Basketball:Schieben und Ringen

BEKO BBL, PLAYOFF, HF SPIEL 2 , FCB - BER

Ein Mann geht seinen Weg: Anton Gavel (hier gegen Jamel McLean und Marko Banic) glückten gegen Alba Berlin zehn Punkte für den FC Bayern.

(Foto: Hanne Rauchensteiner)

Beim 85:73 im zweiten Playoff-Halbfinale punkten sechs Bayern-Profis zweistellig zum 1:1-Ausgleich gegen Berlin. Die Münchner haben nun ein weiteres Heimspiel sicher.

Von Joachim Mölter

Am Donnerstagabend war in Münchner bestes Biergartenwetter, doch der im Westpark gelegene Hopfengarten war eher schwach besucht. Dafür drängten sich nebenan in der ehrwürdigen Basketball-Halle 6700 Menschen; die bekamen dort zwar kein schönes Spiel zu sehen, aber immerhin einen 85:73 (46:37)-Sieg des FC Bayern München über Alba Berlin. In der Halbfinalserie um die deutsche Meisterschaft hat der Titelverteidiger damit die Best-of-five-Serie zum 1:1 ausgeglichen und sich zumindest ein weiteres Heimspiel erkämpft: Das wird am kommenden Dienstag (20 Uhr) ausgetragen; dazwischen geht es am Sonntag (16 Uhr) in Berlin zur Sache.

Schön war's nicht, was die beiden Mannschaften dem Publikum boten, aber höchst intensiv, von Beginn an. Man merkte den Münchnern an, dass sie um Wiedergutmachung bemüht waren nach ihrer blutleeren Vorstellung beim 55:81 am Pfingstsonntag. Das war die geringste Punkt-Ausbeute in dieser Saison gewesen für das offensivstärkste Team der Basketball-Bundesliga (89,5 Zähler im Schnitt), und Trainer Svetislav Pesic hatte seinen Männern danach den Auftritt einer Junioren-Mannschaft bescheinigt. Wie zur Demonstration wurden in der ersten Viertelpause der Partie die U19-Junioren des FC Bayern für den Gewinn des deutschen Meistertitels geehrt, nicht ohne den dezenten Hinweis des Hallensprechers, dass sie den Nachwuchs von Alba im Halbfinale bezwungen hatten.

Die Unparteiischen gaben 60 Freiwürfe - ein Zeichen, dass einfache Körbe selten waren

Es war dann zufälligerweise auch Münchens Jüngster, der 21 Jahre alte Flügel- spieler Paul Zipser, der wesentliche Impulse gab. Früh eingewechselt von Pesic - wohl auch, weil in Heiko Schaffartzik (Wadenverletzung) der gewohnte Energielieferant von der Bank fehlte -, war er in der ersten Halbzeit nicht nur wegen seiner neun Punkte auffälligster Akteur; vier davon erzielte er allerdings von der Freiwurflinie. Von dort rauschte der Ball überhaupt am meisten durchs Netz, ein Beleg für die harte Abwehrarbeit beider Teams, die schon nach wenigen Minuten ihre Foulgrenze überschritten hatten und fortan eben zur Linie schritten. Insgesamt sprachen die Unparteiischen den Teams mehr als 60 Freiwürfe zu, ein Zeichen dafür, dass kaum einfache Körbe zugelassen wurden. Berlins Bester zum Beispiel, der zum wertvollsten Spieler der Hauptrunde gekürte Jamel McLean, kam in der ersten Halbzeit ausschließlich von der Freiwurflinie zum Erfolg, insgesamt erzielte er so zehn seiner 16 Zähler.

Es war also ein zähes Schieben und Ringen, die Münchner schienen zu Beginn des zweiten Viertels die Oberhand zu gewinnen - 33:22 (14.). Doch die Berliner ackerten sich mit einem 10:1-Lauf zurück. Nach dem 46:37 zur Pause kamen die Gäste sogar etwas besser zurück ins Spiel und nach einigen Ballgewinnen sowie daraus resultierenden leichten Körben sogar wieder einmal zu einer Führung (50:49/24.). Die war aber nur von kurzer Dauer, anschließend begannen wieder die langatmigen Spaziergänge an die Freiwurflinie. Die Münchner setzten sich etwas ab (61:52/29.), die Berliner kamen immer wieder zurück und blieben lange gefährlich nahe in Schlagdistanz (71:68/35.). Erst in den letzten fünf Minuten kontrollierten die FC-Bayern-Basketballer die Partie. Angeführt von Kapitän Bryce Taylor (14 Zähler) punkteten insgesamt sechs FC-Bayern-Profis zweistellig und sorgten damit dafür, dass Alba Berlin weiter auf den ersten Playoff-Sieg in München warten muss.

Vor zwei Jahren verloren die Berliner die Viertelfinalserie bekanntlich 0:3, voriges Jahr das Finale 1:3. In diesem Jahr sieht alles nach einem 3:2 aus - offen ist bloß, für wen.

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