Ebersberg:Schlechte Karten für weiteres Gymnasium

Aktuelle Prognosen bis 2032 zeigen, dass die Schülerzahlen für einen Neubau in Poing wohl nicht ausreichen. Nun wollen aber erst einmal die Fraktionen im Kreistag über die Ergebnisse diskutieren

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Die Chancen für den baldigen Bau eines neuen Gymnasiums in Poing stehen schlecht. Eine aktuelle Untersuchung zeigt, dass bis 2032 die Schülerzahlen an den weiterführenden Schulen im Landkreis nur noch leicht steigen werden, der Kreis also auf den Bau eines fünften Gymnasiums bis auf weiteres verzichten kann. Erstmals wurden die aktuellen Erkenntnisse am Mittwoch im Ausschuss für Soziales, Familie und Bildung (SFB) des Kreistags präsentiert, doch auch die Poinger sollen noch in einer Infoveranstaltung detaillierte Einblicke erhalten. In der Wachstumsgemeinde ist der Wunsch nach einem Gymnasium sehr groß, sogar eine Bürgerinitiative kämpft für dieses Ziel.

In das aktuelle Schulentwicklungsgutachten hatten die Poinger große Hoffnungen gesetzt, in ihren Augen konnte es eigentlich nur eins zeigen: dass in einem Landkreis im boomenden Münchner Umland, in dem auch deutlicher Bevölkerungszuwachs prognostiziert wird, auf jeden Fall langfristig Bedarf für ein neues Gymnasium besteht. Doch so ist es nun eben nicht, wie die Gutachter vom Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München und dem Institut für Sozialplanung, Jugend- und Altenhilfe, Gesundheitsforschung und Statistik (SAGS), unterlegt mit vielen Zahlen, erläuterten. Die Fachleute hatten bei ihren Prognosen in den Gemeinden recherchiert, wie sich dort der Bevölkerungszuwachs entwickeln soll, auch die Daten der vergangenen Jahre und insbesondere das Übertrittverhalten im Landkreis betrachtet. Das Ergebnis: Auch wenn die Bevölkerung im Landkreis bis 2032 deutlich zunimmt und dann wohl bei 150 000 oder sogar leicht darüber liegt, wird die Zahl der Jugendlichen im Vergleich zu heute nahezu unverändert bleiben. Das liegt unter anderem daran, dass jetzt die geburtenschwachen Jahrgänge nachrücken.

In Zahlen bedeutet das: Während im Jahr 2014 8733 Kinder und Jugendliche im Alter von zehn bis 15 Jahren im Landkreis lebten, werden es im Jahr 2032 8980 sein. Die Zahl der Jugendlichen zwischen 16 und 18 wird im selben Zeitraum von 4819 auf 4641 sinken. Die Summe der Gymnasiasten wird um insgesamt zwei Prozent zunehmen. Somit wird es auch an den bestehenden Schulen im Landkreis nach Kalkulation der Gutachter nicht sehr viel voller als bisher - allerdings wird die Entwicklung an den Gymnasien recht unterschiedlich ausfallen. Nimmt man 2014 als Referenzjahr, wird im Gymnasium Grafing die Zahl der Schüler um elf Prozent abnehmen. In Kirchseeon blieben die Zahlen in etwa gleich, im Gymnasium Markt Schwaben erwarten die Gutachter eine Steigerung um elf Prozent, im Gymnasium Vaterstetten um sechs Prozent. Vaterstetten und Markt Schwaben wären auch die Standorte, die von einem Neubau in Poing am stärksten betroffen wären. Wie Landrat Robert Niedergesäß (CSU) vorrechnete, würden wohl an die 300 Schülerinnen und Schüler aus Vaterstetten abgezogen, was die stark überbelegte Schule gut verkraften könnte. Anders sieht es in Markt Schwaben aus, hier würden durch einen Neubau in Poing 445 Schüler abgezogen. Schon derzeit ist die Schule nicht zu 100 Prozent ausgelastet.

Möglicherweise wäre allein dadurch schon ein K.o.-Kriterium des Kultusministeriums für Gymnasiumsneugründungen erfüllt: dass bestehende Schulen dadurch nicht substanziell beeinträchtigt werden dürfen. Vor allem aber könnte nach Einschätzung des Landrats ein weiteres Kriterium des Ministeriums gegen ein neues Gymnasium in Poing sprechen. Eine Neugründung sei nur dann möglich, wenn die Gymnasien in der Umgebung überbelegt seien und weitere Schüler nicht aufgenommen werden könnten. "Diese Situation ist nicht vorhanden", sagte Niedergesäß, der darauf hinwies, dass ein neues Gymnasium überdies an die 25 Millionen Euro kosten würde. Über die Erkenntnisse des neuen Gutachtens sollen sich nun zunächst die Fraktionen im Kreistag beraten, bevor das Thema dann im Herbst erneut auf die Agenda gesetzt wird.

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