Pullinger Seen:Ruhe ist relativ

Pullinger Seen: Einweihung des neuen Naherholungsgebietes am Pullinger Weiher (von links): die Pfarrer Peter Lederer und Dorothee Löser, Starnbergs Landrat Karl Roth (aktuell Vorsitzender des Erholungsflächenvereins), Jens Besenthal (Geschäftsführer Erholungsflächenverein), Bürgermeisterin Eva Bönig und Landrat Josef Hauner.

Einweihung des neuen Naherholungsgebietes am Pullinger Weiher (von links): die Pfarrer Peter Lederer und Dorothee Löser, Starnbergs Landrat Karl Roth (aktuell Vorsitzender des Erholungsflächenvereins), Jens Besenthal (Geschäftsführer Erholungsflächenverein), Bürgermeisterin Eva Bönig und Landrat Josef Hauner.

(Foto: Marco Einfeldt)

Das neu gestaltete Erholungsgebiet bei Achering ist jetzt auch offiziell freigegeben. Auf 20000 Quadratmetern gibt es viele Liegeflächen, Bäume - und Fluglärm. Mehr - etwa durch eine dritte Startbahn - soll es nicht werden

Von Kerstin Vogel, Freising

Pfarrerin Dorothee Löser hat an diesem Donnerstag nicht das beste Los gezogen. Sie soll mit ihrem katholischen Kollegen Michael Lederer den neu angelegten südlichen Bereich der "Pullinger Seen" segnen und trägt den weiten schwarzen Talar und unter dem Hals das weiße Beffchen der evangelischen Geistlichen: Luftige Sommerkleidung sieht anders aus.

Weil sich das Thermometer an diesem Vormittag tatsächlich langsam der 30-Grad-Marke nähert, sind die Herren dagegen nahezu ausnahmslos kurzärmelig zu dem Festakt erschienen, mit dem das Erholungsgebiet nach seiner Neugestaltung nun offiziell seiner Bestimmung übergeben worden ist.

Schön hat der Erholungsflächenverein das gemacht, das lässt sich kaum bestreiten. Auf 20 000 Quadratmetern wurde Rasen für die großzügigen Liegeflächen angesät, es wurde ein "barfußfreundliches Kiesufer" gestaltet und man hat mehr als 160 Großbäume und Gehölze sowie 1700 Jungpflanzen in die Erde gebracht, wie der Starnberger Landrat, Karl Roth, aktuell Vorsitzender des Erholungsflächenvereins, betonte.

Die Badegäste finden deshalb teilweise auch schon Schatten vor - und die dichte Baumreihe zur Bundesstraße hin bietet zumindest einen Sichtschutz und dämpft den Fahrzeuglärm ein wenig.

Nichts machen konnten die Planer des Erholungsflächenvereins dagegen gegen den Lärm der in Richtung Münchner Flughafen über die Seen einschwebenden Flugzeuge. Landrat Roth erntete deshalb auch ein bisschen Gelächter, als er die Ruhe im Vergleich zum Starnberger See lobte - als ruhig empfinden wohl auch die eingefleischtesten Fans das neue Freisinger Erholungsgebiet nicht.

Eine Verknüpfung der Eröffnungsfeier zum nahen Flughafen stellte dann auch Eva Bönig, zweite Bürgermeisterin der Stadt Freising, her. Mit dem von der Stadt unterstützten Ausbau der ehemaligen Kiesweiher zu einem Erholungsgebiet habe man ein Signal dafür gesetzt, "dass wir uns von den Begehrlichkeiten, eine dritte Startbahn zu bauen, nicht unterkriegen lassen".

Die Bürger in der Flughafenregion hätten ein Recht darauf, nicht nur die Lasten der wirtschaftlichen Entwicklung tragen zu müssen, sondern auch Freiräume für die Freizeit zu erhalten, sagte Bönig: "Wir müssen den Lärm von der Bahn, der Straße und aus der Luft hinnehmen, aber wir sind entschlossen zu verhindern, dass das noch mehr wird."

Landrat Josef Hauner stieß in dasselbe Horn, nicht ohne allerdings zu betonen, dass man selbstverständlich nicht gegen den Flughafen in seiner jetzigen Form sei: "Wir möchten eine gute Zusammenarbeit, aber wir meinen, dass es jetzt genug ist."

Der Pullinger Weiher, den er schon vor 50 Jahren als Schüler mit dem Radl besucht habe, habe eine unglaublich positive Entwicklung genommen, sagte Hauner: "Gerade in einem Ballungsraum wie unserem werden dringend Flächen gebraucht, auf denen die Natur und nicht Beton vorherrscht."

Um das an den Pullinger Seen umsetzen zu können, hat der Erholungsflächenverein hier insgesamt 2,6 Millionen Euro investiert, in Grunderwerb, Planung und Baumaßnahmen, wie Landrat Roth sagte. Unter anderem musste das durch den Kiesabbau entstandene Steilufer stark abgeflacht werden, es wurde mit Hilfe eines Schwimmbaggers bis zu zehn Meter weit landeinwärts gezogen.

280 Parkplätze stehen den Besuchern hier jetzt zur Verfügung, mit dem Fahrrad ist der Badesee von Freising her durchgängig auf einem Geh- und Radweg zu erreichen. Die Staatsbrauerei Weihenstephan hat zunächst provisorisch einen Kiosk mit kleinem Biergarten und Toilettenanlagen aufgestellt. Im kommenden Jahr soll hier nach dem Vorbild im Norden der Seen richtig gebaut werden. Langfristig ist auch noch ein dritter Bauabschnitt geplant - und bis dahin gehört für die Badegäste der Ausblick auf das noch aktive Kieswerk einfach dazu.

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