Vaterstetten/Grasbrunn:Solo mit Dissonanzen

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Grasbrunns Bürgermeister zeigt sich verwundert über Vaterstettens Ausstieg aus der Finanzierung der Volkshochschule

Von Wieland Bögel, Vaterstetten/Grasbrunn

Mit ihrem angekündigten Ausstieg aus der Zuschussvereinbarung für die Volkshochschule hat die Gemeinde Vaterstetten bei den übrigen Mitgliedsgemeinden Verwunderung und Unverständnis ausgelöst. Grasbrunns Bürgermeister Klaus Korneder (SPD) zeigte sich, wie er sagte, "überrascht". Und er fügte hinzu: "Das ist höflich formuliert." Er hätte erwartet, dass man sich vor einem so weitreichenden Schritt zusammensetzt und darüber spricht. Der Vaterstettener Gemeinderat hat am Donnerstag ohne Gegenstimmen beschlossen, die zum Ende kommenden Jahres auslaufende Zuschussvereinbarung nicht mehr zu verlängern.

Schon länger ist das Verhältnis zwischen der VHS und der größten Gebergemeinde getrübt. Auslöser für den Eklat war nun ausgerechnet eine eigentlich positive Entwicklung, der Umzug von VHS und Musikschule in ein eigenes Gebäude. Statt wie bisher über mehrere Standorte verstreut - etwa im Winkelbau an der Wendelsteinstraße und am Reitsbergerhof - sollten die Kursräume künftig in einem Gewerbegebäude an der Baldhamer Straße liegen. Diese Gelegenheit hat sich ergeben, weil die Gemeinde Vaterstetten das Gebäude ohnehin für einen neuen Kindergarten anmieten wollte, für diesen alleine ist das Haus jedoch zu groß, sodass die VHS und die Musikschule in den Genuss neuer Räume kamen. Doch dann wurde Kritik an den Räumen laut. Die Musikschule beklagte, diese seien mangels Schallschutz nur schlecht geeignet. Im Gegenzug reagierten die Vaterstettener Gemeinderäte verärgert, forderten mehr Einblick bei der VHS und beklagten intransparente Finanzbeziehungen zwischen den Mitgliedsgemeinden und der VHS. Mittlerweile hat sich die Musikschule mit dem Umzug arrangiert. Die Großgemeinde will die VHS auch weiter finanzieren, aber nur über ein Modell, das ihr mehr Mitsprache garantiert.

Bereits am Freitag äußerten Jens Tischer, der stellvertretende Leiter, und Jürgen Will, der Geschäftsführer der VHS, ihre Überraschung über den Gemeinderatsbeschluss, sie seien zuvor nicht über die Pläne eines Ausstiegs der größten Geber-Gemeinde informiert gewesen. Zornedings Bürgermeister Piet Mayr (CSU) sprach von "einem Alleingang der Vaterstettener", den sie im Verwaltungsrat nicht mit den übrigen VHS-Mitgliedsgemeinden abgesprochen hätten. Auch die anderen Bürgermeister sind über das Vorgehen der Vaterstettener verwundert. "Ich habe es erst in der Zeitung gelesen", sagt Anzings Bürgermeister Franz Finauer (UBA), "wir werden es sicher noch im Verbandsrat besprechen müssen." Seitens seiner Gemeinde gebe es derzeit keine Pläne, es den Vaterstettenern gleich zu tun.

Grasbrunns Rathauschef Klaus Korneder (SPD) zeigt sich irritiert. Zwar habe man im Verbandsrat Überlegungen angestellt, ob und wie man die Zuschüsse an die VHS anders regeln kann, sagt Korneder, "und das wäre sicher vernünftig". Kein Verständnis hat er dagegen für das Vorgehen seiner Nachbarn: "Man sollte zuvor miteinander reden, so war das vereinbart, und das kann man auch erwarten."

Auch Plienings Bürgermeister Roland Frick (CSU) kann sich zwar erinnern, dass über Veränderungen bei der VHS "mal diskutiert worden" sei, etwa darüber, ob sie weiter ein Verein bleiben soll, nicht jedoch über ein Ende der aktuellen Zuschussvereinbarung. "Der Vaterstettener Gemeinderat hat natürlich die Kompetenz dazu", kommentiert Poings Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) die Entscheidung der Nachbarn. Auch dass man über Veränderungen im Verhältnis zwischen Gemeinden und VHS und über deren Rechtsform nachdenkt, sei nachvollziehbar, "da gab es genug Grund zur Diskussion". Eine Erklärung, warum die Vaterstettener nun die Reißleine ziehen "wäre aber schön gewesen." Hingerl hofft, dass diese jetzt im Verwaltungsrat erfolgt.

© SZ vom 16.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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