Moderatoren-Honorar:Teure Lektion

Wie hoch waren die Ausfallhonorare für Thomas Gottschalk? Mehrere Tage diskutierte die Branche. Jetzt nahm der WDR Stellung - mit dürren Worten.

Von Hans Hoff

Auf der Unternehmensseite des WDR steht der "Themenschwerpunkt Transparenz". Viele Zahlen sind dort zu sehen, nur eine sucht man vergeblich, nämlich jene 4,6 Millionen Euro Honorar, die 2012 für 144 Ausgaben der Vorabendsendung Gottschalk live vorgesehen waren. Diese Zahl ist nach wie vor geheim. "Vertraulich" stand über der Absichtserklärung, mit der Verantwortliche der WDR Mediagroup, der Werbetochter des Senders, im Jahr 2011 Thomas Gottschalks Gage skizzierten. Ob es die Summe am Ende in den Vertrag geschafft hat, sagt niemand. Es gebe eine Verschwiegenheitsklausel bei Verträgen mit externen Produzenten, teilte der WDR in dürren Worten am Mittwoch mit. Themenschwerpunkt Transparenz hin oder her.

Über Pfingsten hat der WDR geprüft, ob wirklich stimmt, was der Dokumentarfilmerverband AG Dok vor den Feiertagen öffentlich gemacht hatte. Seitdem war die vertrauliche Absichtserklärung öffentlich, und es stand der Betrag von 4,6 Millionen Euro für 144 Shows im Raum. Dass sie wohl tatsächlich gezahlt wurden, obwohl die Show nach 70 Ausgaben abgesetzt wurde, kann man der butterweichen Stellungnahme der Kölner Anstalt unschwer entnehmen. Dass der Moderator sein Geld auch bei Abbruch des Projekts bis zum Vertragsende erhalten würde, auch.

Gebührengelder seien nicht geflossen, heißt es. Aber das ist nur die halbe Wahrheit

Dies ist keine unübliche Formulierung in Verträgen mit hochkarätigen Arbeitskräften. Fußballtrainer würden vielleicht sogar lachen über eine Garantiegage, die schon nach einem Jahr ausläuft. Gottschalk lachte nicht, er unterschrieb.

Immerhin haben die WDR-internen Untersuchungen den Vorwurf entkräften können, dass Gottschalk für die Moderation von zwei Hauptabendshows weitere 400 000 Euro erhalten habe. Diese Verpflichtung aus der Absichtserklärung habe es nie in den fertigen Vertrag geschafft, heißt es beim WDR. Vielmehr habe sich Gottschalk verpflichtet, bei Abbruch der Show für andere Sendungen im Jahre 2012 kostenfrei zur Verfügung zu stehen. Diese seien aber nicht zustande gekommen.

Nun kann man fragen, was die ARD für ein Laden ist, dass sie es nicht einmal schafft, innerhalb von sechs Monaten mit einem bereits bezahlten Pfund wie Gottschalk zu wuchern. Wie man hört, hat es die üblichen Querelen zwischen Sendern und Programmchefs gegeben.

Immerhin sei für die 4,6 Millionen Euro Honorar kein Gebührengeld eingesetzt worden, behauptet der WDR nun. Das Geschäft sei über die WDR Mediagroup abgewickelt und komplett aus Werbeeinnahmen finanziert worden. Das ist nur die halbe Wahrheit, denn wenn die Mediagroup Geld zum Fenster rauswirft, schmälert das am anderen Ende jenen Betrag, der an den Muttersender überwiesen wird. Man habe gelernt, heißt es nun im Sender. Die Zeiten seien andere. Offen will niemand Kritik an der früheren WDR-Intendantin Monika Piel üben, aber es klingt durch.

Auch der WDR-Rundfunkrat, der normalerweise bei solchen Beträgen einbezogen werden muss, der aber über den Trick mit der Werbetochter ausgebootet wurde, hat sich nach der Gottschalk-Pleite schon im November 2012 das Recht gesichert, über solche Verträge künftig informiert zu werden und ab einer gewissen Größenordnung mitentscheiden zu können.

Und noch ein anderer Effekt ist abzusehen. Wer als Star künftig den öffentlich-rechtlichen Sendern horrende Summen abknöpft, muss über kurz oder lang damit rechnen, dass über sein Honorar öffentlich debattiert wird. Das Virus Transparenz breitet sich aus. Ganz langsam zwar, aber immerhin.

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