Filmfest München:Neues Deutsches Fernsehen

Bitterböse Komödie, blutiges Ende, Verschwörungs-Streifen: Fünf Empfehlungen der SZ-Medienredaktion aus der Filmfest-Sektion "Neues Deutsches Fernsehen".

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Der Fall Barschel

Der Fall Barschel

Quelle: Internationale Münchner Filmwochen

Darum geht's: Der Tod des früheren Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein, Uwe Barschel, wurde nie vollends aufgeklärt. Mord oder Selbstmord? Der Zweiteiler von Kilian Riedhof gibt keine Antworten, stellt aber noch einmal all die Fragen, mit denen sich das Land 1987 konfrontiert sah. Erzählt wird die Geschichte über zwei Journalisten, die den Fall lösen wollen - ganz ähnlich wie im Watergate-Film Die Unbestechlichen. Darum sollte man einschalten: Irgendwann verfängt sich auch der Zuschauer in einem Netz aus Verschwörungstheorien: Also diese Wendung ist jetzt aber wirklich zu abstrus! Oder doch nicht? Der Höhepunkt: Matthias Matschke bei der berühmten "Ehrenwort"-Pressekonferenz. Bis zum Näseln genau wie Barschel. Da läuft's: Anfang 2016 im Ersten.

Karoline Meta Beisel

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Familienfest

Filmfest München - Neues Deutsches Fernsehen

Quelle: ZDF/Arte

Darum geht's: Eine reiche Familie trifft sich zum 70. Geburtstag des Patriarchen, eines Pianisten. Anlass für ein großes Fest - und eine gute Gelegenheit, mal wieder so richtig fies zueinander zu sein. Darum sollte man einschalten: Wegen des tollen Ensembles, das Regisseur Lars Kraume in seiner bitterbösen Komödie versammelt hat: Günther Maria Halmer als egozentrischer Tyrann, Hannelore Elsner und Michaela May als Erst- und Zweitfrau, außerdem Lars Eidinger als sieches Sensibelchen, Jördis Triebel und Barnaby Metschurat. Der Höhepunkt: So herrlich ätzend wie Hannelore Elsner durfte schon lange keine weibliche Fernsehfigur mehr sein: "Ach Schätzchen, verteil doch noch ein paar Taschentücher." Da läuft's: Bald auf Arte.

Karoline Meta Beisel

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Silvia S.

Silvia S. - Blinde Wut

Quelle: Internationale Münchner Filmwochen

Darum geht's: Die junge Mutter und frühere Biathletin Silvia (Maria Simon) sehnt sich nach Anerkennung - und sieht bald in jeder Nachfrage von Freunden und Familie einen Angriff. Spätestens nach 40 Minuten ist klar, auf welches blutige Ende Silvia S. - Blinde Wut hinausläuft. Umso erstaunlicher, wie fesselnd die restlichen 50 Minuten trotzdem sind. Darum sollte man einschalten: Wer meint, Fernsehunterhaltung müsse leicht konsumierbar sein, für den ist der Film nichts. Statt dessen stellt er unangenehme Fragen: Was würde man tun, wenn sich jemand im eigenen Umfeld so verhielte? Könnte man überhaupt etwas tun? Höhepunkt: Wie Ulrike Kriener als Silvias Mutter in wichtigen Momenten immer genau das Falsche sagt. Da läuft's: Irgendwann im ZDF.

Karoline Meta Beisel

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Der Äthiopier

Der Äthiopier

Quelle: Internationale Münchner Filmwochen

Darum geht's: Bankräuber Frank Michalka (Jürgen Vogel) flieht mit der Beute nach Äthiopien, verliert seinen Sprachfehler und findet eine Heimat und die große Liebe (Sayat Demissie), bis seine Vergangenheit ihn einholt. Als Freigänger überfällt er noch eine Bank. Vor Gericht bleibt Michalka stumm, sein Verteidiger (Thomas Thieme) lässt eine Kollegin (Paula Kalenberg) Michalkas Leben bezeugen. Ferdinand-von-Schirach-Verfilmung von Heinrich Hadding (Buch) und Tim Trageser (Regie). Darum sollte man einschalten: Weil kein zweiter deutscher Schauspieler Underdogs mit so reduzierten Mitteln so viel Würde verleiht wie Jürgen Vogel. Der Höhepunkt: Spätestens als ein Zeuge von weit her die Aussage beglaubigt, fließen nicht nur im Gerichtssaal die Tränen. Da läuft's: 2016 im Ersten.

David Denk

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Leberkäseland

Filmfest München - Neues Deutsches Fernsehen

Quelle: ARD Degeto

Darum geht's: Drei Töchter hat Latife (Neda Rahmanian) zur Welt gebracht, 1962 ist es an der Zeit, dass die junge Frau aus Istanbul an sich denkt. Sie will Mathematik studieren. Ihr Mann Burhan (Murathan Muslu) - der wie sie an Gleichberechtigung und die Ideale der modernen Republik Türkei glaubt - bestärkt sie. Als es die Familie ins spießige deutsche Moers verschlägt, ist das ein Kulturschock, der mit viel komödiantischem Gespür und Songs von Bob Dylan inszeniert wird. Ein nicht immer lustiger Blick auf die Bundesrepublik nach dem Roman von Lale Akgün. Darum sollte man einschalten: Weil es viel zu selten intelligente Feelgood-Filme im deutschen Fernsehen gibt. Der Höhepunkt: "Schatz, weibliche Emanzipation ist nicht nur in der Theorie schön." Da läuft's: Im Herbst im Ersten.

© SZ.de/aper
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