Festival:Geheimnisse des Musiktheaters

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Das 19. Opernfestival auf Gut Immling vereint Puccini, Rossini und die Beatles - und will mit diesem Programm eine breite Altersspanne ansprechen

Von Renate Frister

Das Streben nach Freiheit spielt beim das 19. Opernfestival auf Gut Immling in drei sehr verschiedenen Premieren eine Rolle: In Puccinis Oper will "Tosca" ihren Geliebten freikaufen, im "The-Beatles"-Tanztheater leben die 60er-Jahre und der Bruch mit sozialen Konventionen wieder auf, und in Rossinis Oper lässt sich "Aschenputtel" von dem Prinzen vor der bösen Stieffamilie retten. Am Freitag spielen die Münchner Symphoniker in Puccinis "Tosca" unter der Leitung von Cornelia von Kerssenbrock. Das Setting des Liebesdramas, im Libretto von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica im Jahr 1800 in Rom angesiedelt, verlegt Regisseur Karsten Bohn ins faschistische Italien der 1940er Jahre. Der Maler Mario Cavaradossi (Mario Zhang) wird gefoltert, des Staatsverrats bezichtigt und zum Tode verurteilt. Seine Geliebte, die Sängerin Floria Tosca (Elena Stikhina), ist verzweifelt. Sie fleht den korrupten und skrupellosen Polizeichef Scarpia (Vladimir Chmelo) an, Cavaradossi frei zu lassen. Der schlägt ihr einen Handel vor, doch Geld will er nicht: Der Maler komme frei, wenn sie eine Nacht mit Scarpia verbringe. Die Brutalität des autoritären Regimes betont Bohn durch den Polizeiapparat aus Schergen und Spitzeln. Dass sich die Geschichte so nahtlos in den neuen Kontext einpasst, zeigt, wie zeitlos "Tosca" ist.

Am Samstag ist Peter Breuer mit seiner Beatles-Tanzshow zu Gast. Der Ballettdirektor des Salzburger Landestheaters, einst selbst international erfolgreicher Tänzer, will darin das "Zeitgefühl der 60er Jahre erwachen lassen". Es sei eine "Befreiung der Jugend" von starren Konvention gewesen, eine Zeit des Aufbruchs, nicht nur musikalisch. Die britische Rockband erregte schon allein modisch mit ihren Frisuren, den Pilzköpfen, Aufsehen. Das neoklassische Tanztheater, das von Spitze bis Contemporary reicht und auch Showelemente integriert, erzählt die Geschichten hinter mehr als 30 Liedern der Beatles. In "Strawberry Fields Forever" klingen Kindheitserinnerungen von John Lennon an. Der Titel bezieht sich auf den Namen eines Waisenhauses der Heilsarmee in Liverpool, wo Lennon früher oft spielte. In viele Liedern versteckt sich eine symbolische Bedeutung. So versinnbildlicht die Amsel in "Blackbird" eine afroamerikanische Frau, die in den USA diskriminiert wird. Den Text schrieb Paul McCartney 1968 als Reaktion auf die Rassenunruhen in den USA. Auch Yoko Onos und John Lennons Flitterwochen 1969, während der die beiden im Bett gegen den Vietnamkrieg protestierten, stellen die Tänzer nach - und auch, wie sich Fotografen um das weltberühmte Paar reißen.

Am Sonntag soll das Musiktheater "Aschenputtel" Kindern die Kunst der Oper näher bringen. Die musikalische Leiterin Iris Schmid, Intendant Ludwig Baumann und Dramaturg Florian Meier haben eine modernisierte Neufassung von Rossinis Oper geschrieben, die auf dem Märchen der Brüder Grimm basiert. Und auch ein Kinderchor ist mit dabei. Neben Ausschnitten aus "Aschenputtel" sind auch Partien aus anderen Rossini-Opern zu hören, etwa die Ouvertüre aus dem "Barbier". Hinzu kommt eine Rahmenhandlung: Rossini komponiert seine Oper in einem Restaurant und erklärt dabei den Kindern die wichtigsten Opernbegriffe. Die Texte sind natürlich alle auf Deutsch.

Puccini "Tosca" , Fr., 19. Juni, 19.30 Uhr; "The Beatles"-Tanztheater , Sa., 20. Juni, 19 Uhr; "Aschenputtel" , So., 21. Juni, 14 Uhr; Gut Immling, 83128 Halfing,08055 / 90 34 0

© SZ vom 19.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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