Klimawandel:Stromexporte gefährden deutsches Klimaziel

Ursprünglich sollten die Treibhausgas-Emissionen bis 2020 um 40 Prozent unter den Stand von 1990 sinken. In der Sondierungsvereinbarung vom vergangenen Freitag gestehen die Verhandler stillschweigend, dass Deutschland dieses Ziel verfehlen werde. (Foto: Federico Gambarini/dpa)
  • Deutschland könnte seine Klimaziele verpassen, weil zu viel Energie aus umweltschädlichen Kohlekraftwerken exportiert wird.
  • Das geht aus einer Studie des Berliner Thinktanks Agora hervor. Die Experten rechnen mit einer weiteren Zunahme der deutschen Kohlestromexporte.

Von Michael Bauchmüller

Kohlestrom verdrängt Gaskraftwerke

Deutscher Kohlestrom drückt im Ausland zunehmend klimafreundliche Gaskraftwerke aus dem Markt. Das geht aus einer Studie des Berliner Thinktanks Agora Energiewende hervor, die der Süddeutschen Zeitung vorliegt. Da die damit verbundenen Emissionen stets im Herkunftsland des Stroms verbucht werden, drohe Deutschland durch die hohen Exporte bis 2020 sein Klimaziel zu verpassen.

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Seit Wochen wehren sich die Stromkonzerne gegen Pläne, Kohlekraftwerke mit einer Abgabe zu belegen. Jetzt schert einer aus: EnBW.

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Rund sechs Prozent des hiesigen Stroms werden ins Ausland verkauft, so viel wie nie. Die Kohle profitiere dabei von der Krise des europäischen Emissionshandels, der derzeit nur geringe Preisaufschläge für fossile Energie erzeugt, heißt es.

Widerstände gegen Klimaschutzinstrument sind groß

Zwar soll dieses System reformiert werden. Doch diese Reform komme zu spät, um das deutsche Ziel noch zu retten. "Ohne ein nationales Klimaschutzinstrument werden die deutschen Kohlestromexporte weiter zunehmen", warnt Agora-Chef Patrick Graichen.Durch neue grenzüberschreitende Stromleitungen würden die Ausfuhren noch wachsen.

Das Bundeswirtschaftsministerium hatte ein solches Klimaschutzinstrument zuletzt vorgeschlagen, es würde insbesondere ältere Braunkohlekraftwerke weniger rentabel machen. Die Widerstände allerdings sind groß.

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