Bau einer Fußball-Akademie:DFB übersteht Bürgerentscheid

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Frankfurts Galopprennbahn wird bebaut: Die Gegner des Fußball-Projekts verpassen die Mindestzahl an Stimmen.

Von Johannes Aumüller, Frankfurt

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) kann die Planungen für den Neubau seiner Zentrale fortsetzen. Bei einem Bürgerentscheid in Frankfurt gewannen die Gegner des Projektes zwar die Mehrheit der abgegebenen Stimmen (62 900 zu 40 196), verpassten das notwendige Quorum allerdings deutlich. Dafür hätten sie die Zustimmung von einem Viertel aller Wahlberechtigten, knapp 125 000 Personen, gebraucht. "Wir sind in Frankfurt zu Hause. Wir freuen uns, dass wir das die nächsten 99 Jahre auch noch sein können", sagte DFB-Sprecher Ralf Köttker.

Die Stadt hatte dem DFB im vergangenen Jahr angeboten, seine neue Zentrale und seine neue Akademie, in der sich Wissen und Kompetenz zur Entwicklung des Fußball-Nachwuchses bündeln soll, auf dem Areal der traditionsreichen Galopprennbahn zu errichten. Dagegen hatte es massive Proteste durch Pferdesportler und eine Bürgerinitiative gegeben, die zum ersten Bürgerentscheid in der Geschichte der Stadt führten. In den zurückliegenden Wochen war es zu einer heftigen und aufgeladenen Auseinandersetzung zwischen beiden Seiten gekommen. Die Kritiker monierten vor allem die aus ihrer Sicht intransparente Wahl des Standortes sowie den günstigen Preis: Der DFB soll für einen über 99 Jahre laufenden Erbpachtvertrag für das 15 Hektar große Areal 6,8 Millionen Euro bezahlen, was lediglich 46 Euro pro Quadratmeter entspricht. Die Bürgerinitiative warf der Stadt und dem Verband "Klüngelei" vor. Der DFB hielt sich lange zurück, setzte aber gegen Ende verstärkt seine prominenten Namen und Gesichter ein.

Trotz des intensiven Wahlkampfes beteiligten sich aber nur etwas mehr als 20 Prozent der Stimmberechtigten. "Dass es so eindeutig wird, hätte ich nicht gedacht. Das Rennen ist zu Ende. Nun geht es darum, Ruhe in die Sache zu bekommen und die nächsten Schritte einzuleiten", sagte Sportdezernent Markus Frank. Die Gegner des Projektes gaben sich trotz des verpassten Quorums zufrieden. Man habe mehr Stimmen bekommen als die CDU im letzten Kommunalwahlkampf, sagte Manfred Louven, der Vorsitzende des Rennklubs: "Ich hoffe schon, dass das bei den politischen Verantwortlichen noch einmal zum Nachdenken führt." Womöglich gebe es noch einmal einen runden Tisch, um Lösungen zu erarbeiten, die sowohl Fußballern als auch Pferdesportlern passen würden. Diesem Ansatz erteilte die Stadt jedoch eine klare Absage.

Allerdings dürften mit dem Bürgerentscheid die Diskussionen um die DFB-Akademie noch nicht abgeschlossen sein. Rund um die bisherige Nutzung der Galopprennbahn durch Pferdesportler und Golfer gibt es teils komplizierte vertragliche Abmachungen. Von daher ist es nicht unwahrscheinlich, dass es noch zu juristischen Auseinandersetzungen kommt.

Der DFB will das Gelände am 1. Januar 2016 übernehmen, 2017 mit den Baumaßnahmen beginnen und 2018 einziehen. Präsident Wolfgang Niersbach hatte unlängst von einem "Jahrhundertprojekt" für seinen Verband gesprochen. Die geplanten Kosten für den Neubau betragen 89 Millionen Euro.

© SZ vom 22.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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