USA und Russland:Abschreckung, Eskalation

Schwere US-Waffen nach Osteuropa?

Von Stefan Kornelius

Ein Vierteljahrhundert nach dem Fall der Mauer ist die Idee der militärischen Abschreckung aus der Mode gekommen, weshalb sich die Nato so schwertut mit der Antwort auf die Muskelspiele Moskaus. Russland fliegt seine strategischen Bomber weit über den Atlantik, kreuzt vor skandinavischen Küsten und im Mittelmeer - und da ist über die Ukraine noch kein Wort verloren. Diese Eskalationsfähigkeit verschafft Russland einen Vorteil, den die Nato lange nicht wird ausgleichen können.

Wenn nun die USA erwägen, militärisches Material über Osteuropa zu verteilen, dann ist damit gleichwohl eine politische Aussage verbunden, die wohl kalkuliert sein will. Erstens ließe sich das Bündnis auf die Droh-Logik Russlands ein. Zweitens wäre der Geist der Nato-Russland-Akte verletzt, wenn nicht die Substanz. Und drittens gilt es den nächsten Schritt zu erwägen, wenn nicht der jetzige als hilflos entlarvt sein soll.

Die östlichen Mitglieder der Nato verlangen mehr Unterstützung. Die Allianz sollte das ernst nehmen. Die Nato-Russland-Akte ist durch Moskau längst verletzt, offenbar war es auch naiv anzunehmen, dass Abschreckung aus dem Repertoire verschwinden würde. Eine Stationierung von militärischem Material ist in diesem Panoptikum die geringstmögliche Eskalation, die sich die Nato erlauben würde. Klug wäre es allerdings, Russland vorab damit zu konfrontieren.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: