Wimbledon-Aus von Dustin Brown:Schnell heim in die Bundesliga

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Dustin Brown muss Wimbledon den Rücken kehren, jetzt spielt er erstmal wieder für sein Bundesliga-Team.

(Foto: AFP)
  • In der dritten Runde von Wimbledon ist Schluss für Dustin Brown - der Deutsche verliert gegen den Serben Victor Troicki. In der zweiten Runde hatte er Rafael Nadal besiegt.
  • Gleich danach geht es für den Rasta-Mann zurück nach Deutschland. Am Sonntag will er in der Bundesliga für Rot-Weiß Köln spielen - gegen Blau-Weiß Krefeld.
  • Die aktuellen Ergebnisse und Statistiken zu Wimbledon finden Sie hier.

Von Lisa Sonnabend, London

Dustin Brown hockte sich auf den Rasen. Er atmete tief durch, verharrte in dieser Position ein paar Sekunden lang. Dann stützte er sich auf dem Schläger ab und hievte sich wieder hoch. Das Unbeschwerte und die Leichtigkeit waren verflogen. Der deutsche Tennisspieler mit den langen Dreadlocks lag am Samstag mit 0:2-Sätzen gegen den Serben Victor Troicki zurück, schließlich schied er in der dritten Runde von Wimbledon aus: 4:6, 6:7 (3:7), 6:4 und 3:6. Zwei Tage nach dem überraschenden Sieg gegen Rafael Nadal spielte der Qualifikant zwar gutes Tennis, doch er zauberte nicht mehr.

Gegen Nadal war da diese Zahl gewesen: Bei 99 von 114 Aufschlägen rückte Brown ans Netz vor, 71 Mal machte er dabei den Punkt. Seit Jahren habe er niemanden mehr so souverän Serve-and-Volley spielen sehen, schwärmte der ehemalige Tennisprofi John McEnroe. Troicki verhinderte nun allerdings geschickt, dass Brown sein Angriffstennis aufführen konnte. Der Serbe servierte extrem stark, triezte den Gegner mit Returns direkt vor die Füße und passierte ihn immer wieder präzise. Als Brown 3:4 im vierten Satz zurücklag, feuerten ihn die Zuschauer noch einmal an, sie riefen: "We're here because of you, Dustin!" Wir sind wegen dir hier. Doch Troicki knallte ihm ein Ass hin. Brown hob die Schultern. Was sollte er tun?

Mal außergewöhnlich gut, dann schockierend schlecht: "So bin ich eben"

Schon vor der Partie hatte der 102. der Weltrangliste angekündigt: Mal gelinge ihm ein außergewöhnliches Match, dann spiele er wieder schockierend schlecht. "So bin ich eben", sagte er. Ändern könne er dies nicht. Am Samstag lag seine Leistung nun irgendwo in der Mitte. Spektakuläre Schläge gelangen ihm auch gegen Troicki zahlreiche. So führte der 30-Jährige sogar einen neuen Schlag auf: den Rückhand-Return-Stopp, der nach dem Aufploppen wieder auf die andere Netzseite zurückhüpft. Die Zuschauer johlten. Einmal fiel Brown während eines Ballwechsels hin, stand wieder auf, fiel wieder hin und gewann dennoch den Punkt. Es gab Phasen, in denen er seine Aufschlagspiele zu null gewann. Doch dann unterlief ihm wieder ein leichter Volleyfehler. Nachdem Troicki ihn im vierten Satz zum 2:1 gebreakt hatte, war sein Widerstand gebrochen. Beim Matchball unterlief ihm schließlich ein Doppelfehler.

"Ich bin trotzdem sehr zufrieden", sagte Brown nach der Partie. Hätte ihm jemand vor dem Turnier einen Vertrag hingelegt, in dem gestanden wäre, "Sie schlagen Nadal und verlieren in der dritten Runde", dann, meinte der Tennisspieler, "hätte ich sofort unterschrieben."

Nach seinem Sieg gegen den Weltranglistenzehnten hatte Brown ein Interview nach dem anderen gegeben, sein Bild zierte die Cover zahlreicher britischer Zeitungen. Die Times dichtete gar über das Match auf dem Centre Court: "Dustin Brown fing die Strahlen der Sonne ein und wurde ein Gott." Das Interesse an seiner Person war nun auch nach der Niederlage immens. Brown nahm im "Main Interview Room" Platz, sein siegreicher Gegner wurde in das kleine Zimmer nebenan gebeten. Die Reporter wollten noch einmal wissen, wie es sich anfühlt, mit derart langen Dreadlocks Tennis zu spielen, ob er stolz auf sich ist und ob er sich nun vielleicht einen Fulltime-Trainer leisten könne?

Er wird weiter tingeln und mit 300 Euro heimreisen

Dann verließ Brown den Raum und ließ den Rummel um seine Person hinter sich. Er wird in der Weltrangliste ein paar Plätze nach oben klettern. Doch er muss weiterhin von Turnier zu Turnier tingeln, wird auch künftig wieder in der ersten Runde scheitern. Die Saison auf Rasen, seinem Lieblingsbelag, ist nun beendet. Die 108.000 Euro Preisgeld wird er womöglich schon bald aufgebraucht haben. Bei einem Challenger-Wettbewerb reise er manchmal mit lediglich 300 Euro wieder nach Hause, erklärte Brown. Davon werden jedoch noch Steuern abgezogen, Hotel und Flug sind noch nicht bezahlt. Tennis ist für ihn oft ein Minusgeschäft.

Brown wird deswegen nicht noch ein paar Tage in London bleiben, um Urlaub zu machen. Wenige Stunden nach der Niederlage machte er sich auf zum Airport. "Ich werde jetzt den frühesten Flieger nach Deutschland nehmen und morgen früh für meinen Verein in der Bundesliga spielen", sagte er. Rot-Weiß Köln wartet auf Brown, es geht gegen Blau-Weiß Krefeld.

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