Ebersberg:Kreis ordert Zelte für Flüchtlinge

Lesezeit: 2 min

Weil es nicht mehr genügend reguläre Wohnmöglichkeiten gibt, muss im Sommer voraussichtlich auf diese Art der Unterbringung ausgewichen werden. Erste Standorte könnten Vaterstetten und Markt Schwaben sein.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Künftig werden jede Woche 21 neue Flüchtlinge im Landkreis ankommen, ein Teil von ihnen wird voraussichtlich bald in Zelten leben müssen. Es sei die "Ultima Ratio", die Menschen auf diese Weise unterzubringen, das hatte Landrat Robert Niedergesäß in der Vergangenheit immer betont. Allerdings sehen er und seine Mitarbeiter im Landratsamt inzwischen kaum mehr Alternativen - auch ein erneuter, dringender Appell an die Bürgermeister, andere Unterkünfte zu melden, blieb weitgehend erfolglos.

Die Abiturfeier im Vaterstettener Gymnasium kann stattfinden

"Es wäre eine Lösung, mit der man sich zumindest über den Sommer retten könnte", sagte Niedergesäß in einem Pressegespräch am Dienstag. Die ersten Zelte könnten nach Angaben des Landrats in Markt Schwaben und Vaterstetten aufgestellt werden. Die Flüchtlinge in der Vaterstettener Gymnasiumsturnhalle hingegen werden bis zum 18. Juni ausziehen, sodass die Abiturfeierlichkeiten wie geplant stattfinden können.

Die 200 Flüchtlinge werden dann nach fünf Wochen in der Notunterkunft nach Rosenheim verlegt. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass der Landkreis bald wieder im Rahmen des Notfallplans des Freistaats eine große Unterkunft anbieten muss, ist groß. Nach Angaben des Landrats bedeutet das aber nicht, dass dann immer das Humboldt-Gymnasium seine Dreifachturnhalle räumen muss.

"Wir denken an ein Rotationsprinzip", erläuterte der Landrat. So könnten wechselweise auch die Turnhallen des Gymnasiums Kirchseeon und des Gymnasiums Markt Schwaben, wenn dort alle Sanierungsmaßnahmen abgeschlossen sind, genutzt werden. Selbstverständlich, so Niedergesäß, werde man aber auf Veranstaltungen wie etwa die Priesterweihe in Markt Schwaben oder auch die dortige 900-Jahr-Feier Rücksicht nehmen.

Unterkünfte dieser Art werden aber nur in Betrieb genommen, wenn in Bayern auf einen Schlag besonders viele Flüchtlinge ankommen und die regulären Erstaufnahmeeinrichtungen überlastet sind. Sie lösen nicht das Problem, wie der Landkreis die ihm regulär zugewiesenen Asylbewerber unterbringen soll. In einem Brandbrief hat in der vergangenen Woche Landrat Robert Niedergesäß die Bürgermeister noch einmal auf den Ernst der Lage hingewiesen. Man müsse "leider zu verschärften Mitteln greifen". Dazu gehört, dass in einigen Unterkünften mehr Menschen als bisher einquartiert werden.

In den bestehenden Unterkünften müssen mehr Menschen unterkommen

Das gilt beispielsweise für das alte Forsthaus in Anzing, das ursprünglich eigentlich für 30 Menschen umgebaut worden war, in dem nach heftigen Anwohnerprotesten und Appellen der Gemeinde dann aber nur 20 untergebracht wurden. Ebenfalls passieren könnte es, dass sogenannte "Fehlbeleger", also Menschen, deren Asylantrag anerkannt ist oder die zumindest vorerst Bleiberecht haben, aus den Gemeinschaftsunterkünften ausziehen müssen. Weil günstige Wohnungen für diesen Personenkreis kaum zu finden sind, würde auch das die Gemeinden belasten, die rechtlich für die Unterbringung von Obdachlosen zuständig sind.

Um die Unterbringung in Zelten in die Wege zu leiten, hat Stefanie Geisler, Leiterin der Abteilung Soziales im Landratsamt, bereits Kontakt mit mehreren Firmen aufgenommen. Doch der Markt sei schon relativ leer gefegt, möglicherweise wird man auch auf die klassischen Volksfestzelte zurückgreifen. Zumindest in Vaterstetten kommt laut Niedergesäß auch der Festplatz als Standort in Frage, in Markt Schwaben liefen derzeit noch Verhandlungen.

Grafing und Ebersberg kommen laut Niedergesäß als Standorte für weitere Notunterkünfte oder auch Zelte nicht infrage, diese beiden Städte trügen derzeit ohnehin schon die Hauptverantwortung bei der Unterbringung von Asylbewerbern. In Ebersberg leben derzeit 110 Flüchtlinge, in Grafing 128. Es gibt aber auch immer noch einige Gemeinden, in denen überhaupt noch keine Asylbewerber leben: Baiern, Bruck, Forstinning, Frauenneuharting, Hohenlinden und Oberpframmern.

© SZ vom 10.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: