Fifa-Präsidentschaftswahl:"Neuanfang sieht anders aus"

Fifa-Präsidentschaftswahl: Protest gegen den Fifa-Kongress in Zürich.

Protest gegen den Fifa-Kongress in Zürich.

(Foto: AFP)

Schwarzer Tag, Tiefpunkt, Fifa-nonsens: Funktionäre, ehemalige Sportler und Politiker verleihen ihrer Enttäuschung über die Wiederwahl Blatters Ausdruck. Eine Auswahl.

Wolfgang Niersbach, DFB-Präsident und neues Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees: "Nach den Ereignissen der letzten Woche ist ein Gegenwind zu spüren gewesen, der am Ende aber nicht stark genug war, um auch den von uns gewollten Wechsel herbeizuführen. Innerhalb der Uefa herrschte der Eindruck, dass Prinz Ali eine Chance hat. Dass Blatter sich groß ändern wird, glaube ich nicht. Mit 79 Jahren hat man seinen Stil ja entwickelt. Meine größte Sorge ist, dass es nicht gelingt, Ruhe reinzubekommen. Wir brauchen eine starke Fifa, das ist unglaublich schwierig."

Luís Figo, kritisierte die Wiederwahl von Joseph Blatter als Fifa-Präsident mit deutlichen Worten. "Heute ist ein weiterer schwarzer Tag in Zürich. Die Fifa hat verloren, aber vor allem hat der Fußball verloren und jeder, der sich wirklich darum sorgt", sagte der frühere portugiesische Fußball-Star, der seine eigene Kandidatur für das Amt zurückgezogen hatte.

"Dass Blatter, der verantwortlich für den Punkt ist, an dem die Fifa heute steht, wiedergewählt wird, zeigt, wie krank diese Organisation ist", sagte Figo. Dass Blatter nach dem jüngsten Korruptionsskandal mit Festnahmen von sieben Fußball-Funktionären in Zürich erklärt hatte, er könne nicht alle kontrollieren, "beleidigt die Intelligenz von jedem", erklärte Figo.

Uefa-Chef Michel Platini lobte den unterlegenen Herausforderer Prinz Ali al-Hussein für dessen "bewundernswerten Wahlkampf", ohne den wiedergewählten Joseph Blatter zu erwähnen. "Ich bin stolz, dass die Uefa die Bewegung für einen Wechsel verteidigt und unterstützt hat. Ein Wechsel ist meiner Meinung nach entscheidend für die Organisation, um die Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen", teilte Platini in einer Uefa-Stellungnahme mit. Platini, der wie große Teile der Uefa al-Hussein unterstützte, hatte Blatter noch am Donnerstag zum Rücktritt aufgefordert.

Dietmar Hamann, früherer Nationalspieler, twitterte: "Dieser Fifa-Nonsens ermüdet mich. Die Tatsache, dass wir eher darüber reden, wer den Fußball regiert, als wer ihn spielt, sagt schon alles."

Heiko Maas, Bundesjustizminister, teilte per Twitter mit: "Neuanfang sieht anders aus."

Katrin Göring-Eckardt, Fraktionsvorsitzende der Grünen, sagte: "Das ist ein schlechter Tag für den Weltfußball. Mit der Wahl von Blatter hat die Fifa gezeigt, dass sie sich nicht reformieren kann. Die Organisation versinkt immer weiter in der Korruption. Vom Fifa-Kongress ging keine Aufklärung aus, sondern es herrscht Funktionärsstarrsinn. Der Weltsport Fußball ist an einem Tiefpunkt angelangt. Auch die europäischen Vertreter der Uefa agieren ohne Konzept."

Leo Windtner, Präsident des Österreichischen Fußball-Bundes: "Prinz Ali hat einen echten Achtungserfolg erzielt, und das spricht für seine Persönlichkeit. Dieses Ergebnis ist zugleich auch ein Signal an die Fifa und Sepp Blatter, die angekündigten Reformen und Schritte für Sauberkeit und Glaubwürdigkeit sofort anzugehen. Insbesondere erwarten wir, dass bei der morgen stattfindenden Sitzung des Exekutivkomitees der bisherige Status hinsichtlich der Startplätze bei Weltmeisterschaften für Europa weiterhin erhalten bleibt."

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