Bremen. Die vorbildlichen Norddeutschen waren mit ihrer fetten Solaranlage auf dem Stadiondach uneinholbar.

Fußball-Öko-Meister. Warum klingt das so verkrampft? Ähnlich wie "Vegetarierfreundlichstes Stadion" ( 2015: die Schalke-Arena). Weil Fußball und Öko nicht zusammenpassen. Das Wort "Fußball" schmeckt nach Bratwurst, das Wort "Öko" nach Tofu. Wenn irgendwo dieses Klischee noch lebt, dann unter dem Stadiondach: Fußballer sind Kerle, Ökos Hänflinge. Das führt zu Uli Hoeneß und Alain Sutter.

Der Schweizer war in den Neunzigern Stürmer beim FC Bayern, schoss aber zu wenige Tore. Manche begründeten das damit, dass Sutter Vegetarier war und zu wenig wog. Hoeneß - als es ihm reichte - erklärte: "Der muss nur ab und zu auf sein Müsli verzichten und sich einen ordentlichen Schweinebraten einverleiben!" Sutter verwies auf den mutmaßlichen Zusammenhang zwischen "zu viel Schweinebraten" und Hoeneß' Leibesumfang, wechselte nach Freiburg und aß weiter Müsli.

Er hatte geantwortet wie ein Kerl, doch er blieb ein Einzelfall, das Thema Öko kommt nur noch in Pseudo-Meister-Tabellen vor. Andererseits: Jährlich wird ja auch ein Veganer-Weltmeister gekürt, im Body-Building. Diese Sportler verzichten auf jegliche Tierprodukte. Sie sehen grob betrachtet aus wie all die originalen hormonbeladenen Bodybuilding-Meister und -Weltmeister und -Universummeister, sie essen aber konsequent Müsli. Und zwar mit Sojamilch.

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