Puchheim:Kritik am Siegerentwurf für die neue Mitte

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Alte Schule FFGR56376 3.6.2015 Puchheim Alte Schule mit Jugendzentrum Foto: Günther Reger (Foto: Günther Reger)

Bürgerinitiative fürchtet, dass die geplanten Neubauten für Bücherei, Volkshoch- und Musikschule zu massiv ausfallen. In einem Glashaus kann sich jeder selbst ein Bild von den Plänen machen. Es wird am kommenden Samstag eröffnet

Von Peter Bierl, Puchheim

Die Bürgerinitiative "Freunde des Alten Schulhauses in Puchheim-Bahnhof" ist mit dem Entwurf der Sieger des Wettbewerbs für die Umgestaltung des Ortszentrums nicht zufrieden. Die vorgesehenen neuen Bauten neben der alten Schule seien zu massiv und würden die Belichtung einschränken, warnen Eduard Knödlseder und Johannes Haslauer, die Sprecher der Gruppe. Sie fordern, Elemente aus allen fünf preisgekrönten Planungen des Wettbewerbs zu kombinieren.

Die Siegerplanung der Münchner Architekten Stefan Behnisch und Robert Hösle platziert große öffentliche Bauten für Musikschule, Volksschule und Bücherei neben der alten Schule. Dabei handelt es sich um zwei polygonale Gebäude mit bis zu vier Stockwerken. "Das Baufeld ist zu klein. Die Neubauten werden extrem komprimiert und verdichtet", warnte Knödelseder. Die Gartenseite der Alten Schule würde verstellt und das Gebäude damit in einem wesentlichen Bestandteil, nahezu vollständig seiner Wirkung beraubt, argumentieren Knödlseder und Haslauer.

Zudem werde die Belichtung des alten Schulhauses durch die Neubauten "erheblich eingeschränkt". Das wiederum dürfte sich negativ auf mögliche Nutzungen des Altbaus auswirken. Andere Siegerentwürfe würden bessere Lösungen für die Anordnung der neuen Bauten, die Eingänge sowie die Vorplätze bieten. Die Alte Schule könnte an beiden Hauptfassaden voll zur Geltung kommen. Die Belichtungen und Ausblicke an der Südseite des alten Schulgebäudes wären möglich.

Insbesondere der vierte Preis weist nach Ansicht der Initiative gut proportionierte Hof- und Platzausbildungen auf. Die Baukörper für Musikschule, Bibliothek und VHS würden die Maßstäblichkeit des Schulhauses aufgreifen und einen gut proportionierten Hofraum bilden. Gelobt wird auch der überdachte Verbindungsgang, der Musikschule, Alte Schule und Bibliothek zusammen führen würde.

Dieser vierte Preis ging an den Architekten Harald Meyer und die Landschaftsarchitektin Karin Bukies aus Hannover. Das Preisgericht lobte wie die Initiative Dimension und Proportion und insbesondere ein Forum, das zwischen Alter Schule sowie den Neubauten entstünde. Auch das Nutzungskonzept sowie der überdachte Gang wurden positiv hervorgehoben. Kritisiert wurde von der Jury hingegen die Anordnung von Stellplätzen zwischen Pfarrhaus und Musikschule sowie am Friedhof.

Knödelseder kritisierte auch ein bodengleiches Fontänenfeld, das am Grünen Markt installiert werden soll. "Wenn der Platz weiter als Markt oder für Feste genutzt werden soll, geht das Fontänenfeld schnell kaputt oder der Platz ist nur noch außen nutzbar", sagte er der SZ.

Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) verteidigte den Siegerentwurf. "Ich bin nach wie überzeugt von der Qualität", sagte er der SZ am Donnerstag. Es sei besser den Grünen Markt als zentralen Platz aufzuwerten und zu beleben, statt einen zweiten Platz hinter der Schule einzurichten. Der Entwurf von Behnisch und Bösle lasse die Frontseite der Alten Schule zum Markt hin voll zur Geltung kommen, bei den anderen Entwürfen würden die Neubauten dem Altbau Konkurrenz machen. Die neue Wegeverbindung vom Grünen Markt zur Kennedywiese funktioniere und werde sicher angenommen, betont der Puchheimer Rathauschef.

Allerdings kann sich Seidl durchaus mit dem Vorschlag der Initiative anfreunden, Elemente aus anderen entwürfen aufzugreifen. "Über die Höhenentwicklung und die Abstände der Neubauten sowie die Nutzungen kann man noch reden", betonte er. Ende März hatte Seidl die insgesamt 20 Entwürfe aus einem Wettbewerb zur Umgestaltung des Ortszentrums präsentiert. Allesamt sehen einen Erhalt der alten Schule vor. Dabei favorisierte er bereits den Entwurf von Behnisch und Hösle. Die drei Siegerentwürfe sind derzeit im Eingangsbereich des Rathauses ausgestellt.

Sie werden vom 6. Juni bis zum 20. Juli in einem Glashaus auf dem Grünen Markt zu sehen sein. In dieser Zeit wird es auch öffentliche Veranstaltungen geben, auf denen die Bürger mit den Architekten über die Vorschläge diskutieren können. Anschließend sollen alle Stellungnahmen dokumentiert werden. Nach den Sommerferien werde dann der Stadtrat entscheiden, kündigte der Bürgermeister an. Ursprünglich wollte Seidl bereits im Juli einen Beschluss fassen, um das Projekt Ortszetrum, über das seit mehr als zehn Jahren debattiert wird, voranzubringen

Die Bürgerinitiative "Freunde der alten Schule" hat sich vor fast sieben Jahren gebildet, als CSU und SPD das alte Schulhaus abreißen und durch ein großes Rat- und Bürgerhaus ersetzen wollten. Dieses Gebäude wurde 1929 im Heimatstil errichtet und komplettierte das Zentrum der jungen Siedlung am Bahnhof. Knödlseder, Diplomingenieur von der Fachhochschule für Architektur, der früher im Amt Denkmalschutz der Stadt München tätig war, zeigte damals, wie gut das Gebäude, in dem das Jugendzentrum untergebracht ist, erhalten ist und dass Elemente wie Fenster, Eingangstür oder Dach noch aus der Bauzeit stammen.

Das Engagement der Initiative rüttelte die Puchheimer auf, obwohl der damalige Bürgermeister sie als fundamentalistisch abqualifizierte, ein Bürgerentscheid stand im Raum. Als schließlich der hohe Preis für einen großen Neubau im Raum stand, rückten die beiden großen Fraktionen von ihrem großen Wurf ab.

Das Glashaus öffnet am Samstag, 6. Juni, um 10 Uhr. Es ist werktags von 10 bis 16, donnerstags bis 20 Uhr und samstags von 9 bis 12 Uhr zugänglich.

© SZ vom 05.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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