Puchheim:Zu den Quellen

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Geschäftsführer Friedrich Popp (vorne im karierten Hemd) erklärt vor einem Modell den Radlern die Funktion des Hochbehälters auf dem Parsberg. (Foto: Günther Reger)

SPD Gröbenzell radelt mit 40 Teilnehmern und informiert sich dabei über die Wasserversorgung der Gemeinde

Von Karl-Wilhelm Götte, Puchheim

Das wertvollste Lebensmittel Trinkwasser hat die Gröbenzeller SPD zum Thema einer Exkursion gemacht: "Wo kommt das Gröbenzeller Trinkwasser her?", lautete die Frage, deren Beantwortung entlang der Radlroute lag und an der immerhin 40 Teilnehmer Interesse zeigte.

Als ein so überraschendes wie wesentliches Ergebnis nahmen die heugierigen Radler mit, dass Gröbenzell in der Nachbarstadt Puchheim einen verlässlichen Wasserlieferanten hat, und sie erfuhren auch, dass der Wasserverbrauch pro Kopf seit 40 Jahren erheblich gesunken ist. Gröbenzell steht nicht alleine ohne eigenes Trinkwasserquellen da. Auch Eichenau und Olching gehören zum Club der Wasserlosen. Alle drei Orte werden vor allem aus Puchheim beliefert und haben sich deshalb in einem Zweckverband zusammengeschlossen. Das Wasser kommt aus verschiedenen Brunnen, gelangt in den Hochspeicher am Parsberg und von dort in die Leitungen Puchheim-Bahnhof erhält von dort auch sein Trinkwasser, Puchheim-Ort versorgt sich über eigene Brunnen selbst. Der Parsberger Hochspeicher oberhalb des Germeringer Sees wurde beim Bau in den Siebzigerjahren sehr großzügig dimensioniert. "Damals ging man von 100 000 Einwohnern im Versorgungsgebiet aus", erzählt Friedrich Popp, der Geschäftsführer des Zweckverbandes zur Wasserversorgung der Ampergruppe bei der Führung im Hochspeicher. Nun leben im Jahre 2015 nur 75 000 Einwohner in den vier beteiligten Kommunen und die verbrauchen immer weniger Wasser.

Betrug der Wasserverbrauch 1970 noch 300 Liter pro Kopf hatte er sich bereits 2005 auf die Hälfte reduziert. Bis vor drei Jahren stagnierte er bei 150 Litern pro Einwohner, seitdem sinkt er weiter und lag zuletzt bei einem Pro-Kopf-Verbrauch von 120 Litern. Über die Ursachen des sinkenden Wasserverbrauchs können auch Fachleute nur spekulieren. "Die Technik hat sich weiterentwickelt, aber vielleicht sparen die Menschen auch mehr Wasser", spekuliert Friedrich Popp. Wasser sparen hat sicherlich mit dem gewachsenen Umweltbewusstsein der Menschen zu tun. Aber sicherlich auch mit dem Preis. Kostet doch ein Kubikmeter Wasser und Abwasser in der Summe inzwischen etwa 2,30 Euro. Mit jedem Kubikmeter Trink- oder Frischwasser zum aktuellen Preis von einem Euro ist auch ein Kubikmeter Abwasserverbrauch unmittelbar verbunden. Für Abwasser zahlt der Kunde etwa 1,30 Euro, so dass zusammen etwa 2,30 Euro in der Wasserrechnung stehen. Für einen Drei-Personen-Haushalt wären das bei 120 Litern pro Kopf und Tag jährlich 130 Kubikmeter Wasser, die er verbraucht. Dafür stellt der Versorger etwa 300 Euro in Rechnung. Dazu kommen noch die Kosten fürs Abwasser in ähnlicher Höhe.

Die im Nachhinein falschen Prognosen in Sachen Wasserverbrauch haben auch dem Hochspeicher am Parsberg Überkapazitäten beschert. Mit einer Fördermenge von sechs Millionen Kubikmeter Trinkwasser ist er einer der größten Europa, doch gebraucht werden aktuell nur vier Millionen Kubikmeter. Ein Blick durch die Glasscheibe in eine der elf Wasserkammergänge bestätigt dieses Verhältnis. "Momentan steht das Wasser dort vier Meter hoch, sechs wären aber möglich", erläutert Popp den SPD-Radlern. "Mit dem Hochspeicher sind wir am höchsten Punkt des Versorgungsgebietes angelangt", erläuterte Popp. "Gröbenzell liegt 50 Meter tiefer. Diese Höhendifferenz reicht, um den notwendigen Druck erzeugen können, das Wasser dorthin zu bringen." Jeweils einen Fließtag braucht das Wasser, bis es vom Parsberg in Gröbenzell anlandet. Das gesamte Leitungsnetz des Amperverbandes ist 325 Kilometer lang.

Die Gröbenzeller SPD war mit ihrer Radltour zufrieden. Die politische Bewertung übernahm Gemeinderat Peter Falk: "Wenn Wasser und auch die Müllentsorgung in größeren Einheiten günstiger zu haben sind, nehmen wir die größeren Einheiten." Falk nennt sie auch "Zweckgemeinschaften". Entscheidend sei, so der SPD-Politiker, dass diese Grundversorgung nicht privatisiert werde, sondern der Landkreis und die Kommunen das selber machten.

© SZ vom 03.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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