Events von Triumph und BMW:Festivals mit Benzingeruch

24-Minuten-Rennen mit Motorrad-Oldtimern bei den Triumph Tridays 2015.

Die Rennen in der Stuntarena gehören zu den Höhepunkten bei den Triumph Tridays.

(Foto: Triumph)

Motorradtreffen wie die Tridays von Triumph oder die BMW Motorrad Days locken etliche Besucher an. Die können unter Ihresgleichen feiern - und die Hersteller gewinnen den dringend benötigten Nachwuchs für sich.

Von Peter Fahrenholz

Wer in der nächsten Zeit im Urlaub nach Neukirchen am Großvenediger kommt und ein Bier in der Steve-McQueen-Bar trinken möchte, hat leider Pech gehabt. Denn die Steve-McQueen-Bar gibt es nur für eine Woche im Jahr. Danach hat das Lokal wieder seinen eigentlichen Namen: Schweini's - weil der Besitzer Schweinberger heißt.

Aber für eine Woche im Jahr verwandelt sich das beschauliche Neukirchen in Newchurch. Immer Ende Juni, wenn dort die Triumph Tridays stattfinden, das größte europäische Triumph-Motorradtreffen. Dann heißt etwa das Hotel Unterbrunn Hotel Underfontain und aus dem Schweini's wird eben die Steve-McQueen-Bar. Unzählige Motorräder fahren im Schritttempo durch die Hauptstraße an Tausenden Besuchern vorbei und allerlei britische Zutaten stellen eine Verbindung zur englischen Traditionsmarke her. Etwa Männer, die in den Uniformen der Royal Guards mit Rollern herumfahren. Oder der schlaksige Dudelsackbläser, der mit Kilt und rotem Vollbart zwar ohne Weiteres als leicht unterernährter Schotte durchgehen könnte, in Wirklichkeit aber aus Fulda kommt.

Die Alpen sind fest in der Hand der Motorradfahrer

Die Tridays, ursprünglich auf drei Tage angelegt, aber mittlerweile mit allen möglichen Angeboten zur Triweek angewachsen, sind am vergangenen Wochenende zu Ende gegangen. Sie haben wieder etwa 30 000 Besucher aus ganz Europa angelockt und sind damit eines der großen Motorrad-Sommertreffen in den Alpen, aber beileibe nicht das Einzige. Wer als Motorradenthusiast seinen Urlaub günstig gelegt hat, kann gleich weiterfahren zu den BMW Motorrad Days, die an diesem Wochenende in Garmisch stattfinden. Da werden, wie in den Vorjahren, sicherlich wieder an die 40 000 Besucher kommen. Und die Harley-Fahrer fiebern bereits dem September entgegen, wenn die European Bike Week am Faaker See in Kärnten alles in den Schatten stellt, jedenfalls rein mengenmäßig. Denn da werden wieder um die 100 000 Harley-Fans zusammenströmen. Fahrer anderer Marken sind dort, anders als in Neukirchen und Garmisch, eher unerwünscht, denn die Harley-Gemeinde hält sich schon für etwas Besonderes.

Dass die Sommertreffen in den Alpen stattfinden, hat seinen Grund. Denn die Veranstalter bieten ihren Besuchern neben einer grandiosen Kulisse vor allem etwas, von dem Motorradfahrer nie genug kriegen können: Kurven. Und wenn diese Kurven nicht allein, sondern mit Gleichgesinnten genossen werden können, steigert das den Spaß noch einmal beträchtlich. "Motorradfahrer fahren gerne in Gruppen", sagt Tim Diehl-Thiele, Kommunikationschef bei BMW-Motorrad. Und besonders gerne eben in den Alpen.

Motorradfahrer als lukrative Zielgruppe

Längst blüht dort das Geschäft mit den Motorradfahrern. Viele Hotels haben sie als lukrative Zielgruppe entdeckt. Zumeist Fahrer der Generation 50plus mit überdurchschnittlichem Einkommen, oft auch im Doppelpack mit der Ehefrau. Über das Internet findet man überall im Alpenraum spezielle Motorradhotels, die neben sicheren Unterstellplätzen auch Waschmöglichkeiten und Werkzeug für eventuelle Ad-hoc-Reparaturen anbieten. Oft fährt der Chef selbst Motorrad und offeriert geführte Touren, die die ortsunkundigen Gäste auch mit der besten Navi-Software nur schwer zusammenstellen könnten.

Neukirchen ist ein gutes Beispiel dafür, wie ein ganzer Ort, ja sogar ein ganzes Tal, von einem derartigen Event profitiert, auch wenn die Tridays ein Sonderfall sind. Denn anders als bei anderen Treffen finden sie nicht auf der grünen Wiese irgendwo am Rande statt, mit einem riesigen Zeltplatz als preisgünstige Übernachtungsmöglichkeit, sondern mitten im Ort.

