Souvenirs in Wimbledon:Murrays Schweißband landet in der Royal Box

Day Four: The Championships - Wimbledon 2015

Not really amused: Die Herzogin von Cornwall (Mitte) mit dem Schweißband des Schotten Andy Murray.

(Foto: Getty Images)

Riesen-Tennisball für 20 Euro? Hässliches Handtuch für 40 Euro? In Wimbledon wird jedes noch so fragwürdige Mitbringsel gekauft bis geklaut. Doch die wahren Souvenirs gibt es nicht im Laden.

Von Lisa Sonnabend, London

Das Problem mit dem Heimtransport hat sich erledigt. Eine unhandliche und sehr unattraktive Tasche erhalten Medienvertreter zu Beginn des Wimbledon-Turniers. Sie ist weiß, grün und schwarz gefleckt, in großen, schiefen Buchstaben steht "Wimbledon" darauf. Kurz: Damit würde man sich sogar im Supermarkt schämen. Doch siehe da, kaum ist das hässliche Stück nur wenige Momente unbewacht, ist es auch schon geklaut. Zusatzgepäck muss bei der Rückreise doch nicht aufgegeben werden.

Der Diebstahl ist ein Beweis dafür, dass Briten so verrückt nach Wimbledon-Souvenirs sind wie sonst nur nach britischen Tennisspielern. Säckeweise transportieren die Besucher jeden Abend nach Spielende Waren von der Anlage - und das, obwohl die Preise so hoch sind, als refinanzierten die Turnierveranstalter damit das Millionen-Preisgeld.

Im Sortiment an den Verkaufsständen: überdimensionale Tennisbälle, die den Kunden für 14 Pfund (20 Euro!) angedreht werden. Tennisschläger, die kleiner sind als beim Tischtennis, kosten noch viel mehr. Der Bestseller ist in diesem Jahr für 29 Pfund (41 Euro) zu erstehen: das Wimbledon-Handtuch. Der Fetzen Stoff ist allerdings auch 2015 wieder keine Verschönerung fürs Badezimmer. Er ist goldbraun, moosgrün und dunkelblau - in jeder Einrichtungsshow würde von einem Kauf abgeraten werden. Und nicht einmal der Schweiß der Tennisprofis ist im Preis inbegriffen, die Handtücher sind originalverpackt. Die Briten schlagen trotzdem zu.

Die echten, die außergewöhnlichen Wimbledon-Souvenirs sind allerdings nicht an den Verkaufsständen zu erstehen. Ein Ball, der von einem Spieler beim Training versehentlich über den Zaun gedroschen wurde. Ein Autogramm, auch wenn es auf einem der Nebenplätze von einem Qualifikanten erbettelt wurde. Und die Krönung: Ein Kleidungsstück, das ein Spieler nach einer Partie in Richtung Zuschauertribüne wirft.

Als Andy Murray am Donnerstag den Niederländer Robin Haase mit 6:1, 6:1, 6:4 besiegt hatte, brachten sich die Zuschauer in Stellung. Der Brite warf sein Schweißband in die Luft - und es segelte direkt in die Box der Royals. Sofort gab es einer an Camilla weiter, die Gattin von Prinz Charles. Die zierte sich allerdings, das nasse Stück Stoff anzufassen, rümpfte die Nase und drehte den Kopf angewidert weg. Camilla hatte bestimmt schon ein Handtuch für 29 Pfund gekauft.

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