Umstrittenes ARD-Honorar:Was der WDR zu den Millionen für Gottschalk sagt

Gottschalk Live

Mit einem Kunstgriff hatte der WDR für Thomas Gottschalk eine höhere Gage verhandelt.

(Foto: dpa)
  • Der WDR hat die weiteren Zahlungen an Thomas Gottschalk nach dem Aus von Gottschalk live verteidigt.
  • In einem Statement betonte der Sender, es seien keine Gebührengelder dafür verwendet worden. Dahinter steckt allerdings ein gern verwendeter Kunstgriff.
  • Der Moderator erhielt der Mitteilung zufolge 4,6 Millionen Euro für die Vorabendshow, weitere Honorare wollte der WDR jedoch nicht bestätigen.

Von Hans Hoff

Der WDR hat nach eingehender Prüfung am Mittwochmittag bestätigt, dass Thomas Gottschalk im Jahre 2012 das vereinbarte Honorar für 144 Folgen der Sendung Gottschalk live erhalten hat, obwohl die Sendung wegen Erfolglosigkeit nach 70 Ausgaben abgesetzt wurde. In einer vorab unterzeichneten Absichtserklärung waren dafür 4,6 Millionen Euro angesetzt worden.

Betont wird, dass das Format Gottschalk live im werbefinanzierten Vorabendprogramm des Ersten gelaufen sei und ausschließlich über Werbeeinnahmen finanziert wurde. Es sei daher kein Gebührengeld ausgegeben worden. Dementsprechend habe auch keine Zustimmung der öffentlich-rechtlichen Aufsichtsgremien eingeholt werden müssen.

Gern genutzter Kunstgriff

Dies ist ein gerne genutzter Kunstgriff, mit dem Sender hantieren, wenn es gilt, höhere Gagen zu verhandeln. Allerdings täuscht die Aussage, es sei kein Gebührengeld geflossen über den Umstand hinweg, dass die Ausgabe der 4,6 Millionen Euro natürlich am Ende den Gewinn der Tochterfirmen und damit natürlich auch deren Abführungen an die Muttersender geschmälert haben dürfte.

Nicht bestätigt hat der WDR die Ausgabe von weiteren 400 000 Euro für zwei in der Absichtserklärung geplante Hauptabendshows. Diese seien nicht Bestandteil des späteren Vertrages geworden.

Vielmehr sei vereinbart worden, dass Gottschalk bei einem vorzeitigen Ende seines Vorabendformats für die Moderation von anderen Shows ohne weiteres Honorar zur Verfügung gestanden hätte. Zu diesen Shows sei es aber nicht gekommen, da es wegen der Kürze des Ende 2012 auslaufenden Vertrages nicht gelungen sei, eine andere Show zu entwickeln.

Die einzige Möglichkeit, ihn noch einmal zu aktivieren, hätte darin bestanden, ihn eine bereits laufende Show übernehmen zu lassen. Das aber hätte Ausfallhonorare für die regulären Moderatoren nach sich gezogen.

"Aus Sicht der damals Verantwortlichen war es daher die ökonomischste Lösung, von der Moderation weiterer Formate durch Thomas Gottschalk Abstand zu nehmen", heißt es in der WDR-Stellungnahme.

Über die konkrete Ausgestaltung der Gottschalk-Verträge will der WDR darüber hinaus keine Angaben machen. Diese seien Teil der Verschwiegenheitsklausel bei Verträgen mit externen Produzenten, hieß es.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: