Irak:Praktikanten im Krieg

US-Präsident Obama hat eine gute Strategie im Kampf gegen den IS - doch er setzt sie erschreckend schlecht um.

Von Nicolas Richter

Die militärische Koalition im Irak wirkt so, als hätten sich Praktikanten verabredet, einen Krieg zu führen. Die USA wollen nicht kämpfen, die irakischen Soldaten können es nicht. Mal erklärt das US-Militär, die Stadt Ramadi sei unwichtig; wenn Ramadi dann aber der IS-Miliz in die Hände fällt, klagt der US-Verteidigungsminister, die Iraker hätten nicht gekämpft; wobei er es versäumt hat, sie dafür auszubilden.

Dabei ist die Irak-Strategie von Präsident Barack Obama im Prinzip durchdacht: Es ist richtig, den Schlächtern des IS entgegenzutreten. Es ist richtig, dass die Iraker selbst kämpfen müssen und von den Amerikanern allenfalls unterstützt werden. Und es ist richtig, dass Obama die Ursachen der Auseinandersetzung im Blick hat, die Rivalität zwischen Sunniten und Schiiten.

Das Verstörende an Obamas Irak-Strategie ist also nicht die Strategie, sondern deren Umsetzung. Die USA müssen die irakische Armee schneller und besser ausbilden als bisher und mehr dafür tun, dass Schiiten und Sunniten den Terroristen gemeinsam entgegentreten. Wenn Obama diesen Konflikt nach seinen Überzeugungen lösen möchte, muss er die Iraker rasch zu einer professionellen Gegenoffensive befähigen. Viel Zeit hat er nicht mehr zu verlieren: Bereits in anderthalb Jahren könnte ihm ein Republikaner nachfolgen, und das nächste gefährliche Experiment mit US-Bodentruppen beginnen.

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