Reptilien in Dachau:Einzug der Exoten

Lesezeit: 1 min

An der Amper sonnen sich Schildkröten. Die Tiere sind vermutlich ausgesetzt, jedoch können sie hier überleben

Von Leonie Sanke, Dachau

Regungslos sonnen sie sich auf einem im Wasser treibenden Stamm. Als Bettina Naumann aus Dachau bei einer Radtour vier Schildkröten in der Amper sieht, traut sie ihren Augen kaum: "Seit wann sind Schildkröten denn bei uns heimisch?", fragt sie sich völlig überrascht. Knapp 30 Zentimeter lang sind die Tiere, schätzt sie. Geistesgegenwärtig schießt Naumann ein Beweisfoto von ihrer Entdeckung.

Sybille Hein, Naturschutzbeauftragte des Landratsamts Dachau, hat die Antwort auf die Schildkrötenfrage: Ja, es gibt auch in Bayern heimische Schildkröten, genauer gesagt Sumpfschildkröten. Hein selbst hat ebenfalls bereits Schildkröten in der Amper gesichtet, am Maisach-Zufluss. Die jedoch haben sich nach genauerer Untersuchung als nicht heimisch entpuppt. "Die Wahrscheinlichkeit, hier ein ausgesetztes Exemplar zu finden, ist sehr groß", sagt sie. Es hielten sich zwar immer noch Gerüchte über echt bayerische Sumpfschildkröten in der Amper, doch seien diese nie bestätigt worden.

Roderich Zauscher, Tierarzt und Vorsitzender der Kreisgruppe Dachau des Bundes Naturschutz, kann Heins Einschätzung nur zustimmen. Er hat sich die Bilder der am vergangenen Sonntag gesichteten Schildkröten selbst angesehen. Die Identität der fraglichen Schildkröten, sagt Zauscher, könne nicht eindeutig geklärt werden - "das Foto ist zu unscharf". Sollten die Tiere keine heimischen Sumpfschildkröten, sondern exotische Tiere sein, wäre das für Zauscher ganz klar Tierquälerei. Ausgesetzte Exemplare können zwar auch in der Amper überleben, sich dort aber eigentlich nicht vermehren. "Ihre Eier sind nicht für das bayerische Klima geschaffen", erklärt Zauscher. Sollten sich die Tiere doch fortpflanzen, sei das auch ökologisch bedenklich. "Alle eingeschleppten Arten haben bisher gezeigt, dass das zu nichts Gutem führt", sagt der BN-Vorsitzende.

Zu erkennen seien ausgesetzte Schildkröten häufig an einem gelben Rand um den Panzer. Meistens handelt es sich laut Hein dabei um Rotwangige Schmuckschildkröten. "Wenn sie zu groß fürs Terrarium werden, setzen ihre Besitzer die Tiere einfach aus", sagt sie.

Wer eine exotische Schildkröte entdeckt, dem rät Zauscher: "Einfach in Ruhe lassen und sich an dem seltenen Anblick erfreuen." Denn in ein Terrarium gehören die Tiere seiner Meinung nach noch weniger als in die bayerische Wildnis. Am besten geht es Schildkröten eben wie allen anderen Wildtieren auch in ihrer natürlichen Umgebung - egal ob Schmuckschildkröte oder bayerische Sumpfschildkröte.

© SZ vom 03.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: