Star-Wars-Austellung in Köln:Mehr Spaß auf der dunklen Seite der Macht

Chewbacca in der Ausstellung "Star Wars Identities" in Köln

Einmal Wookie sein wie Han Solos Begleiter Chewbacca: In der Ausstellung "Star Wars Identities" in Köln ist das derzeit möglich.

(Foto: Getty Images)

Umschulung zum Diktator der Galaxie: Die Kölner Star-Wars-Ausstellung ist halb Kultstätte, halb Psycho-Test. Da wird man schnell zum neurotischen Wookie.

Von Jannis Brühl, Köln

Die dunkle Seite der Macht hat Kölns Plakatwände fest im Griff. Gleich zwei Inkarnationen von Darth Vader, dem Mega-Schurken aus Star Wars, haben ihren Auftritt. Die eine empfiehlt Fahrradfahrern im Auftrag des Bundesverkehrsministers Alexander Dobrindt, Helm zu tragen. Schließlich trägt der Bösewicht - Vader, nicht Dobrindt - auch einen.

Für Star-Wars-Fans ungleich wichtiger ist das andere Plakat, auf dem Vaders schwarze Gesichtsmaske prangt: eine Einladung zur Ausstellung "Identities" im Odysseum, dem Kölner "Abenteuermuseum". Nach zwei Stationen in Frankreich ist das kanadische Projekt nach Köln gekommen und wurde dort am Freitag eröffnet. Es unterscheidet sich grundlegend von herkömlichen Museumsveranstaltungen. "Identities" ist teils Ausstellung von Original-Filmkostümen und Produktionsskizzen der beiden Science-Fiction-Filmtrilogien (1977-1983 und 1999-2005), teils Psycho-Experiment in Form eines interaktiven Rundgangs.

Besucher wählen einen eigenen Star-Wars-Charakter und formen mit ihren Entscheidungen seine virtuelle Persönlichkeit an verschiedenen Touchscreens. Am Einlass erhält jeder ein Gummiarmband, ähnlich einem Fitnesstracker. Darauf werden die Eigenschaften gespeichert, die man sich für seine Figur aussucht. Eine Art Rollenspiel im Museum. Oder auch: Personalisierung einer Kultmarke. Das soll nicht nur mit Coca-Cola-Dosen funktionieren, auf denen "Thorsten" steht, sondern auch mit einem Science-Fiction-Epos.

Hütte voll

Damit niemand das hier mit einer gemeinnützigen Kulturveranstaltung verwechselt, steht am Eingang: "Diese Ausstellung ist das alleinige Eigentum von Lucasfilm Ltd.". Star Wars ist eine der erfolgreichsten Merchandising-Maschinen in der Geschichte der Unterhaltung.

Schon nach dem Filmstart Ende der Siebzigerjahre zeigten die Verkäufe von Action-Figuren der Protagonisten, wie viel Geld ein Franchise auch jenseits der Kinokasse verdienen kann. Das Odysseum ist für nun lizensierter Partner, und Star Wars macht die Hütte voll. Schon morgens stehen Gruppen von Schülern und Männer mittleren Alters in Yoda-Fotodruck-Shirts Schlange. Eine gute Übung für den Start des ersten Films der dritten Trilogie im Dezember.

Auf Identitätssuche

Star Wars Ausstellung Köln 2

Einmal im Leben dem leiblichen Frank Oz als Yoda begegnen.

(Foto: Jannis Brühl)

Schwach erleuchten die interaktiven Terminals und Licht aus den Vitrinen die Räume, das soll wohl ans Innere eines Raumschiffs erinnern. Wo sonst hinter dickem Glas antike Vasen stehen, werden nun die Kultobjekte der Fans präsentiert: das hüfthohe Yoda-Kostüm, das der Schauspieler und Puppenspieler Frank Oz steuerte, die orangefarbene Pilotenuniform aus den Raumkampfjets "X-Wing", der braune Gesteinsblock, in den Harrison Fords Körperform mit offenem Mund eingedrückt ist. In der Filmhandlung friert der Gangsterboss Jabba the Hutt Fords Charakter Han Solo in so einen Block ein.

Ausstellung "Star Wars Identities" in Köln

Der Karbonitblock, in dem "Han Solo" (Harrison Ford) eingefroren wurde - derzeit ist er im Odysseum in Köln zu sehen.

(Foto: dpa)

Zwischen den Ausstellungsstücken sind die Besucher auf Identitätssuche. Vor einer Wand suchen sie sich aus, welcher Spezies sie angehören wollen. Zur Auswahl stehen unter anderem: Nautolans, grünhäutige Wesen mit wurstähnlichen Tentakeln, pelzige kleine Ewoks, Mon Calamari mit Tintenfisch-Kopf.

'Star Wars Identities' Exhibtion Press Preview & VIP Opening

An dieser Wand wählen Besucher ihren "Mentor".

