CDU und die Homo-Ehe:Herr Tauber hat 'ne Frage

Peter Tauber

CDU-Generalsekretär Peter Tauber

(Foto: dpa)
  • CDU-Generalsekretär Peter Tauber erntet auf Facebook mehr als 10 000 Kommentare für die schlichte Frage, welche Haltung die Nutzer zur "Ehe für alle" haben.
  • Der Post von Tauber darf als kleine Provokation gegen die Ewiggestrigen in der eigenen Partei verstanden werden.
  • Tauber hat sich schon früh für die Belange Homosexueller eingesetzt.

Von Thorsten Denkler, Berlin

Am Donnerstagmorgen um 8:58 Uhr hat Peter Tauber mal 'ne Frage. "Mich interessiert Eure Meinung zur 'Ehe für alle'", postet der Generalsekretär der CDU auf seiner Facebook-Seite. Ein einfaches Ja oder Nein reicht ihm.

Was dann passiert, dürfte auch Tauber überrascht haben. Gut 24 Stunden später ist der unscheinbare Aufruf mehr als 10 000 Mal kommentiert worden. Mehr als 2000 Menschen haben ihre "Gefällt mir"-Marke hinterlassen. Wie ein Stich ins Wespennest. Allerdings in ein irisches.

Die Iren haben am vergangenen Wochenende in einer Volksabstimmung die Ehe für homosexuelle Paare geöffnet. Mit überraschend großer Mehrheit. Seitdem sind auch die Unionsparteien CDU und CSU in Deutschland unter Druck, ihre Haltung zu überdenken. Es fehlen zwar im Kern nur noch das vollständige Adoptionsrecht und der Name "Ehe" statt "eingetragene Lebenspartnerschaft" für die vollständige Gleichstellung. Aber in gewissen Teilen der Union wird die Frage diskutiert, als würde der Untergang des Abendlandes drohen.

Tauber jedenfalls hat mit seinem Post fast ausschließlich Ja-Positionen gesammelt. ‪Ein Silvio Bernadowitz sagt "Ja". Auch als CDU-Mitglied, wie er angibt. Er verstehe das Argument nicht, dass mit der Ehe Kinder gefördert werden sollen, wie einige der wenigen Nein-Sager unter Taubers Post argumentieren. "Was bitte hat Ehe damit zu tun, dass Kinder Vater und Mutter haben sollen? Wenn man sieht, wie viele Kinder in heterosexuellen Familien untergehen, sie weder Liebe noch Zuneigung erfahren, man sich nicht mit ihnen beschäftigt oder gar misshandelt ... sehen wir das doch als Chance, diesen Kindern eine neue Heimat zu geben." Und: "Warum soll es Liebe zweiter Klasse in Deutschland geben? Mut zu mehr Offenheit!"

Ein Mike Kleiß sagt ebenfalls "Ja! Sonst trete ich nicht in die CDU ein." Er gehört zu den wenigen, die darauf sogar eine direkte Antwort von
‪ Peter Tauber bekommen: ‪ "Wir sind die einzige Volkspartei", schreibt der. "Das bedeutet, dass es immer viele Meinungen gibt. Nur wer dabei ist, kann etwas ändern."

Das könnte auch ein Hinweis sein auf die Haltung, die Tauber selbst zu der Frage hat. Auf Facebook nämlich äußert er sich nicht eindeutig. Eine Stellungnahme ist von ihm auf Nachfrage nicht zu bekommen.

Aber im vergangenen Jahr lud er die Lesben und Schwulen Union (LSU) ein, ihren Jahresempfang in der Berliner CDU-Parteizentrale zu geben. Es war die erste offizielle Einladung aus der Parteizentrale an die LSU überhaupt. Tauber bot sich auch gleich als Hauptredner des Empfangs an. Schon in seiner Bewerbungsrede für das Amt des Generalsekretärs ließ er auf dem Berliner Parteitag 2014 durchblicken, dass er für die Gleichstellung homosexueller Paare ist.

So deutlich positioniert er sich in der Woche nach dem Irland-Referendum nicht mehr. Irgendwann in der laufenden Facebook-Debatte dankt er lediglich "für die vielen Kommentare". Und allen, "die mit unterschiedlichen Meinungen hier fair umgehen und diese akzeptieren und zulassen". Leider könne er aber nicht alle Kommentare lesen.

Sein Facebook-Post dürfte aber trotz seiner Zurückhaltung als kleine Provokation gegen die Ewiggestrigen in der Partei verstanden werden, die an der Ehe als Exklusiv-Veranstaltung von Paaren aus Mann und Frau festhalten wollen. Neben ganzen Staffetten von Ja´s findet ein Rüdiger Nijenhof: "Kinder sollten Mutter UND Vater haben. Alles andere ist demgegenüber einfach nicht gleichwertig. - Daher: Sorry, aber NEIN." Tauber fragt nach: "Und was machen wir dann mit den Ehen, aus denen keine Kinder hervorgehen?"

Eine Antwort gibt auch Tauber selbst nicht. Aber klar wird mit der Frage, wo für ihn die Reise hingehen sollte. Die breite Zustimmung zur "Ehe für alle" dürfte ihn darin bestärkt haben.

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