Airbus-Auftrag:900 Satelliten für ein schnelles Internet

  • Internetpionier Greg Wyler und Airbus-Chef Tom Enders wollen zusammen Satelliten für ein schnelleres Internet bauen.
  • Die Geräte, kaum größer als ein Kühlschrank, werden in niedrige Umlaufbahnen geschossen.
  • Sie sollen Menschen in abgelegenen Regionen erreichen.

Von Jens Flottau, Paris

Greg Wyler und Tom Enders kommen aus verschiedenen Welten. Wyler ist ein Internetpionier, der einst für Google gearbeitet hat, aber längst mit eigenen Projekten für Aufsehen sorgt. Er glaubt, wo immer es gute Internetverbindungen gibt, gibt es auch Wirtschaftswachstum. Tom Enders ist Chef von Airbus, aufgewachsen mit Flugzeugen aller Art. Er glaubt, überall, wo es gute Flugverbindungen gibt, gibt es auch Wirtschaftswachstum.

Auf der Paris Air Show haben sich die beiden nun getroffen und beschlossen, gemeinsame Sache zu machen. Airbus Defense and Space wird im Auftrag von Wyler etwa 900 kleine Satelliten bauen. Die Geräte, kaum größer als ein Kühlschrank, werden in niedrige Umlaufbahnen geschossen und sollen von dort aus Milliarden Menschen ans schnelle Internet anschließen - auch dort, wo das derzeit noch utopisch erscheint, etwa in entlegenen Bergen, wo kein Kabel hinführt.

Erweckungserlebnis in Ruanda

Wyler hatte sein Erweckungserlebnis vor mehr als zehn Jahren in Ruanda. Dort fehlte in weiten Teilen des Landes jeder Zugang zum Internet. Die Reise veranlasste Wyler dazu, eine eigene Firma zu gründen, die mit Unterstützung der dortigen Regierung und eines amerikanischen Kabelnetzbetreibers in Ruanda Glasfaserkabel verlegte und die dortige Bevölkerung so ans Netz brachte. Kabel zu verlegen, das ist teuer und dauert ziemlich lange. Aber wie wäre es, dachte sich Wyler schon damals, mit den Satelliten?

Ursprünglich wollte Wyler das Projekt innerhalb des Internetkonzerns Google verfolgen, dann zusammen mit Space X, einer Firma von Tesla-Gründer Elon Musk. Doch weder das eine noch das andere funktionierte. Wyler beschloss, die Sache auf eigene Faust durchzuziehen - und nun auch in Konkurrenz zu Musk. Als Geldgeber für das milliardenteure Vorhaben gewann Wyler unter anderem die Virgin Group von Richard Branson und den Chiphersteller Qualcomm. Um den Auftrag, die Funkstationen ins All zu bringen, bewarben sich Thales Alenia Space, Lockheed Martin und Boeing.

Den Zuschlag bekam Airbus. Der Auftrag ist nicht nur wegen seiner Größe für das Unternehmen interessant, sondern in seiner Wirkung nach innen bemerkenswert. Airbus Defense and Space ist zwar lange im Geschäft als Hersteller von Satelliten, aber bislang werden diese in Einzelfertigung produziert. Für Airbus birgt der Auftrag daher die Chance, die Produktion in der Satellitensparte auf eine Art Serienfertigung umzustellen. Vor allem im zivilen Flugzeugbau ist Airbus in dieser Hinsicht schon einen Schritt weiter, allerdings nicht annähernd so weit wie etwa Autobauer. Die Satellitensparte wird dabei Verfahren der Massenproduktion lernen und die Kosten deutlich drücken müssen. Enders und Spartenchef François Auque hoffen darauf, dass das Unternehmen davon auch bei anderen Aufträgen profitieren wird.

Der Auftrag des Internetpioniers Wyler ermöglicht es Airbus auch, seine Präsenz in den USA zu erhöhen. Bisher ist das Engagement dort eher sporadisch. Im September wird eine Endmontagelinie für die Airbus A320-Baureihe Alabama eröffnet. Von den Satelliten sollen nur die ersten zehn in Europa gebaut werden, für den Rest des Auftrags soll ein Werk in den USA errichtet werden.

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