Der Verlierer:Hätte, wäre, wenn

A handout picture shows Austrian property investor Benko

Investor René Benko: Karstadt und Kaufhof, das hätte sich für ihn gut gefügt. Doch Eigentümer Metro hat sich anders entschieden. Aber wieso?

(Foto: Reuters)

Dreieinhalb Jahre hat der Karstadt-Eigner René Benko an dem Zusammenschluss mit Kaufhof gearbeitet. Vergeblich.

Von Christoph Giesen und Max Hägler, München/Berlin

Es sind die Stimmen von Verlierern. Gedrückt und müde klingen die Leute rund um den Österreicher René Benko und dessen von ihm gegründeten Signa Holding nach dem Knall. Gerade erst ist eine Entscheidung verkündet worden und wieder einmal haben sie Kaufhof nicht bekommen. 2011, beim ersten Bietergefecht, gab es keinen Sieger. Benko nicht, genauso wenig wie sein damaliger Rivale Nicolas Berggruen. Heute aber ist die Lage eindeutig. Benko, 38, hat verloren.

Dabei wollte der Karstadt-Eigentümer unbedingt den Zugriff, wollte den Traum von einer Deutschen Warenhaus AG umsetzen. Benko wollte zum König des Handels aufsteigen. "Es hätte sich gut gefügt, der Karstadt und der Kaufhof", sagt einer von ihnen noch einmal, "es wäre eine Logik dahinter gewesen." Doch Metro hat sich anders entschieden. Aber wieso?

Das können sie sich nicht recht erklären an diesem Montag. Sie haben über Wochen versucht, alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Karstadt-Chef Stephan Fanderl erklärte in Interviews, die Standorte und Mitarbeiter schützen zu wollen. Die Gespräche mit der Gewerkschaft liefen eigentlich recht erfreulich. Und die Finanzierung des Deals? Zumindest was das Fremdkapital angeht, war sie diesmal sehr solide, zwei renommierte Banken, die HVB und Citibank wollten den Deal stützen. Vor dreieinhalb Jahren, bei Benkos erstem Versuch, Kaufhof zu übernehmen, war die Finanzierung noch die Achillesferse. Damals wollte er einen Kredit des Verkäufers haben, der Kaufhof-Mutter Metro. Den gab es damals nicht und der Deal platzte.

Lag es diesmal vielleicht daran, dass Metro-Chef Olaf Koch nicht besonders gut mit Benko kann, wie man immer wieder hört? Mag schon sein, ist zu hören, aber das könne doch bei einem Deal dieser Tragweite keine Rolle spielen. Oder eben doch?

Schnell ist es in den vergangenen Tagen gegangen, womöglich zu schnell für Signa, genauso wie übrigens für die Gewerkschaft Verdi. Die Arbeitnehmervertreter meldeten sich am vergangenen Freitag zu Wort und schickten nachmittags per E-Mail ihre Forderungen nach Rechtssicherheit an Benko und das Management von Hudson's Bay raus. Da war das Rennen eigentlich schon gelaufen. Signa jedenfalls war am Wochenende nicht mehr zu ernsthaften Gesprächen bei Metro geladen.

Am Montagnachmittag verschickt Signa dann eine Pressemitteilung, aus der ablesbar ist, wie groß die Niederlage ist: "Wir haben uns drei Jahre lang auf die Verwirklichung der Deutschen Warenhaus Holding intensiv und gewissenhaft vorbereitet", teilt Signa mit. Erstmals habe "die historische Chance" bestanden, "miteinander offensiv in einem schwieriger werdenden Marktumfeld zu agieren". Und jetzt? Kann Karstadt allein bestehen, können zwei Warenhausketten nebeneinander überleben? Und will der Eigner das überhaupt?

Jetzt werde man Karstadt eben als gut funktionierende Stand-Alone-Lösung betreiben, sagt einer aus Benkos Lager: "Wir haben den Schalter schon wieder umgelegt entsprechend." Nicht mehr kaufen und ganz noch oben streben, sondern nur Bestehendes konsolidieren. Es wäre etwas Neues für Signa, wo sie immer gestalten wollen, so ganz vorstellbar ist es also nicht. Und dazu kommt: Kaufhof alleine, das funktionierte einigermaßen in den vergangenen Jahren. Karstadt alleine, das war schwierig. Und das dürfte schwierig bleiben.

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