Auch der normale Tourismus profitiert

Als der Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor Uli Brée, selber ein überzeugter Triumph-Fahrer, vor mehr als zehn Jahren mit der Idee kam, in Neukirchen ein großes Triumph-Treffen zu veranstalten, herrschte zunächst "a gewisse Skepsis", wie sich Bürgermeister Peter Nindl erinnert. Motorradfahrer, da hatten viele vermutlich irgendwelche tätowierten Randalierer vor Augen, die den normalen Wandertouristen erschrecken. Doch es ist völlig anders gekommen. Schon mit dem ersten Event vor zehn Jahren wurden die Skeptiker überzeugt. "Das war wie ein Bienenschwarm", sagt Ingrid Maier-Schöppl, Chefin des Tourismusverbandes, über den Ansturm der Biker. Seither beflügeln die Tridays auch den normalen Tourismus. "Wir haben viele neue Leute gewonnen", sagt Maier-Schöppl.

Wäre Brée irgendein Reingeschmeckter gewesen, hätte die Sache vermutlich trotzdem nicht funktioniert. Doch er hatte schon viele Jahre lang gut besuchte Theaterfestivals in Neukirchen organisiert, deshalb genoss er einen Vertrauensvorschuss. "Ich mache kein Motorradtreffen für Motorradfahrer, sondern ein Event für Menschen, die auch Motorrad fahren", sagt Brée über die Tridays. Dazu gehört ein buntes Rahmenprogramm mit Livemusik bis zum Morgengrauen, Stuntvorführungen, geführten Touren und Testmaschinen von Triumph, die man ausprobieren kann. Und als besondere Attraktion hat es in diesem Jahr in der Stuntarena ein spektakuläres Rennen zwischen zehn kleinen 125-Kubik-Maschinen gegeben, bei dem auch Brées elfjähriger Sohn mitgefahren ist.

"Gemeinsam feiern ist ganz wichtig"

Auch BMW setzt bei seinen Motorrad Days auf ein üppiges Rahmenprogramm. Auch hier gibt es ein großes Partyzelt mit Livebands, Stuntfahrer, ein Rennen zwischen alten BMW-Maschinen und wer sich rechtzeitig angemeldet hat, kann sein Können auf einen Enduro-Parcours testen. "Gemeinsam feiern ist ganz wichtig", sagt BMW-Mann Diehl-Thiele.

Doch natürlich sind solche Veranstaltungen nicht nur riesige Familientreffen. Die Hersteller betreiben damit auch ganz bewusste Imagepflege. "Natürlich ist das ein Marketing-Tool", sagt Diehl-Thiele und bei Triumph-Sprecher Uli Bonsels hört sich das ganz ähnlich an. "Klar hat das was mit Kundenbindung zu tun" . Und sich mit einem bunten Event als hip und cool zu präsentieren, macht für die Firmen sehr viel Sinn. Denn ein Problem haben alle Motorradhersteller gemeinsam: Ihre Kunden sind im Durchschnitt älter als die Autokunden, Motorradfahren gilt seit Langem als Hobby von Herren im, vorsichtig ausgedrückt, gesetzten Alter. Seit ein paar Jahren dreht sich der Trend langsam, Motorradfahren wird wieder ein Teil des modernen Lifestyle, auch immer mehr Frauen machen den Führerschein. Da kommen Events, bei denen Partystimmung angesagt ist, gerade recht. Denn aus jungen Besuchern werden dann vielleicht auch junge Kunden.

Customizing wird immer wichtiger

Eine wichtige Rolle in dem angestrebten Verjüngungsprozess spielt die Customizer-Szene. Weltweit gibt es neben dem Heer von Hobbyschraubern professionelle Motorradschmieden, die Maschinen auf eine Art umbauen und veredeln, die weit über reines Handwerk hinausgeht. Da sind eher schon Motorrad-Couturiers am Werk. Bei BMW hat diese Szene lange ein Schattendasein gefristet. BMW-Umbauten waren fast immer klassische alte Maschinen. Das hat sich mit der R nine T, die im Herbst 2013 präsentiert wurde, gründlich geändert. Sie ist extra so konstruiert worden, dass Customizer sich daran austoben können.

T15: Triumph-Umbau von Fritz Rebholz

Spektakulärer Umbau: die T15 von Fritz Rebholz.

(Foto: Triumph)

Bei Triumph haben die Umbaukünstler dagegen schon immer eine Rolle gespielt. Jedes Jahr wird für die Tridays ein professioneller Umbau in Auftrag gegeben. In diesem Jahr war es ein besonders spektakulärer. Die T15, die Fritz Rebholz von Palatina in Landau gebaut hat, ist nicht nur optisch und technisch ein Meisterwerk, auch ihr Preis sprengt alle Dimensionen. Rebholz hat sie für 65 000 Euro verkauft, der Kauf wurde vorab fixiert, sonst hätte sich der Konstrukteur gar nicht ans Werk gemacht. Als die Maschine auf den Tridays präsentiert wird, steht der zukünftige Besitzer stolz daneben. Schwer vorstellbar, dass einer mit so einem teuren Teil einfach in der Gegend herumfährt. "Ich werde sie sehr pfleglich behandeln", sagt der Käufer.

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