Geretsried:"Mehr sog i net"

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Tafel-Chef Peter Grooten mit zwei wichtigen Unterstützerinnen: Gutsbesitzerin Annemarie Schönhuber (l.) und Schauspielerin Heidrun Gärtner. (Foto: Hartmut Pöstges)

Annemarie Schönhuber bedankt sich mit einem Sommerfest bei den Ehrenamtlichen der Geretsrieder-Wolfratshauser Tafel

Von Felicitas Amler, Geretsried

Mit Essen haben diese Menschen ja immer zu tun - aber meist mit dem anderer: Die ehrenamtlichen Helfer der Geretsrieder-Wolfratshauser Tafel waren am Samstag Gäste von Annemarie Schönhuber auf deren Gut Buchberg. Schönhuber ist Unterstützerin der Tafel und wollte auch einmal etwas für all jene tun, die sich in den beiden Städten unermüdlich um Hilfsbedürftige kümmern. Sie lud sie zu einem Sommerfest mit Speis, Trank und Musik auf ihr weitläufiges Gut im Grünen zwischen Gelting und Geretsried ein. Zur Begrüßung sprach sie den Frauen und Männern der Tafel ihren "vollen Respekt" aus, weil sie sich ganzjährig für jene Menschen einsetzten, "die nicht auf der Sonnenseite stehen". Schönhuber, erklärtermaßen keine, die gern Reden hält, sagte: "Genießen Sie den Abend. Mehr sog i net."

Die Tafel-Helfer zeigten sich äußerst angetan von dieser Einladung und der herzlichen Wertschätzung. Etwa achtzig sind es, die unterschiedliche Einsatzbereiche haben: Lebensmittel bei den Supermärkten und Einzelhändlern abholen ("Eine Knochenarbeit", wie eine anmerkte), Vergammeltes aussortieren, die Ware lagern, die Logistik organisieren, dreimal pro Woche zusammengestellte Essenstüten an festen Stellen ausgeben. Was sich dazwischen noch alles an Organisation und Koordination abspiele, sei enorm, sagte ein Helfer.

Tafel-Vorsitzender Peter Grooten, seit 15 Jahren aktiv dabei, bedankte sich bei Schönhuber mit den Worten: "So was wie heute Abend habe ich noch nie erlebt." Die Ehrenamtlichen empfänden dies wirklich als Ehre: "Endlich kümmert sich mal einer nur um uns", sagte Grooten lachend. Er freute sich umso mehr, als auch noch die Schirmherrin seiner Tafel, die aus "Dahoam is dahoam" bekannte Schauspielerin Heidrun Gärtner zum Sommerfest kam.

Und weiter ging's mit Dank und Anerkennung. Hans Ketelhut, eingeladen als musikalischer Alleinunterhalter "Bayern-Hans", im Ehrenamt aber auch CSU-Stadtrat, überbrachte ein Dankeschön der Stadt Geretsried an die Tafel-Leute. Er sei "wahnsinnig stolz", dass es "so eine starke Truppe" gebe, die sich für arme Menschen engagiere. Eigentlich sei es nicht zu verstehen, dass es in der so wohl bestellten Bundesrepublik "so viele Menschen gibt, die auf der anderen Seite stehen". Er sagte seine Unterstützung zu, wann immer sie erforderlich sei. Aber er problematisierte auch die aktuelle Lage. Es gebe inzwischen zweierlei Arme, um die man sich kümmern müsse: die hier ansässigen und jene, die als Flüchtlinge herkommen. Er selbst sei als Sohn eines Vertriebenen in Reichersbeuern aufgewachsen und wisse, dass es "Reibungspunkte" geben könne. "Das müssen wir auffangen", appellierte er auch an die Adresse der Lokalpolitik. Und berichtete von einem Erlebnis, das Flüchtlingshelfer in Geretsried hatten: Sie seien mit Asylbewerbern unterwegs gewesen und von Geretsriedern als Schweine beschimpft worden. Ein Raunen ging durch die Zuhörer und man war sich einig, dass die Hilfe für Asylbewerber so wichtig ist wie die für andere "Kunden", wie die Empfänger bei der Tafel heißen.

© SZ vom 15.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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