Team Wallraff: RTL undercover:Schlecht verkleidet?

"Team Wallraff - Reporter undercover"

Enthüllungsjournalist Günter Wallraff und sein Undercover-Team sind wieder im Einsatz.

(Foto: Stefan Gregorowius/RTL)

Die Marseille Kliniken AG wettert gegen "Team Wallraff". In einer Pflegeeinrichtung hätten Reporter vorgetäuscht, einen Platz für ihre Mutter zu suchen. Auf seiner Homepage reagiert das Unternehmen in harschem Ton.

Von Hans Hoff

Wenn an diesem Montag das Team Wallraff auf Sendung geht, dürfte den Undercover-Reportern von RTL die Aufmerksamkeit zumindest eines Unternehmens sicher sein. Die Marseille Kliniken AG hat nämlich schon im Vorfeld der Sendung eine bittere Beschwerde über die Vorgehensweise des Teams auf seiner Homepage veröffentlicht.

Dort wird von einem Besuch zweier Personen berichtet, die am 22. Mai eine Pflegeeinrichtung in Oldenburg besucht haben sollen. Sie hätten vorgetäuscht, einen Platz für ihre Mutter zu suchen und sich vor allem für die Verpflegung interessiert. Einen der Besucher habe man rasch als schlecht verkleideten Günter Wallraff erkannt.

Wallraff schlecht verkleidet? Auffallend an der Darstellung ist vor allem der harsche Ton. Da wird Wallraff ein narzisstischer Drang nach Selbstdarstellung unterstellt, er wird bezeichnet als "eitler Sheriff", der tief gefallen sei. Illustriert wird die drastische Darstellung mit Grafiken, die einen der Reporter mit nacktem Hintern auf der Toilette zeigen und Wallraff selbst in einem Kochtopf. "Die Art der Aufmachung spricht für sich", sagt RTL-Sprecher Matthias Bolhöfer dazu und kündigt an: "Wir werden ganz sicher und auch deutlich darauf reagieren."

Juristische Rückendeckung vom Sender

Ob die Oldenburg-Recherche tatsächlich Teil der Sendung sein wird, verrät man nicht bei RTL, wo man über die Werbung durchaus erfreut sein dürfte. Die Marseille Kliniken AG habe aber frühzeitig Gelegenheit zur Stellungnahme bekommen. Im Gegenzug sei RTL eine Rechnung von knapp 300 Euro ins Haus geflattert. Für die durch die Anfrage ausgelösten Recherchekosten, habe es geheißen. Auf ähnliche Weise hatte Marseille kürzlich schon eine Anfrage des Spiegel mit einer Rechnung gekontert.

Nach Angaben des Mediendienstes Kress hat Marseille auch Strafanzeige gegen die beiden Reporter erstattet. Die Oldenburger Staatsanwaltschaft ließ eine Anfrage dazu bis Sonntag unbeantwortet, auch eine Anfrage bei Marseille brachte darüber zunächst keine Klarheit. "Sollte sich das bestätigen, sehen wir dem äußerst gelassen entgegen", sagt RTL-Sprecher Bolhöfer. Team Wallraff erhalte vom Sender selbstverständlich juristische Rückendeckung.

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