FC Bayern München:"Die Frage ist: Ist Francky fit?"

Pep Guardiola und Franck Ribery

Wann können sie wieder gemeinsam am Spielfeldrand stehen? Pep Guardiola (rechts) und Franck Ribéry.

(Foto: dpa)
  • Wie geht es all den Verletzten? Zum Saisonstart gibt sich Bayern-Coach Pep Guardiola ungewohnt auskunftsfreudig.
  • Nur die Frage nach seiner Vertragsverlängerung wehrt er rigoros ab.
  • Hier geht es zum Porträt des neuen Bayern-Torwarts Sven Ulreich.

Von Benedikt Warmbrunn

Die überraschende Nachricht des Tages kam aus London. "Ana ist raus?", fragte Pep Guardiola. "Wow!" Er klopfte mit der Faust auf den Tisch, "schade". Guardiola schaute nach unten, blickte wieder auf, grinsend. "Dann kann Basti wenigstens sofort wieder trainieren."

Das Glück des Mittelfeldspielers Bastian Schweinsteiger ist zurzeit ein großes Thema beim FC Bayern, so groß sogar, dass es Pep Guardiola, den Trainer, interessiert, dass Schweinsteigers Freundin, die Tennisspielerin Ana Ivanovic, am Mittwoch beim Turnier in Wimbledon ausgeschieden ist. Sie wollen zeigen, dass sich Schweinsteiger weiter willkommen fühlen darf in diesem Verein; auch wenn munter über seine Zukunft spekuliert wird.

Verlängert er? Um ein oder gleich um zwei Jahre? Oder geht er 2016? Vielleicht sogar schon sofort? "Seine Zukunft kann nur Basti entscheiden", sagte Guardiola am Donnerstag, "nicht Pep." Er habe in der vergangenen Saison darüber mit Schweinsteiger gesprochen, "und wenn ich jetzt an nächste Saison denke, dann ist Basti hier".

"Das Sprunggelenk ist extrem intelligent"

Seit Mittwoch bereitet sich der FC Bayern auf die neue Saison in der Fußball-Bundesliga vor, zum dritten Mal angeleitet von Pep Guardiola. Und wie in den beiden Jahren zuvor geht es auch in diesem Sommer darum, welcher Spieler wie fit ist. Schweinsteiger zum Beispiel, der wie die anderen Länderspielreisenden am 11. Juli einsteigt, hatte zu Beginn der vergangenen Saison bis in den Herbst hinein mit Patellasehnenproblemen gekämpft; für Guardiola ist es daher eine gute Nachricht, dass der Mittelfeldspieler zurzeit gesund wirkt, in London zumindest hat er auch schwere Tennistaschen getragen.

Sein Traum sei es, sagte Guardiola am Donnerstag, "dass der ganze Kader fit ist".

Diesem Traum ist der Katalane in diesen Tagen so nah wie selten in den zwei Jahren zuvor. Zum Auftakt am Mittwoch trainierte zwar nur ein echter Zugang mit, der neue Ersatztorwart Sven Ulreich. Doch dafür waren andere Spieler dabei, die Guardiola zuletzt selten auf dem Trainingsplatz gesehen hatte. Arjen Robben zum Beispiel, der zuletzt erst aufgrund eines Bauchmuskelrisses und dann aufgrund eines Muskelbündelrisses in der Wade gefehlt hatte, genauso wie David Alaba nach seinem Innenbandriss im Knie oder Javi Martínez, der mit einem Kreuzbandriss fast die gesamte Saison ausgefallen war. Zu den gesunden Spielern zählt auch Thiago Alcántara, der ebenfalls in sein drittes Jahr beim FC Bayern geht - und bisher noch keine Vorbereitung komplett mittrainieren konnte.

Guardiolas Traum bezieht sich jedoch nicht allein auf die Auswahl an Spielern, die er hat, sein Traum ist auch ein taktischer. Nachdem seine Mannschaft im Champions-League-Halbfinale gegen den FC Barcelona ausgeschieden war, hatte er beklagt, dass die überraschenden Momente im Dribbling gefehlt hätten, an dieser Analyse hält er weiter fest. "Wir brauchen Spieler im Eins-gegen-Eins", sagte er, er richtete daher auch "vielen Dank dem Verein" für den Zugang Douglas Costa aus, den er als zusätzlichen Spieler auf den Außenbahnen eingeplant hat.

Robben fehlte gegen Barcelona sehr

Gegen Barcelona, erläuterte Guardiola, habe ein Spieler wie Robben gefehlt, der den Ball 30 Meter in hohem Tempo an den gegnerischen Strafraum führen könne, es war ein seltenes Eingeständnis des Trainers, dass er für seine Ideen auch die entsprechenden Spieler brauche. "Das System", sagte Guardiola, "ist die Frage: Ist Robben fit? Es ist die Frage: Ist Javi fit?" Und es ist für ihn eine dritte Frage: "Ist Francky fit?"

Die Antwort auf diese dritte Frage treibt den Verein nun schon seit mehreren Monaten um.

Francky, also Franck Ribéry, musste im Champions-League-Achtelfinale gegen Donezk ausgewechselt werden, die erste Diagnose des damaligen Mannschaftsarztes Hans-Wilhelm Müller Wohlfahrt: Probleme mit dem Sprunggelenk, ein paar Tage Pause. Aus den paar Tagen wurden ein paar Monate, aus dem Mannschaftsarzt Müller-Wohlfahrt wurde der Mannschaftsarzt Volker Braun, und nach wie vor ist nicht offiziell geklärt, ob aus der Sprunggelenksverletzung nicht doch eine ganz andere Verletzung geworden ist. Beim Trainingsauftakt jedenfalls humpelte Ribéry mit Gips über das Gelände, wann er wieder trainieren oder gar spielen kann, darauf will sich niemand festlegen. Guardiola sagt, er wolle Ribéry keinen Druck machen, "das Sprunggelenk ist extrem intelligent, es entscheidet für sich selbst".

Vor wenigen Tagen hatte sich Guardiola mit Müller-Wohlfahrt in einer Bar getroffen, der Trainer betonte, es sei dabei nicht um Ribéry gegangen, den Spieler, der zum endgültigen Zerwürfnis zwischen den beiden geführt hatte. Dafür aber um Dante. Der Innenverteidiger fällt vorübergehend aufgrund einer Muskelblessur aus, genauso wie der zuletzt nach Schalke verliehene Jan Kirchhoff, der nach seiner Achillessehnen-OP auf dem Ergometer saß.

Zu all den verletzten Spielern gab Guardiola bereitwillig Auskunft. In der vergangenen Saison hatte er diese Fragen noch brüsk abgewehrt und auf den Arzt verwiesen. Überhaupt wirkte Guardiola am Donnerstag entspannt, braun gebrannt, kurze Hose, ein paar Witze. Nur eine Frage wehrte er rigoros ab. Die Frage nach seiner Zukunft, 2016 endet sein Vertrag in München. "Wir haben Zeit", sagte er. Und in dieser Zeit könnten auch Träume platzen.

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