Modernes Stadtzentrum:Hoch hinaus und tief hinunter

Modernes Stadtzentrum: Klaus Kehrbaum und sein Münchner Architekturbüro planen im Auftrag der Stadt Geretsried die Gestaltung des Karl-Lederer-Platzes.

Klaus Kehrbaum und sein Münchner Architekturbüro planen im Auftrag der Stadt Geretsried die Gestaltung des Karl-Lederer-Platzes.

(Foto: oh)

Architekt Klaus Kehrbaum stellt dem Geretsrieder Stadtrat die Möglichkeiten auf dem Karl-Lederer-Platz vor mit einzelnen Hochhäusern, Tiefgaragen und großzügigen Einkaufsmöglichkeiten

Von Felicitas Amler, Geretsried

Die meisten Stadträte waren erkennbar beeindruckt: Architekt Klaus Kehrbaum führte ihnen am Dienstag die Entwicklung ihrer Stadt in den vergangenen fünfzig Jahren plastisch vor Augen. Per Computeranimation zeigte er in mehreren Etappen, wie das erst in der Nachkriegszeit entstandene Geretsried immer dichter bebaut wurde, zusehends in die Höhe wuchs und damit städtischer wurde. Das ist auch das Ziel, das Kehrbaums Münchner Büro mit der Planung für den Karl-Lederer-Platz verfolgt. Dort und im Umgriff einerseits bis zur Egerlandstraße, andererseits bis zum Stadtmuseum soll ein urbanes Zentrum entstehen. Dazu bedarf es nach Überzeugung des Architekten einer maßvollen Verdichtung, einzelner "städtebaulicher Hochpunkte" und erheblich großzügigerer Verkaufsflächen. Es gehe um "Dichte und Qualifikation", sagte Kehrbaum. Und appellierte an die Räte: "Jetzt können wir Baurecht schaffen."

Kehrbaum wird dem Stadtrat dazu im Herbst Bebauungsplanvarianten in Form von drei Baustufen vorlegen. Als richtungsweisend für den Anfang nennt er das vor sieben Jahren gebaute viergeschossige Eckhaus der Baugenossenschaft: Dies sei eine Baumasse, die das Quartier "logisch fortführt". Auch dass das Erdgeschoss dort komplett von großflächigem Einzelhandel genutzt wird, sei maßstabsetzend: "Das ist ein Ziel des Bebauungsplans."

Dieser Plan wird seit einiger Zeit informell vorbereitet, zuletzt hatte dazu eine Bürgerwerkstatt stattgefunden, die ähnliche Ziele wie die Architekten herausgearbeitet hat. Aus dem Mischgebiet Karl-Lederer-Platz soll ein Kerngebiet werden, was jegliche Nutzung zulässt, die nicht ausdrücklich ausgeschlossen wird (Spielhölle, Sex-Shop). Das neue Zentrum hat nach Kehrbaums Darstellung das Potenzial, bis zu 11 700 zusätzliche Quadratmeter Verkaufsfläche auszuweisen. Nach einem früheren Gutachten - damals noch für die inzwischen zurückgestellte Erschließung des geplanten S-Bahnhof-Standorts Böhmwiese - braucht Geretsried 7000 bis 9500 Quadratmeter mehr. Und dies in großen Einheiten von bis zu 1600 Quadratmeter für zeitgemäßen Einzelhandel.

Ein weiteres Ziel von Bürgern und Fachleuten ist es, das Parken zu ermöglichen und gleichzeitig die Aufenthaltsqualität noch zu verbessern. Alles läuft auf eine oder mehrere öffentliche und/oder private Tiefgaragen unter dem Karl-Lederer-Platz hinaus. Wegen der Grundwasserlage sei dies teuer, sagte Kehrbaum. Theoretisch aber sei es möglich, alle nötigen Stellplätze auch für künftig erweiterte Wohnräume unterirdisch zu bieten.

Gespräche mit Eigentümern haben Bürgermeister Michael Müller (CSU) und Kehrbaum bereits geführt. Sie seien alle "hoch interessiert" an vermehrtem Baurecht, sagte der Architekt: "Die Eigentümer wünschen sich sehr, den Einzelhandel im Erdgeschoss zu stärken."

Vor allem den Freien Wählern gefällt Kehrbaums Idee einzelner Hochhäuser inmitten und an zwei Rändern des neuen Zentrums. Ihr Sprecher Lorenz Weidinger sagte, er sei "zutiefst beeindruckt" von dem Vortrag. Geretsried habe schon 1996/97 über mehr Urbanität durch Höhenentwicklung diskutiert, die Mehrheit habe das damals abgelehnt. Kehrbaum wiederum sagte zur SZ, Geretsried habe ja bereits Hochhäuser mit bis zu 14 Geschossen - aber in Wohngebieten. Fürs Zentrum denkt er an einzelne Gebäude mit sechs bis acht Geschossen ("Staffelgeschosse, Dachgeschosse, Penthäuser"). "Darüber müssen wir diskutieren."

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