Berchtesgadener Alpen:Klettern mit Königsblick

Wer es durch den "Wampenschreck" geschafft hat, kann im neu eröffneten "Schützensteig" über dem Königssee klettern. Anfänger oder Kind? Kein Problem.

Von Stefan Herbke

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Schützensteig: Klettersteig am Kleinen Jenner im Berchtesgardener Land über dem Königssee

Quelle: Stefan Herbke ; Stefan Herbke

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Der Jenner ist ein Berg für Könner, so heißt es zumindest im Winter. Im Sommer schaut die Sache anders aus. Von der Bergstation der Gondelbahn aus können Wanderer auf leichten Bergwegen den Jenner besteigen oder hinüberwandern zum Schneibstein- und Stahlhaus. Oder sie nehmen sich wie Richard Lenz und seine Tochter Maria (im Bild) den in diesem Jahr eröffneten Klettersteig am Kleinen Jenner vor, der mit dem Schwierigkeitsgrad A/B sehr familienfreundlich ist.

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So wie der Watzmann zu Berchtesgaden gehört, so gehört auch die beschauliche Jennerbahn zum Jenner. Seit 1952 schweben Skifahrer, Ausflügler, Wanderer - und nun auch Klettersteiggeher - ganz bequem mit der Bahn auf den Aussichtsgipfel über dem Königssee. Eine feine Sache, schließlich spart man sich so einen 1200-Meter-Anstieg. Das Bergauf bleibt dennoch recht zeitaufwändig - eine halbe Stunde muss man für die Fahrt mit den nostalgischen Zweiergondeln einplanen.

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Deutlich weniger Zeit benötigt man für den kurzen Abstecher zum 1874 Meter hohen Gipfel des Jenner. Die Belohnung: ein eindrucksvoller Blick hinunter zum Königssee und St. Bartholomä sowie hinüber zum Watzmann mit seiner berühmt berüchtigten Ostwand. Mit einem Höhenunterschied von fast 2000 Metern ist sie selbst für geübte Kletterer eine Herausforderung (doch auch das ist zu schaffen, wie diese Tourenbeschreibung zeigt.)

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Grün ist die dominierende Farbe am Jenner, doch wer genauer hinschaut, der entdeckt auch etwas Grau. Vor allem am Nachbargipfel des Kleinen Jenner, wo sich zwischen den Bäumen einige passable Felsabbrüche verstecken. Sie sind die Voraussetzung für die neueste Attraktion am Jenner.

Die Arbeiten an dem Klettersteig begannen im vergangenen Herbst, eröffnet wurde die auf den Namen "Schützensteig" getaufte Ferrata im Frühsommer. Mit Verspätung, denn beim offiziell angesetzen Eröffnungstermin Ende Mai schneite es. Der Schnee ist jetzt weg, dafür sind die ersten Klettersteiggeher in den Felsen des Kleinen Jenners unterwegs.

Dorthin gelangt man von der Bergstation der Jennerbahn (1802 m) auf einem geteerten, sehr steilen Weg am Startplatz der Gleitschirmflieger vorbei und weiter unter die Felsen des mit einem Kreuz geschmückten Kleinen Jenner. Dort, bei einer Rastbank und Infotafel führt dann ein neuer, bei Nässe unangenehm rutschiger Steig durch lichten Wald zum Einstieg.

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Der Steig folgt zunächst einfachen, gut zu gehenden Bändern am unteren Rand der Felsen, wobei das Drahtseil straff gespannt wie ein Geländer Halt gibt. Ein einfacher Auftakt, der Klettersteigneulinge langsam an das Erlebnis und das exponierte Gelände heranführt.

Nach wenigen Metern gibt es eine kleine "Schlüsselstelle": "Da Wampenschreck". Der Weg ist zwar leicht, doch der Durchlass zwischen Baum und Fels überaus schmal, mit zu großem Rucksack oder ausgeprägter Polsterung im Bereich der Körpermitte hat man hier seine liebe Not ...

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Erster Höhepunkt ist der "Flying Fox", einer kurze Seilbahn zwischen zwei Felsstufen (im Bild links zu sehen). Die nötige Ausrüstung ist vorhanden, allerdings nicht immer funktionsfähig. Die Stelle lässt sich aber bequem umgehen.

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Im Anschluss zeigt sich der Klettersteig von seiner felsigen Seite. Die Schwierigkeiten sind aber überschaubar, auch wenn man sich an kurzen Felsstufen ab und an kräftig am Drahtseil hochziehen muss. Besonders angenehm ist der Fels. Bei genauem Hinschauen entdeckt man viele natürliche Tritte und Griffe, die zu kleinen Klettereinlagen verführen.

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Und falls mal keine natürlichen Tritte vorhanden sind, helfen solide Eisenbügel weiter. Oder ein Holzbalken, über den man balancieren muss. Insgesamt wurden beim durchgehend mit einem Drahtseil gesicherten Schützensteig mehr als 330 Meter Sicherungsseil und 70 Trittbügel verbaut.

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Nach einer wackeligen Hängebrücke mit tollem Ausblick über den Berchtesgadener Talkessel könnte man auf einem Ausstieg den Klettersteig problemlos wieder verlassen. Den Notausgang wird aber kaum einer benötigen, da auch im weiteren Verlauf keine größeren Schwierigkeiten kommen. Wie schon zu Beginn geht es im munteren Wechsel zwischen Gehgelände und leichten Felsstufen weiter, hier und da ist das Gelände auch etwas exponiert, doch schwindelfrei sollte man bereits auf dem ersten Abschnitt sein.

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Kurz vor dem Finale passiert man das "Bürgermeisterbankerl". Ein schöner Aussichtspunkt mit Tiefblick zum Königssee, auf dem Richard Lenz Platz genommen hat - der 2. Bürgermeister der Gemeinde Schönau am Königssee. Als Lokalpatriot hält er den neuen Schützensteig für die perfekte Ergänzung des Berchtesgadener Klettersteigangebots für Einsteiger.

Für Anfänger gibt es in der Region noch den Übungsklettersteig Hanauerstein in Schönau am Königssee. Auf den vier kurzen Routen über maximal 30 Höhenmeter sind je nach Variante Stellen in den Schwierigkeitsgraden B/C bis D/E zu bewältigen, absolute Neulinge starten im Rahmen eines Klettersteigkurses. Am Isidor-Klettersteig am Grünstein mit drei Varianten und dem Hochthronsteig am Untersberg sind Geübte unterwegs. Und der Pidinger Klettersteig am Staufen ist ein überaus schwerer Sportklettersteig.

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Ein leichter Felsgrat vor der Kulisse des Watzmann führt schließlich auf den Gipfel des Kleinen Jenner.

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Etwa ein bis eineinhalb Stunden benötigt man für den Durchstieg, dann steht man zufrieden und glücklich wie Maria und Richard Lenz auf dem Gipfel des Kleinen Jenner (1694 m) und freut sich über die gelungene Tour.

Fazit: Ein toller Klettersteig für Klettersteig-Neulinge und für Familien, wobei die Kinder trotz bester Absicherung und extra niedrig angebrachtem Drahtseil mindestens zehn Jahre alt sein sollten (Lesen Sie hier: Was Kinder beim Klettersteiggehen lernen und was ihre Eltern). Finden Sie hier alle Informationen:

© Süddeutsche.de/sks/rus
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