Karstadt:Ausverkauf

Es wird vermutlich nicht viel von der Kaufhauskette übrig bleiben.

Von Caspar Busse

Das Kadewe in Berlin, Oberpollinger in München und das Alsterhaus in Hamburg - das sind die traditionsreichen Luxus-Kaufhäuser in Deutschland. Sie werden gerne auch von zahlungskräftigen Touristen angesteuert und laufen deshalb gut. Die Vorzeigehäuser sind ohne Frage der wertvollste Teil der Karstadt-Gruppe, die mit so vielen Problemen zu kämpfen hat.

Den Betrieb dieser Kaufhäuser gibt der neue Karstadt-Eigentümer, der österreichische Investor René Benko, nun überraschend ab. Thailändische Investoren übernehmen über die italienische Tochter La Rinascente gut die Hälfte des operativen Geschäfts, die wertvollen Innenstadt-Immobilien bleiben freilich bei Benko - ein Indiz, dass der Österreicher offenbar vor allem Interesse an den Standorten und nicht am Einzelhandel hat.

Der Ausverkauf ist kein gutes Zeichen für den Rest von Karstadt. Die Mitarbeiter des defizitären Warenhausunternehmen mit immer noch 80 Standorten in ganz Deutschland haben wirklich kein Glück: Erst gab der Investor Nicolas Berggruen jahrelang ohne Fortune den Sanierer, seit dem vergangenen Jahr hat Benko das Sagen. Auf ihn können die Beschäftigten auch nicht bauen. Sollte Benko wirklich den Zuschlag für den Konkurrenten Kaufhof erhalten, wird es womöglich zu einem Kahlschlag kommen. In vielen Städten wird es dann nur noch ein Warenhaus geben - wenn überhaupt.

© SZ vom 10.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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