Kommentar:Nicht sexy, aber reich

Stadt und Staat wollen den Gründern von Start-ups helfen. Doch deren Lebensgefühl verlangt eher nach Experimenten

Von Katja Riedel

Die Stadt steigt nun also ein: beim Werk 1, einem Gründerzentrum, das in das Werksviertel am Ostbahnhof umgezogen ist. Der Wirtschaftsreferent und Bürgermeister Josef Schmid sieht die eher kleine Investition in die Münchner Gründerszene als wichtigen strategischen Baustein für die Zukunft der Münchner Wirtschaft. Genauso sieht es seine Parteikollegin, Wirtschaftsministerin Ilse Aigner, die den Löwenanteil des Werk 1 finanziert. Aigner will die Digitalisierung des Freistaats auch durch Gründerzentren vorantreiben.

Wunder sollte man sich von solchen Zentren aber nicht versprechen. Denn für manchen hippen Start-up-Gründer sind sie so sexy wie Wände, auf denen Graffitisprühen erlaubt ist. Sie wirken geordnet statt experimentell - sie liefern nicht das Lebensgefühl, das sich die Generation der Unter-30-Jährigen in München stärker wünschen würde. Viele dieser Jungunternehmer können sich kaum vorstellen, in staatlich finanzierten Büros zu sitzen, zumindest jene, für die der Sprung in die Selbständigkeit mehr ist als eine rationale Überlegung, aus einer Erfindung oder einer Idee ein Unternehmen zu machen. Es ist derselbe Grund, warum sie Gründerwettbewerbe des Freistaats scheuen oder Crowdfunding einer Bank vorziehen.

Münchens Problem ist, dass es für Experimente zu teuer ist. Deshalb ist München für viele Gründer weit unattraktiver als etwa Berlin. München hat aber auch Vorteile: Sowohl Banken als auch andere Financiers, vermögende Privatleute wie große Konzerne, stecken Geld in junge Unternehmen, an deren Erfolg sie glauben. Start-ups in München funktionieren deshalb besonders gut im Technologiebereich, der hier stark ist. Solche Start-ups siedeln sich meist im Umfeld großer Technologiekonzerne an oder bei Universitäten. Da liegt München dann sogar einmal vor Berlin.

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