Extrembergsteiger:Der Huberpapa

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Die Huberbuam Alexander (links) und Thomas als Bergfexe Anfang der Siebzigerjahre und 2007 bei den Dreharbeiten zum Film "Am Limit". SZ-Grafik

Angst um die Kinder ist wichtig, sagt der Extremkletterer Alexander Huber. Er selbst hat davon profitiert.

Interview von Dominik Prantl

Berühmt wurden die Kletterer Alexander Huber, 46, und sein zwei Jahre älterer Bruder Thomas als die Huberbuam. Inzwischen sind beide Väter; Alexander Huber lebt mit seiner Familie in Marktschellenberg im Berchtesgadener Land.

SZ: Herr Huber, hat sich Ihre Einstellung zum extremen Bergsteigen geändert, seitdem Sie Kinder haben?

Alexander Huber: Ich war zwar schon immer risikobereit, aber vor allem auch risikobewusst unterwegs. Bei den Sachen, die ich unternommen habe, war ich von tiefstem Herzen überzeugt, dass es passt und dass ich heil wieder runterkomme. Da hat sich nichts geändert. Sagen wir es so: Ich wollte schon überleben, bevor ich Kinder hatte. Jetzt will ich das natürlich erst recht.

Nehmen Sie ihre Kindern schon mit auf Touren ins Gebirge?

Nein, da sind meine drei Kleinen mit eineinhalb bis knapp fünf Jahren noch zu jung. Ich werde sicher mal mit ihnen in die Berge gehen, ganz einfach deshalb, weil wir ja schon am Berg wohnen. Das nicht zu tun, wäre ja so, als hätte man einen See vor der Haustüre und geht dort nie baden.

Bei einem Kletterer wie Ihnen erwartet man eher, dass die Kinder schon an der Steilwand rumhangeln, bevor sie überhaupt gehen lernen.

Dass Kinder heute so jung zum Klettern kommen, hat nichts mehr damit zu tun, ob man in die Berge geht, sondern ob es eine Kletterhalle in der Umgebung gibt. Dort sind die typischen alpinen Gefahren - wie zum Beispiel Steinschlag - nicht vorhanden. Die Felsen und Klettergärten, wo man das Klettern früher gelernt hat, waren und sind ja eher keine Spielplätze für Kinder.

Dabei wurden Sie selbst und Ihr Bruder Thomas von Ihrem Vater recht früh in die Berge mitgenommen.

Ich schätze, da waren wir vier und sechs Jahre alt. Unser Vater, ein begeisterter Kraxler, ist dann meistens mit einem Kollegen an die Felsen; die Mütter haben ganz klassisch Familienprogramm auf der Alm gemacht. Was ich dann aber viel bewusster wahrgenommen habe - und was mich als Skifahrer ungemein begeistert hat - war das Skitourengehen. Das war für mich der wahre Grund, mit dem Bergsteigen zu beginnen. Ich weiß noch, wie ich als Elfjähriger im April im Wallis auf meine ersten Viertausender bin. Das war für mich ein richtiges Abenteuer, richtiges Bergsteigen.

Wann hat der Abnabelungsprozess der Huberbuam stattgefunden?

Beim Klettern ging das relativ flott. 1983, ich war 14, sind wir am Wilden Kaiser eine Woche lang durch die Felsen geklettert und haben uns als eigene Seilschaft etabliert. Wir waren absolute Paradiesvögel: Jugendliche alleine in den Bergen waren damals noch völlig unüblich. Der Vater hat davor gesagt: "Ich traue ihnen das zu, das passt mit den Buam." Anrufen mussten wir von der Hütte trotzdem jeden Abend.

Ihre Eltern hatten wohl Angst um Sie.

Ich denke schon. Aber Angst zu haben, dass den Kindern etwas zustößt, ist ja nichts Negatives. Es treibt Eltern vielmehr dazu, entsprechend Sorge zu tragen. Das ist wahnsinnig wichtig. Sie haben uns so bewusst gemacht, dass die Berge ein Platz sind, wo Gefahr existiert. Und das brachte uns dazu, dem Berg mit Respekt zu begegnen. Dadurch, dass wir am Telefon erzählt haben, wir machen diese und jene Tour, hatte der Vater die Möglichkeit zu sagen: Des passt. Oder: Es passt ned.

Zeichnet sich schon ab, ob in Ihrer Familie möglicherweise die nächste Generation Huberbuam oder -dirndln heranwächst?

Da zeichnet sich gar nichts ab. Beim Thomas werden es wohl keine Bergsteiger. Eher Snowboarder. Bei meiner Schwester und mir kann man noch gar nichts sagen. Die Hauptsache ist doch, dass die Kinder gesund sind und eine Freud' am Leben haben. Klar würde ich mich freuen, wenn ich mit ihnen mal in die Berge gehen kann, aber eigentlich ist es mir egal. Nein, nicht eigentlich. Es ist mir wirklich egal.

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