Bahn und GDL:Nackenschlag für Weselsky

Die Einigung zwischen Bahn und EVG ist schlecht für Claus Weselsky. Neun Mal hat der GDL-Chef streiken lassen, doch mehr verdienen werden nun die Mitglieder der Konkurrenzgewerkschaft.

Kommentar von Michael Bauchmüller

Soll noch einer sagen, die Lokführer hätten nichts erreicht mit ihren Streiks. Von Juli an gibt es nun eine Gehaltserhöhung für die Eisenbahner, insgesamt sogar etwas mehr, als die Lokführer-Gewerkschaft GDL je gefordert hat. Nur: Ausgehandelt haben das nicht renitente Lokführer, sondern die größere Eisenbahner-Gewerkschaft EVG. Und die musste dafür noch nicht mal ihre Streikkasse plündern, die Bahn war schon so mürbe genug. Wegen der Lokführer.

Das allein ist schon ein Nackenschlag für den Oberlokführer Claus Weselsky. Seit diesem Mittwoch läuft die Schlichtung zwischen seiner GDL und der Bahn, doch die einzig zählbaren Ergebnisse nach neun Streiks erzielt die verhasste Konkurrenz-Gewerkschaft. Es kommt aber noch schlimmer: Der Tarifvertrag mit der EVG markiert nun auch für Weselsky gewissermaßen das obere Ende des Erreichbaren. Die Bahn kann schon deshalb nicht darüber hinausgehen, weil sie ansonsten den Vertrag mit der EVG bräche. Und sie will es auch gar nicht.

So wird die Einigung auf den EVG-Tarifvertrag gleichsam zur üblen Hypothek für die Schlichtung. Denn wer Weselsky kennt, muss ahnen, wie sehr ihn eine Vereinbarung zwischen Bahn und EVG beeindruckt: nullkommanull. Schon aus Prinzip, aber auch zur nachträglichen Legitimation all der Streiktage wird er auf einen Tarifvertrag mit Sonderregeln pochen. Das Theater geht weiter.

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