Basketball-Playoffs:Um 100 Prozent besser

ALBA Berlin - FC Bayern München 81:55

Kampf um den Ball: Die FC-Bayern-Basketballer wie Djedovic (links, gegen Berlins Niels Giffey) müssen ihren Größenvorteil nutzen, fordert Trainer Pesic.

(Foto: Soeren Stache/dpa)

Vor dem zweiten Halbfinale verspricht FC-Bayern-Trainer Pesic eine deutliche Steigerung seiner Mannschaft im Vergleich zum Auftakt. Auch Alba Berlin stellt sich auf ein schwereres Spiel ein.

Von Joachim Mölter

Es muss in den vergangenen Tagen ziemlich ruhig zugegangen sein beim Training der FC-Bayern-Basketballer, jedenfalls hat ihr Coach Svetislav Pesic berichtet, dass die Spieler nicht viel geredet haben. Das sei halt so, wenn man ein schlechtes Gewissen habe, erklärte er, und ein schlechtes Gewissen konnten seine Profis ja durchaus haben wegen ihrer leidenschaftslosen Vorstellung beim 55:81 gegen Alba Berlin am Sonntag, ihrer höchsten Saisonniederlage. Warum sich seine Mannschaft ausgerechnet im ersten Spiel der Halbfinalserie gegen den Erzrivalen so brav als Sparringspartner zur Verfügung stellte, konnte Pesic zwar auch drei Tage später noch nicht erklären. Aber vor dem zweiten Aufeinandertreffer in der Best-of-five-Serie an diesem Donnerstag (19.30 Uhr/Sport1) war er zumindest "überzeugt, dass die Spieler selbst wissen, was sie besser machen müssen": alles!

Angefangen damit, dass die Rebound-Arbeit "um 100 Prozent besser" sein müsse, um aus einer starken Abwehr heraus mehr Gegenstöße zu laufen, die zu einfachen Punkten führen, forderte Pesic unter anderem: im Positionsangriff zügiger in die Spielsysteme zu kommen, die Blocks besser zu stellen und konsequenter auszunutzen, die Größenvorteile unter dem Korb auszuspielen, wo den fünf Münchner 2,08-Meter-und-mehr-Männern nur drei ähnlich groß gewachsene Berliner gegenüberstehen, generell nicht zu zögern, sondern entschlossener zu werfen. Trotz der geballten Erfahrung im Kader hätten sich seine Akteure am Sonntag in Berlin ja so naiv angestellt wie eine Junioren-Auswahl gegen eine Männer-Mannschaft, urteilte Pesic: "Wir sind immer nur hinterhergelaufen und haben geschaut, was passiert." Der dabei besonders passive Center John Bryant folgert daraus: "Wir müssen den Berlinern unser Spiel aufzwingen - und nicht uns ihrem Spiel anpassen." Für den Auftritt in eigener Halle am Donnerstag verspricht der Coach: "Wir werden so spielen, wie es unsere Fans von uns erwarten. Wie auch ich es erwarte." Und wie es im Übrigen auch die Berliner erwarten. "Wenn wir denken, dass das zweite Spiel wird wie das erste, irren wir", sagte Albas Flügelmann Marko Banic vor dem Abflug der Berliner am Mittwoch: "Die Bayern sind ein viel besseres Team als sie es am Sonntag gezeigt haben. Ich erwarte ein umkämpftes Spiel und eine umkämpfte Serie."

Das tut auch sein Coach Sasa Obradovic, der trotz des hohen Erfolges im Auftaktspiel warnte: "Egal, was im ersten Spiel war: Es sind Playoffs, und da kann es schnell in eine andere Richtung gehen. Bayern hat in dieser Saison schon oft bewiesen, dass sie von Niederlagen gut zurückkommen." Erst im Viertelfinal gegen die Frankfurt Skyliners ist das den FC-Bayern-Basketballern gelungen, als sie einer ähnlich deutlichen Auswärtsniederlage zwei überzeugende Erfolge folgen ließen.

Trainer Pesic versicherte dann auch trotz der zunächst empfindlich schmerzenden Niederlage: "Wir haben nicht viel gelitten. Die Reaktion im Training war gut, die Konzentration hoch." Zu den Vorteilen einer routinierten Mannschaft gehöre ja auch, dass sie gelernt habe, mit Niederlagen umzugehen, auch mit hohen, und schnell daraus zu lernen. "Die Bayern werden sicher verhindern wollen, dass wir wieder mit einem so tollen Start rauskommen wie in Spiel eins", ahnt deshalb Albas Nationalspieler Niels Giffey, 23, der neben den Amerikanern Reggie Redding, 26, und Jamel McLean, 27, am meisten zu diesem tollen Start beigetragen hatte.

FC-Bayern-Trainer Pesic gab sich vor dem zweiten von maximal fünf Spielen gegen seinen einstigen Klub auffallend gelassen. "Ich war nie so optimistisch wie jetzt", versicherte er. Dass sein Team unter besonderem Siegzwang stehe, sieht er nicht so; in den zweieinhalb Jahren, in denen er nun für den FC Bayern München tätig ist, hat er eins gelernt: "Wir müssen immer unbedingt gewinnen." Aber natürlich sei es "besser, mit einem 1:1 nach Berlin zu fahren", zum dritten Spiel am Sonntag (16 Uhr), "als mit einem 0:2".

Doch selbst der Gedanke an eine weitere Niederlage scheint den gebürtigen Serben mit deutschem Pass nicht aus der Ruhe zu bringen. "Wir sind immer noch Meister", erinnert er, "Alba muss darüber nachdenken, wie sie es werden können." Für seine Mannschaft sei es allenfalls "eine neue Herausforderung, von Hauptrundenplatz drei aus Meister zu werden. Aber wenn wir es nicht schaffen, versuchen wir es nächstes Jahr eben wieder."

So entspannt kennt man Svetislav Pesic sonst nicht, schon gar nicht in der entscheidenden Saisonphase. Aber man sollte sich davon nicht täuschen lassen. Berlins Basketballer tun sicher gut daran, sich darauf einzustellen, dass die aktuelle Ruhe der Münchner nur die Ruhe vor einer Leistungsexplosion ist.

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