Saisoneröffnung bei Borussia Dortmund:Denkzettel für Gündogan

Saisoneröffnung BVB

Pfiffe gabe es dagegen für Ilkay Güdogan, der sich nach dem Geschmack der Fans zu lange zierte, das Dortmunder Angebot anzunehmen.

(Foto: Caroline Seidel/dpa)

Bei der offiziellen Mannschaftspräsentation pfeifen die BVB-Fans den Mittelfeldprofi aus. Der neue Trainer Thomas Tuchel zeigt Verständnis, bekennt sich aber zum Spieler.

Nicht alle machten mit. Auf der "Süd", der Südtribüne der Dortmunder Arena, in der die treuesten BVB-Fans stehen, brandete Applaus auf, als der Spieler mit der Nummer acht aufgerufen wurde. Doch von Haupt- und Gegentribüne ertönten bei der Mannschaftsvorstellung bei der Saisoneröffnung Borussia Dortmunds kaum ignorierbare Pfiffe gegen den Spieler.

Die Nummer acht trägt bei Dortmund Ilkay Gündogan, der am Mittwoch seinen Vertrag vorzeitig um eine weitere Saison bis zum 30. Juni 2017 verlängert hat.

Pfiffe für die Vertragsverlängerung eines Nationalspielers? Das dürfte es auch noch nicht so oft gegeben haben in der Geschichte der Bundesliga. Doch Gündogan hat in den letzten Wochen wahrlich keine glänzende Figur gemacht. Erst hatte er zum Ende der abgelaufenen Saison intern erklärt, seinen Vertrag nicht verlängern zu wollen, woraufhin der Klub den Abschied des Mittelfeldspielers im Sommer per Pressemitteilung bekanntgegeben hatte.

Ein Jahr ins Schaufenster, dann neuer Anlauf bei den Eliteklubs

Gündogan träumte von einem Engagement bei einem absoluten Spitzenklub, der 24-Jährige wollte zu Barcelona, Bayern München, vielleicht wenigstens zu PSG. Doch diese seine Wunschvereine fanden den Mittelfeldspieler zwar durchaus interessant, aber offensichtlich etwas weniger als Gündogan - oder dessen Berater - gedacht hatten. Gündogan hat sich verzockt, dafür spricht eigentlich alles. Am Ende blieb ihm wohl nur noch eine Option: Beim BVB zu verlängern, sich noch eine Saison beweisen und selbst ins Schaufenster stellen und nächsten Frühjahr einen neuen Anlauf bei den Eliteklubs wagen.

Doch Dortmunds Fans, die zu Recht als besonders emotional und begeisterungsfähig gelten, haben schon immer recht empfindlich reagiert, wenn Spieler vielleicht nicht mehr ganz mit dem ganzen Herzen dabei waren. Mario Götze etwa war exakt so lange Publikumsliebling, bis sein Wechsel zum FC Bayern offiziell wurde. Seitdem wird er bei jedem Auftritt in Dortmund gnadenlos ausgepfiffen.

"Es war mein ausdrücklicher Wunsch, dass er bleibt"

Dortmunds neuer Trainer Thomas Tuchel ist zwar noch nicht so lange beim BVB, aber wie die Fans ticken, scheint er schon verstanden zu haben. Die Pfiffe gegen Gündogan kommentierte er darum so: "Das ist vielleicht ein Stück weit verständlich, weil das öffentliche Bild ein anderes war als das Tatsächliche". Gündogan nämlich habe sich "an alle Fristen gehalten", er habe mit ihm "total offene Gespräche" geführt, es sei "mein ausdrücklicher Wunsch" gewesen, dass der Spieler bleibe, sagte Tuchel.

Von wegen verzockt, also? Vielmehr eine Herzensentscheidung für Dortmund, für Tuchel? Wie auch immer. Tuchel jedenfalls hoffte, dass die Unmutsbekundungen gegen seinen Spieler künftig ausbleiben. "Ich denke, dass der kleine Denkzettel genug ist", sagte er.

Zuvor hatte der Nachfolger von Jürgen Klopp schon versucht, mit markigen Worten für Gutwetter zu sorgen beim Anhang. "Wir wollen aus diesem Stadion eine Festung machen", hatte er zu Beginn des Saisoneröffnungsfest erklärt und - natürlich - Applaus bekommen dafür. Überhaupt sei seine erste Woche in Dortmund toll gewesen. "Ich habe eine sehr höfliche, sehr rücksichtsvolle und sehr offene Mannschaft kennengelernt, die sich einlässt auf die neue Situation und auf das neue Trainerteam."

Fußball gespielt wurde dann natürlich auch. Gegen ein Team der Deutschen Sporthilfe gewannen die Dortmunder Profis in einem 70-minütigem Spaß- und Benefizkicks mit 17:0. "Das war ein toller Abschluss einer ersten Trainingswoche. Mir hat es richtig viel Spaß gemacht", sagte Tuchel, der sich wirklich sehr um Volksnähe bemühte.

Am Sonntag begeben sich Tuchel und seine Mannschaft auf eine rund einwöchige Asienreise mit Testspielen in Japan und Malaysia. Pfiffe wird es bei der PR-Reise garantiert nicht geben.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: