U21-Trainer Horst Hrubesch vor der EM:"Manchmal kriegen die Jungs von mir auch einen Spruch"

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U21-Trainer Horst Hrubesch, 64, war Mittelstürmer in der Bundesliga, seit 2000 ist er Juniorentrainer beim DFB. 2008 gewann er mit der U19 die EM, 2009 mit der U21. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Früher Co-Chef in der Familie, dann Stürmer mit Gespür für junge Kollegen - heute erfolgreicher Junioren-Trainer: Horst Hrubesch erkennt in seiner Vita einen roten Faden.
  • Vor der U21-EM spricht er im SZ-Interview über Fürsorge und rivalisierende Talente.
  • Den Spielplan zur U21-EM gibt es hier.

Von Moritz Kielbassa und Christof Kneer

Horst Hrubesch, 64, ist gerade an zwei großen Projekten beteiligt: Der Fußballtrainer bereitet Deutschlands U21-Junioren auf die Europameisterschaft in Tschechien (17. bis 30. Juni) vor - und parallel dazu steht eine Biografie über ihn kurz vor der Fertigstellung. Durch dieses Buch, sagt Hrubesch im SZ-Interview, erfahre er gerade viel über sich selbst, auch Dinge, die ihm so bisher nicht bewusst waren. Er hat zum Beispiel erkannt, "wie stark das alles zusammenhängt" in seiner Vita: das Privatleben, die Zeit als aktiver Fußballer und das aktuelle erfolgreiche Kapitel als Juniorencoach beim DFB.

Schon als Kind sei er neben der Mutter der "zweite Chef in der Familie" gewesen, der sich um die jüngeren Geschwister gekümmert habe. Auch als Mittelstürmer - unter anderem beim Hamburger SV und bei Standard Lüttich - habe er stets auf die jüngeren Kollegen ein Auge gehabt. Und jetzt läuft seit vielen Jahren die Arbeit mit dem Hochbegabten-Nachwuchs des deutschen Fußballs: "Wenn ich das heute sehe, muss ich sagen: Wahrscheinlich war ich schon immer der große Bruder. Das ist der rote Faden, der sich durch meine Karriere zieht", sagt Hrubesch.

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Der Bundestrainer fordert "Spaß und Freude über 90 Minuten": In der EM-Qualifikation gegen Gibraltar sind drei Punkte fest eingeplant. Im Tor setzt Löw auf den Dortmunder Weidenfeller - ist es bereits sein Abschiedsspiel?

Auch wenn Hrubesch kein Vertreter der so genannten jungen "Konzepttrainer" ist, so ist er doch davon überzeugt, dass der "gesunde Menschenverstand" die wichtigste Kompetenz beim Coachen sei. Und die Fähigkeit, seinen jungen Spielern glaubwürdig zu vermitteln: "Ich mache das nicht für mich, ich mache das für sie!"

Dazu kommt die eigene Vergangenheit als Spitzenfußballer, als Europameister (1980), deutscher Meister und Europapokalsieger der Landesmeister (HSV, 1983): "Das ist vielleicht mein Vorteil im Umgang mit den Jungs: Ich muss nicht irgendwie daherreden, ich kann alles durch meine eigene Geschichte belegen", betont Hrubesch. Und er ist noch immer fit genug, um im Training auch mal "reihenweise die Bälle volley zu versenken", wie U21-Kapitän Kevin Volland im Trainingslager in Österreich erzählt hat: "Das muss manchmal sein", bestätigt Hrubesch, "und manchmal kriegen die Jungs von mir auch einen Spruch. Dann sage ich im Training: So Gurken wie euch hätt' ich mir früher an die Uhrkette gehängt."

Hrubesch leistet aber auch Hilfe, wenn U21-Spieler wie Moritz Leitner (VfB Stuttgart) Probleme im Verein habe ("da bin ich hingefahren"). Und wenn er nächste Woche zum EM-Start bei der Aufstellung Härtefälle entscheiden muss, dann kann er denen, die auf die Bank müssen, sagen: "Junge, ich war vor der EM 1980 auch kein Stammspieler in der Nationalmannschaft. Erst durch Klaus Fischers Beinbruch bin ich damals ins Team gerückt - und wir wissen ja, wie die EM dann ausging."

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So wird Hrubesch zum Beispiel zwei seiner drei glänzenden Torhüter (ter Stegen, Leno, Horn) in Tschechien zunächst nicht einsetzen können. Doch die Rivalität zwischen dem Leverkusener Bernd Leno und dem frisch gekürten Champions-League-Sieger Marc-Andre ter Stegen vom FC Barcelona will er nicht überbewerten: "Also, ich höre das mit diesem Konflikt zwischen Marc und Bernd seit Jahren, aber ich habe das in keinem der Lehrgänge wirklich feststellen können", sagt Hrubesch.

Schon einmal, 2009, hat Hrubesch als Trainer mit der U21 die EM gewonnen. Sechs Spieler dieser goldenen Generation (Neuer, Khedira, Özil, Boateng, Hummels, Höwedes) wurden fünf Jahre später mit der A-Nationalelf Weltmeister. Seiner aktuellen Auswahl hat Hrubesch gesagt, "dass sie technisch, taktisch, aber vor allem vom Innenleben der Gruppe her sogar weiter sind als diese Jungs es damals 2009 waren. Ich habe ihnen aber auch gesagt, dass sie deshalb nicht automatisch den Titel gewinnen."

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