Postbank:Ruhe für 24 Monate

HV Postbank AG - Fahnen

Ende August will die Deutsche Bank die restlichen Postbank-Aktionäre zunächst aus dem Unternehmen drängen.

(Foto: Frank Rumpenhorst/dpa)

Nach den Postbank-Filialen bekommen nun auch die Servicegesellschaften einen neuen Tarifvertrag. Das bringt die Verkaufsvorbereitungen für das Institut ein gutes Stück voran. Die Bank selbst begrüße die Einigung, sagte ein Sprecher.

Von Stephan Radomsky

Die drohenden Streiks bei der Postbank sind abgewendet - und damit auch ein potenziell großes Problem beim Verkauf des Instituts. Eine Sorge weniger, wird man sich bei der Deutschen Bank denken. Wie am Donnerstag bekannt wurde, einigten sich Arbeitgeber und Gewerkschaften auf einen neuen Tarifvertrag für die knapp 6000 Mitarbeiter der Postbank-Servicegesellschaften. Auch die Tarifkommission hat der Vereinbarung mit einer Laufzeit bis Ende März 2017 zugestimmt.

Das Institut begrüße die Einigung, sagte ein Sprecher der Deutschen Bank am Donnerstag. Sie sei ein "für beide Seiten gutes Ergebnis" und gebe der Bank mit einer Laufzeit von 24 Monaten Planungssicherheit. Die können die Frankfurter auch gut brauchen, schließlich sollen die nächsten Schritte hin zum geplanten Verkauf der Postbank "so schnell und effektiv wie möglich" kommen, hatte der neue Co-Vorstandschef John Cryan zu seinem ersten Arbeitstag am Mittwoch in einem offenen Brief angekündigt. Bevorzugtes Modell dafür wäre ein Börsengang der Bonner Tochter - aber auch der Komplettverkauf an einen Investor ist nicht vom Tisch.

So oder so: Ein ungelöster Tarifkonflikt, rebellische Gewerkschaften, möglicherweise sogar ein Arbeitskampf an einer wichtigen Schnittstelle im Unternehmen - solche Aussichten hätten den Preis für die Postbank sicher gedrückt. Denn die Servicegesellschaften arbeiten zwar weitgehend unsichtbar für den Kunden, erbringen in der Bank aber zentrale Dienste, beispielsweise die Abwicklung von Zahlungen, die Verwaltung von Krediten und Kreditkarten oder den Betrieb der Callcenter. Ein Arbeitskampf in diesen für das tägliche Geschäft so wichtigen Bereichen hätte das Interesse potenzieller Investoren wohl merklich gedämpft.

Diese Gefahr ist nun gebannt, eine Hängepartie wird es nicht geben. "Mit dem Abschluss ist die Situation jetzt befriedet. Das Ergebnis ist gut - und zwar für beide Seiten", sagte der Verhandlungsführer der Gewerkschaft Verdi, Klaus Grünewald. Tatsächlich haben die Arbeitnehmervertreter eine ganze Reihe ihrer Forderungen durchbekommen: Vor allem gilt nun ein einheitlicher Tarifvertrag für alle vier Postbank-Servicegesellschaften. Der sieht nun unter anderem vor, dass die Mitarbeiter in zwei Schritten insgesamt 4,5 Prozent mehr Gehalt sowie einheitlich 30 Tage Urlaub bekommen. Das "ordnet sich in das aktuelle Tarifumfeld ein", hieß es vonseiten der Deutschen Bank. Zudem vereinbarten beide Parteien, wie zuvor bereits für die anderen Mitarbeiter der Postbank, einen Kündigungsschutz bis Ende Juni 2017.

Ganz reibungslos kam diese Einigung allerdings nicht zustande. Eigentlich hätten die Servicegesellschaften von Deutscher und Postbank unter einem gemeinsamen Tarifvertrag verschmolzen werden sollen - bis die Entscheidung für den Verkauf der Konzerntochter fiel. Die neuen Vorzeichen hatten die Verhandlungen dem Vernehmen nach enorm erschwert, zwischenzeitlich hatten die Gewerkschaften sogar mit Streik gedroht. Das wirkte offenbar - vermutlich auch, weil die Postbank in ihren Filialen erst Ende April einen Streik hinter sich gebracht hat. Eine Wiederholung wollte man in Frankfurt wohl vermeiden.

Völlig ungetrübt ist die Stimmung damit aber nicht. "Auch wir haben großes Interesse daran, dass der Postbank-Börsengang gut läuft", sagte Gewerkschafter Grünewald. "Wir werden uns aber sehr genau ansehen, wer da als Käufer auftritt. Wenn das irgendein dubioser Finanzinvestor ist, sind wir auch ganz schnell wieder auf den Barrikaden."

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