(Foto: Getty Images)

Fast alle entscheiden sich allerdings für die Spezies, die am langweiligsten erscheint: den Menschen. Dann lieber Wookie sein wie Han Solos Begleiter Chewbacca, ein mehr als zwei Meter großer, komplett behaarter humanoider Außerirdischer, der sich per Grölen verständigt. Armband vor den Wookie-Scanner halten, schon ist die Spezies gewechselt.

Star Wars ist fest im kollektiven Gedächtnis verankert, das Wissen darüber wird von Generation zu Generation weitergegeben. Vor der Han-Solo-Requisite steht ein Mann und belehrt einen etwa fünfjährigen Knirps: "Und was fliegt der? Den Millennium Falcon!" Der didaktische Teil ist einfach heruntergebrochene Entwicklungspsychologie. Kurze Filme erläutern, was Menschen prägt: Gene, Eltern, Freunde und Erlebnisse. Psychologen und Genetiker haben die Ausstellungsmacher beraten.

Gene zum selber aussuchen

Jetzt wird an der eigenen Figur gebastelt: Seine Gene sucht man sich selbst aus - schon mal ein schöner Unterschied zum echten Leben. Am ersten Terminal werden die eigenen Fähigkeiten gewählt, natürlich die, die einem in der Realität abgehen: "Stärke, Schnelligkeit, Ausdauer". Oder doch "Intellekt" wählen? Lieber nicht. Mit Lichtschwert in der Hand besser nicht zu lange nachdenken.

Luke Skywalker braucht seinen Yoda, und Darth Vader seinen Imperator. Das Lehrer-Schüler-Prinzip spielt eine wichtige Rolle in Star Wars. Auch in der Ausstellung hält der Besucher sein Armband an einer Stellwand vor die Bilder jener Filmfiguren, die ihm als Vorbild dienen sollen.

Den Neurotizismus voll aufdrehen

Aber was soll man von der Königin Padme lernen, was vom netten Zausel Obi Wan-Kenobi? Viel interessanter sind die zwielichtigen Charaktere: Darth Sidious (Motto: "Gut und böse sind relativ"), Kopfgeldjäger Boba Fett ("Erst wird geschossen, dann nachgefragt") und natürlich Darth Vader, der vom überambitionierten, zur "Macht" befähigten Anakin Skywalker zum Über-Bösen wird.

Eine der nächsten Stationen testet das Verhalten in Extremsituationen. Wie reagieren beim Angriff eines Wampa, eines Zottelmonsters, das sich seine paar Minuten Ruhm auf dem Eisplaneten in Episode V ergrunzte? So wie jeder empfindsame Großstädter: "Du schließt dich einer Hilfsgruppe für Wampa-Opfer an, die sich jeden Montagabend trifft." Diese Ausstellung nimmt sich selbst nicht so ganz ernst.

Nächste Entscheidungssituation: Ein Gangster nimmt dich gefangen - so wie Jabba Prinzessin Leia vor seinem Thron in Ketten legen ließ. Aufstand wäre drin, den Fettsack mit der Kette erdrosseln. Aber es geht auch bequemer: "Ich werde sein Lieblingssklave und versuche, so bessere Arbeitsbedingungen herauszuschlagen." Gekauft! Da findet sich der deutsche Angestellte wieder.

An einer weiteren Wand wählen Besucher ihre Werte: Universalismus ist dabei, oder Tradition. Ehrlichweise entscheidet man sich für die zentralen Werte unserer Gesellschaft: Selbstbestimmtheit, Macht, Vergnügungssucht. Jetzt geht es psychologisch in die Vollen. Am Persönlichkeits-Terminal beschreiben Gäste ihre Figur: Wie extrovertiert ist sie, wie gern mit anderen Leuten zusammen? Per Touchscreen-Regler noch den Neurotizismus voll aufdrehen, fertig. Das Ergebnis: "Du bist daran gewöhnt, ängstlich und depressiv zu sein."

Die Umschulung zum Galaxie-Diktator sollte eigentlich erfolgreich sein

Das Spiel mit der Persönlichkeit ist kurzweilig und birgt eine Erkenntnis: Die dunkle Seite der Macht macht einfach mehr Spaß. Innerlich zerfressen, machtbewusst, brutale Mentoren - die Umschulung zum Galaxie-Diktator sollte eigentlich erfolgreich sein. Aber wie böse der eigene Wookie nun genau geworden ist, lässt sich nicht herausfinden. Nach einem letzten Auslesen des Armbandes soll die Auswertung der eigenen Alien-Persönlichkeit per Mail kommen. Tut sie aber nicht - "wegen eines unvorhergesehenen Technik-Bugs".

Immerhin: Im letzten Raum der Ausstellung streckt einem der dunkle Imperator die Hand entgegen. Jetzt gibt es nur noch zwei Wahlmöglichkeiten: sauber bleiben - oder die dunkle Seite wählen. Einfache Entscheidung.

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