Wohnen:Hohe Decken, kleine Preise

In den meisten Städten sind die Märkte so angespannt, dass Studenten kaum eine bezahlbare Wohnung oder WG finden. Anders in Bremerhaven: Die Auswahl ist groß, die Preise sind niedrig.

Von Janet Binder/dpa

Wenn Gabriel Lichtenstein morgens aufwacht und an seine Zimmerdecke schaut, sieht er stilvollen Stuck in Blumenform. Die Verzierung ist vergoldet - und das ist nicht der einzige Luxus in der WG des 21-jährigen Studenten. Zusammen mit zwei Kommilitonen bewohnt er in Bremerhaven eine helle, 102 Quadratmeter große Wohnung in einem renovierten Haus aus der Gründerzeit in bester Innenstadtlage. Die Wohnung hat einen Balkon, eine gemütliche Wohnküche, 3,85 Meter hohe Decken und einen Park vor der Haustür. Die Miete: 500 Euro kalt. "In München wäre so eine Wohnung unbezahlbar", sagt Gabriel. Seine WG ist kein Einzelfall. Während in beliebten Studentenstädten wie Göttingen oder München günstiger Wohnraum mehr als knapp ist und Studienanfänger zum Teil im Zeltlager und auf Feldbetten ins Semester starten, können Bremerhavener Studenten aus einem großen Angebot wählen.

"Wenn man sich ein bisschen umguckt, dann findet man eine richtig coole Bude", sagt Gabriel. Dass Mieter in Bremerhaven für wenig Geld viel Wohnqualität bekommen, hat auch der 21-jährige Fotograf Tim Müller-Zitzke schnell gemerkt. "Die Stadt ist als Studienort ein absoluter Geheimtipp", sagt der Student der Digitalen Medienproduktion, der in einer WG mit eindrucksvollem Blick auf die Wesermündung wohnt. Als er bei Besuchen und auf Partys merkte, dass viele ähnlich toll lebten wie er, kam ihm die Idee zu der Fotoserie "Live like Kings": Er fotografierte seine Kommilitonen in ihren eigenen - für studentische Verhältnisse - luxuriösen vier Wänden.

Grund für die niedrigen Mieten ist die Entwicklung der Seestadt: Die wirtschaftliche Lage in Bremerhaven ist schwierig. Während 1974 noch mehr als 144 000 Einwohner in der Stadt lebten, waren es im vergangenen Jahr knapp 29 000 weniger. "Es gibt reichlich Wohnraum", sagt Nina Freistedt vom Allgemeinen Studenten-Ausschuss (AStA). Wer kein Zimmer in einer WG finde, gründe einfach selbst eine, sagt die 24-jährige Studentin.

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