Erding:Reservat mit Grabhügel

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Ein Hügel wie jeder andere? Die Informationstafel in Eichenkofen klärt den Passanten über die Bedeutung der Erhebung auf. (Foto: Renate Schmidt)

Die Stadt Erding bemüht sich bei der Regierung von Oberbayern um einen offiziellen Status für den archäologischen Brennpunkt bei Eichenkofen. Weitere Informationspunkte in der Altstadt sind geplant

Von Denis Giessler, Erding

Der Eichenkofener Grabhügel und seine Umgebung sollen ein "Archäologisches Reservat" werden. Wie der Archäologe und Leiter des Museum Erding, Harald Krause, sagt, verhandelt die Stadt Erding bereits mit dem Bezirk Oberbayern, in den kommenden Wochen entscheidet der Bezirkstag. Weiter laufen auch die Bemühungen um Landwirte, die Teile ihres Grundes von der intensiven Landwirtschaft ausnehmen und dem Kulturlandschaftsschutz zur Verfügung stellen sollen. Laut Krause möchte die Stadt zudem weitere so genannte extramuseale Informationspunkte in der Altstadt schaffen. Bisher gibt es drei dieser Punkte, der Eichenkofener Grabhügel gehört auch dazu.

Der Grabhügel ist bereits aus der Ferne gut zu erkennen, er befindet sich auf halber Strecke zwischen Berglern und Eichenkofen. Vor einem Jahr wurde er angelegt, jetzt überwuchert ihn mannshohes Gras. Dazwischen wachsen Salbei, Kamille und Frauenmantel, Mohnblüten geben ein paar Farbtupfer hinzu. Neben dem Grabhügel steht eine Informationstafel, die diesen Platz als "authentischen Ort" ausweist. Die Idee für die Informationspunkte hatte Krause. Seit Mai leitet er das Museum und ist für das Projekt verantwortlich. Von ihm ging auch die Initiative aus, den Informationspunkt am Grabhügelfeld als archäologisches Reservat anzulegen, wie er sagt: "In der Vergangenheit gab es auf den Feldern bei Eichenkofen mehr als hundert Grabhügel, die wegen der intensiven Nutzung, Bodenerosion und Trockenlegungen allmählich abgetragen wurden. Dem wollen wir entgegenwirken." Bereits in der mittleren Bronzezeit um 1600 vor Christus wurden bei Eichenkofen Menschen bestattet. Nach Angaben des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege gab es in den 1930er Jahren noch etwa neunzig sichtbare Grabhügel, bis 1976 sank ihre Zahl auf 58.

Das Grundstück als Reservat offiziell anerkennen lassen, ist jedoch schwierig: "Wegen der Kombination unterschiedlicher Schutzziele gab es keine Regelungen und keine Formulare", sagt er. "Mittlerweile konnten wir den Dschungel aber ein wenig lichten." Bislang hätten zwei Ausschüsse den Antrag positiv bewertet, die endgültige Entscheidung stehe jedoch noch aus und soll bald fallen. Wäre sie positiv, hätte Krause einen Präzedenzfall geschaffen. Dann könnten Fördergelder beantragt werden. "Wir könnten uns mit den Landbesitzern zusammensetzen und mit Ausgleichszahlungen Anreize schaffen, dass die Landwirte Teile des Landes dem Kulturlandschaftsschutz zur Verfügung stellen." Davon könne eine Signalwirkung in die anderen Landkreise ausgehen.

Errichtet wurde der Informationspunkt im Zuge des 2012 gebauten Radweges von Eichenkofen nach Berglern. Daraufhin entschied die Stadt Erding, das sich in ihrem Besitz befindliche etwa 7000 Quadratmeter große Grundstück als archäologisches Reservat zur Verfügung zu stellen. Im Frühsommer 2014 wurde der Grabhügel aufgeschüttet und heimische Kräuter- und Gräsermischungen ausgesät, die auf den Feldern wegen der intensiven Landwirtschaft mittlerweile nicht mehr wachsen. "Wir haben hier eine große Artenvielfalt, im Sommer erstrahlt ein regelrechtes Blütenmeer", sagt Krause. Das Gras stehe aktuell so hoch, weil das Grundstück extensiv bewirtschaftet werde. "Mittlerweile kommen sogar Wiesenbrüter wie die Feldlerche, deren Brutzeit wir natürlich berücksichtigen." In einer Hecke wachsen heimische Gehölze wie Eiben und der wollige Schneeball. Die Bündelung von Denkmal-, Natur- und Kulturlandschaftsschutz auf einer Fläche sind dem 39-Jährigen wichtig, wie er sagt, und für ihn "ein absolutes Novum in Sachen Flächensparen." Das Grundstück wurde mittlerweile in das EU-Ökokonto der Stadt Erding aufgenommen.

Für die Zukunft kann sich Krause weitere Informationspunkte in der Erdinger Altstadt vorstellen. Bislang gibt es zwei "authentische Orte" im Erdinger Stadtgebiet, einer erinnert in Klettham an das Reihengräberfeld, der andere wurde jüngst an der Erlöserkirche in Klettham eröffnet. Die Infopunkte verknüpfen das Museum Erding mit den "Originalschauplätzen vor Ort". An den ehemaligen Stadttoren würde Krause gern weitere Infopunkte installieren. Von den ursprünglich vier Stadttoren steht nur noch das Osttor, der Schöne Turm. Krause möchte die mittelalterliche Stadtbefestigung in den Alltag der Menschen zurückholen: "So können wir wichtige historische Elemente hervorheben und neue Tourismusangebote schaffen."

© SZ vom 01.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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