Der Sportclub Unterpfaffenhofen-Germering (SCUG) steckt in der wohl schwierigsten Führungskrise seiner Geschichte. Wenn es den Mitgliedern in einer Sonderversammlung Ende des Monats nicht gelingt, ein neues Präsidium zu wählen, hätte das nicht nur finanzielle Folgen für den Verein. Denn dann würde das Amtsgericht nach Vereinsrecht einen Verwalter einsetzen. Diese Situation will der amtierende Präsident Herbert Böck vermeiden. Für ihn soll ein Nachfolger gefunden werden, doch unter den 1600 Mitgliedern hat sich bei der Jahresversammlung kein Kandidat gefunden. Nun soll es einen zweiten Versuch geben, die krisenhafte Entwicklung zu beenden.
"Ich bin mir sicher, dass die Sache geklärt wird und der Verein nach dem 23. Juni nicht ohne Präsidium dasteht", sagt Herbert Böck optimistisch. Wie das gelingen kann, darüber zerbrechen sich seit der Jahresversammlung vor ein paar Wochen die Noch-Verantwortlichen die Köpfe. Sie sind in Amt und Würden und müssen in der für 23. Juni angesetzten Wiederholung der Hauptversammlung erst noch formell entlastet werden. Zu Schulden kommen haben sie sich freilich nichts, nur eine inzwischen erledigte Unklarheit in der Kasse, so Böck, habe dazu geführt, dass es nicht zu der so wichtigen Entlastung gekommen sei. Böck und Vize Herbert Schäffer sind seither auf der Suche nach einem geeigneten Nachfolger an der Spitze des Vereins. "Die fähigsten Leute sitzen in den Abteilungen", sagt Böck lobend, schränkt aber gleichzeitig ein: "Sie waren nicht zu motivieren." Böck ist inzwischen 60 Jahre alt, ein Jahr jünger als der SC selbst, er war 31 Jahre ehrenamtlich tätig, davon 16 Jahre lang als Präsident. Vor zwei Jahren hat er den Mitgliedern schon angekündigt, dass er heuer aufhören möchte. "Doch das hat niemand ernst genommen." Er sei nun im "Rentenalter für Funktionäre", jetzt müsse es ein anderer machen. Doch wer?
Dem SCUG geht es dabei wie vielen anderen Vereinen, nicht nur im sportlichen Bereich wollen immer weniger Vereinsmitglieder Verantwortung übernehmen. Als zu viel sehen sie die Arbeit an, die mit einer Funktion verbunden ist, sei es als Beisitzer, Schriftführer oder gar als Vorsitzender. Dem kommt neben der immer umfangreicher werdenden organisatorischen Arbeit auch eine stärker werdende öffentliche Position zu. Denn zu allem soll ein Vorsitzender oder Präsident Stellung nehmen - sei es nun auf Fragen der Verwaltung, anderer Stellen oder der Medien. Was alles auf einen Präsidenten zukommt, das haben Böck und Schäffer in einen Aufgabenkatalog geschrieben, die geeignete Kandidaten vorher lesen sollen. "Ich helfe dem Neuen auch, wenn er im Amt ist", versichert Böck. Der Inhaber einer Elektroinstallationsfirma sagt, dass der Verein wie ein Betrieb zu führen sei. Möglicherweise habe deshalb noch niemand Interesse gezeigt.
Vielleicht aber spielen auch andere Ereignisse eine Rolle, die den Posten gerade jetzt als wenig attraktiv erscheinen lassen. So steht im kommenden Jahr die 60-Jahr-Feier des SC an - ein Jubiläumsprogramm, das einen Präsidenten ganz schön fordern kann. Und dann ist da noch die nötige Sanierung der Stadiontribüne, die Überwachung der Abteilungen ganz generell, die Buchführung und die neue Regelung zur Prävention vor sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche und das Vereinsheim, in dem es zwei Pächterwechsel gegeben hat. Aufgaben also, die nach Einschätzung Böcks zwar Zeit benötigten, aber machbar seien. Was den Verantwortlichen Sorgen bereitet, ist nicht das Desinteresse an dem Führungsgremium, sondern auch die mangelnde Beteiligung an Versammlungen. So waren vor Kurzem nicht einmal 30 Mitglieder gekommen, als der Präsident neu zu wählen war. Das fand Böck beschämend, nicht weil es dabei auch um ihn ging, sondern weil es das Engagement für den Verein zeige. Böck aber lässt sich nicht abbringen: "Wir sind auf der Suche, und eine Lösung wird es geben."