Weltfußball:Schlag gegen die Fifa

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Die Polizei verhaftet Spitzen-Funktionäre wegen Korruption. Auch die WM-Vergabe an Katar und Russland steht unter Schmiergeldverdacht.

Von Claudio Catuogno, München

Zwei Tage vor der geplanten Wiederwahl von Präsident Sepp Blatter wird der Fußball-Weltverband Fifa endgültig von diversen Korruptionsskandalen eingeholt. Sieben hochrangige Fußball-Funktionäre wurden am Mittwoch in Zürich verhaftet. Unter ihnen sind zwei aktuelle Vize-Präsidenten der Fifa, Jeffrey Webb von den Kaiman-Inseln und Eugenio Figueredo aus Uruguay, außerdem weitere Funktionäre aus Mittel- und Südamerika. Sie sollen in die USA ausgeliefert werden. Dort wird ihnen Korruption, Betrug und die Annahme von Bestechungsgeldern im dreistelligen Millionenbereich vorgeworfen.

Die US-Justiz hat am Mittwoch in New York 14 Personen angeklagt, davon neun aktuelle oder ehemalige Fifa-Vertreter, die sich bei der Vergabe von Fußballturnieren sowie von TV- und Marketingrechten bereichert haben sollen. Die Korruption rund um die Fifa sei "zügellos, systemisch und tief verwurzelt", sagte US-Justizministerin Loretta Lynch. Die Beschuldigten hätten mindestens seit 1991 "das weltweite Fußballgeschäft korrumpiert, sie haben es immer und immer wieder gemacht, Jahr um Jahr, Turnier um Turnier". Laut Lynch sind allein im Zusammenhang mit der Copa America 2016, die erstmals in den USA stattfindet, umgerechnet rund 100 Millionen Euro an Bestechungsgeld geflossen.

Davon unabhängig hat am Mittwoch auch die Schweizer Staatsanwaltschaft die Eröffnung eines Strafverfahrens bestätigt, hier geht es um die Fußball-Weltmeisterschaften 2018 in Russland und 2022 in Katar, bei deren Vergabe es zu Schmiergeldzahlungen gekommen sein soll. Dieses Verfahren richtet sich noch gegen unbekannt. Die Ermittler haben begonnen, die an der Vergabe beteiligten Fifa-Vorstände zu befragen, unter ihnen war im Jahr 2010 auch Franz Beckenbauer. Am Mittwoch rückten die Ermittler ins Fifa-Hauptquartier ein und beschlagnahmten Dokumente.

Die beiden Justiz-Aktionen wurden zeitlich aufeinander abgestimmt. Die wichtigsten Vertreter des Weltfußballs sind in dieser Woche in Zürich versammelt. An diesem Donnerstag beginnt der Fifa-Kongress, am Freitag will sich Sepp Blatter, 79, im Präsidentenamt bestätigen lassen. Daran will die Fifa trotz der Turbulenzen festhalten: "Der Kongress findet natürlich statt", sagte ein Fifa-Sprecher. Blatter persönlich sei in die Vorgänge "nicht involviert" - und "wenn die 209 Mitglieder ihn wählen wollen, bleibt er Präsident für die nächsten vier Jahre", so der Sprecher. "Er tanzt nicht gerade in seinem Büro herum", sei aber "entspannt". Auch an den Gastgebern Russland und Katar werde "nicht gerüttelt".

Das Außenministerium in Moskau kritisierte: Die Festnahmen in der Schweiz seien eine "illegale Anwendung von US-Recht" außerhalb des US-Staatsgebiets. Blatter selbst ließ mitteilen, es sei "eine schwierige Zeit für den Fußball, die Fans und die Fifa"; die Untersuchungen würden die "Maßnahmen stärken, welche die Fifa bereits eingeleitet hat, um falsches Handeln im Fußball zu beenden". Der europäische Verband Uefa forderte am Abend, die Wahl am Freitag zu verschieben. Einziger Gegenkandidat Blatters wäre der jordanische Prinz Ali bin al-Hussein, 39, der bislang als chancenlos galt.

© SZ vom 28.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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