Frankreichs Umweltministerin:Entschuldigung für die Nutella-Schelte

Nutella-Brot

Übliche Kakao-Brotaufstriche enthalten oft Palmöl.

(Foto: Daniel Karmann/dpa)
  • Die französische Umweltministerin Ségolène Royal hat sich für ihren Aufruf zum Boykott von Nutella entschuldigt.
  • Ihr Amtskollege aus Italien reagierte empört auf Twitter.
  • Royal wollte eigentlich darauf aufmerksam machen, dass für die Nutella-Zutat Palmöl massig Waldflächen gerodet würden.
  • Greenpeace führte nun jedoch an, dass Nutella-Hersteller Ferrero zu den Unternehmen gehöre, die "mit am fortschrittlichsten" im Umgang mit Palmöl handelten.

Royal nimmt Boykott-Aufruf zurück

Frankreichs Umweltministerin Ségolène Royal ist nach ihrem Aufruf zum Boykott von Nutella zurückgerudert. "Ich bitte wegen der Polemik über Nutella tausend Mal um Entschuldigung", erklärte die sozialistische Politikerin über den Kurznachrichtendienst Twitter.

Royal hatte in einer TV-Sendung dazu aufgerufen, kein Nutella mehr zu essen. Zur Begründung führte sie an, dass für die Produktion der Nutella-Zutat Palmöl Waldflächen gerodet würden. "Das richtet beträchtliche Schäden an."

In Italien, der Heimat des Nutella-Produzenten Ferrero, führte der Boykott-Aufruf zu empörten Reaktionen. Royals italienischer Amtskollege Gian Luca Galletti nannte ihre Äußerungen am Mittwoch "erstaunlich" und erklärte über Twitter: "Ségolène Royal soll Italiens Produkte in Ruhe lassen. Heute Abend: Brot und Nutella."

Ein italienischer Abgeordneter sprach von einer "hässlichen und schweren Entgleisung Frankreichs". In Frankreich kritisierte die "Vereinigung für nachhaltiges Palmöl" die Äußerungen der Umweltministerin. Die Bemühungen um den umweltverträglichen Anbau von Ölpalmen würden von der französischen Regierung nicht wertgeschätzt, beklagte die Vereinigung.

Ein kleiner Shitstorm blieb Royal nicht erspart. Nutella-Fans entrüsteten sich unter dem Motto #nutellagate auf Twitter.

Schützenhilfe für Ferrero von Greenpeace

Sogar Greenpeace nimmt Ferrero in Schutz. Der Umweltschutz-Organisation zufolge hackt Royal auf dem falschen Unternehmen herum, wie auf dem Blog von Zeit online nachzulesen ist. Ferrero mache beispielsweise beim "Roundtable on Sustainable Palm Oil" mit, der Mindeststandards für die Palmöl-Industrie festlegen möchte. Außerdem habe Ferrero ein firmeninternes Programm gestartet, bei dem Lieferketten transparent gemacht würden.

Greenpeace lehnt einen Boykott von Nutella daher ausdrücklich ab, heißt es weiter auf dem Zeit-Blog. Zwar sei Ferrero keine "uneingeschränkt verantwortungsvoll handelnde Firma." Dennoch gehöre das Unternehmen beim Thema Palmöl "mit zu den fortschrittlichsten."

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