Pressefreiheit:Eilige Abreise

Pressefreiheit: Ricard Gonzalez, spanischer Journalist, der aus Ägypten flüchtete, als er Hinweise auf eine bevorstehende Verhaftung bekam.

Ricard Gonzalez, spanischer Journalist, der aus Ägypten flüchtete, als er Hinweise auf eine bevorstehende Verhaftung bekam.

(Foto: privat)

Die spanische Regierung warnte ihn. Wenige Stunden später verließ er das Land: Warum Ricard González, Korrespondent von "El País" und Buchautor, aus Ägypten geflohen ist.

Nur ein paar Stunden blieben Ricard González, um seine wichtigsten Sachen zu packen. Dann musste der Korrespondent von El País Ägypten verlassen. Er weiß bis heute nicht, was das Problem ist. Er weiß nur, dass die spanische Regierung sich Mitte Juni mit ihm ihn Verbindung setzte und ihm riet, umgehend auszureisen. "Sie sagten, dass sie konkrete und glaubhafte Informationen hätten, dass meine Verhaftung durch die ägyptischen Behörden unmittelbar bevorsteht und dass die Gefahr sehr ernst sei", sagte der 36-Jährige der SZ von Madrid aus am Telefon. Er musste sich verpflichten, über die Details der Ausreise zu schweigen.

Was ihm die ägyptischen Behörden angeblich anlasteten, darüber ließ man ihn im Dunkeln. "Es blieb alles sehr vage, nur dass es etwas mit meiner journalistischen Arbeit zu tun habe, wurde mir mitgeteilt", sagt González weiter. Weitere Informationen bekam er nicht: Man müsse die Quelle schützen. Das spanische Außenministerium und die Botschaft in Kairo lehnen jeden Kommentar ab. Die Redaktion hielt die Warnung für glaubwürdig, und Gonzales wollte kein Risiko eingehen - seit der Verhaftung von drei Journalisten des katarischen Nachrichtensenders Al Jazeera stehen langjährige Haftstrafen im Raum.

González arbeitet seit 2011 in Ägypten, wenig später verpflichtete El País ihn als Korrespondenten. Zwar hatte die ägyptische Botschaft in Madrid sich bei El País mehrmals über Gonzalez beschwert, wie er sagt, etwa wegen seiner Berichte über die brutale Räumung der Protestscamps der Muslimbruderschaft nach der Machtübernahme des Militärs, bei der Hunderte Menschen getötet wurden. Sein Visum und seine Akkreditierung seien aber immer anstandslos erneuert worden. Auch hätten sich ägyptische Stellen nie direkt bei ihm beschwert.

El País hat Präsident Abdel Fattah al-Sisi immer wieder scharf kritisiert - aber das tun viele ausländische Medien. Scharf fielen auch manche Stücke zum Besuch Sisis im Mai in Madrid aus. Zudem ist González Autor eines Anfang des Jahres erschienenen Buches über die inzwischen als Terrororganisation verbotene Muslimbruderschaft. Im Zuge der Recherche hatte Gonzalez auch Kontakt zu Muslimbrüdern, die ins Ausland geflohen sind. Vielleicht hat ihn aber auch der Einstieg eines Investors bei Prisa, der Muttergesellschaft von El País, ins Visier der ägyptischen Behörden gebracht. Für 75 Millionen Euro erwarb die International Media Group im Februar zehn Prozent der Anteile an dem Medienkonzern. Hinter der Gesellschaft steht der katarische Sultan Ghanim al-Hodaifi al-Kuwari. Und Katar gilt dem Regime in Kairo neben der Türkei als wichtigster Unterstützer der Muslimbruderschaft.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: