Moderner Fünfkampf:Gold-Feier mit Küsschen, Sekt und Helene Fischer

WM Moderner Fünfkampf

Hat sich ihren fehlenden Titel erfochten, erritten, erlaufen und erschossen: Lena Schöneborn.

(Foto: Rainer Jensen/dpa)

Lena Schöneborn gewinnt bei der Heim-WM als erste Deutsche den Titel. Sie kann sie sich sogar eine mäßige Schwimmleistung leisten.

Lena Schöneborn hatte ihre ganze Familie dabei, eine Heim-WM erlebt man schließlich nicht alle Tage. "Ich hab sie eingebrieft, dass sie nicht nur hysterisch irgendwas reinrufen, sondern mir auch wirklich etwas mitgeben können. Das haben sie gemacht", sagte Schöneborn, nachdem sie sich zum ersten Mal zur Weltmeisterin im Modernen Fünfkampf erschwommen, erfochten, erritten, erlaufen und erschossen hatte.

Und so standen sie dann im Reitstadion des Berliner Olympiaparks, Vater, Mutter, Zwillingsschwester und die völlig erschöpfte Athletin und bildeten ein Feierknäuel voller Schöneborns. Irgendwann kam auch noch Alexander Nobis dazu, Schöneborns Partner, selbst Fünfkämpfer und ebenfalls Weltmeister. Am Freitag gewannen Nobis und Marvin Dogue Gold mit der Staffel. Nun gab er Schöneborn einen langen Kuss, ehe er schnell in Deckung ging. Vater Schöneborn hatte sich eine neue Sektflasche besorgt und duschte jeden, der ihm über den Weg lief. Musikalisch wurde die Familienparty von nebenan beschallt: "Weltmeisterin!!!! Und zur Belohnung gibt es bei der Dopingkontrolle im Hintergrund ein kostenloses Konzert von Helene Fischer, die jetzt im Olympiastadion singt", schrieb Schöneborn auf ihrer Facebook-Seite.

WM-Sieg fehlte ihr noch

Schöneborn hat mit dem Weltmeistertitel ihre persönliche Erfolgsgeschichte komplettiert. Bei Olympia in Peking hatte die heute 29-Jährige schon Gold gewonnen, 2011 und 2014 war sie Europameisterin geworden. Doch bei WMs hatte es bisher für sie nur zu Silber (2007) und zweimal Bronze (2009, 2010) gereicht. Überhaupt ist sie die erste Deutsche, die den Einzel-Titel bei einer WM gewonnen hat.

Zudem sicherte sie sich ein Ticket für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro im kommenden Jahr. "Das war Weltklasse", lobte Bundestrainerin Kim Raisner. "Ich bin total erleichtert. Jetzt können wir ein bisschen feiern", sagte Schöneborn. "Die Anspannung war sehr hoch." Die zweite deutsche Starterin Janine Kohlmann (Potsdam) kam auf Platz 17, zusammen mit Annika Schleu (Berlin) gab es für das deutsche Trio Silber in der Mannschaftswertung. Insgesamt hat Schöneborn nun 25 Medaillen bei Welt- oder Europameisterschaften gewonnen.

Punkte-Weltrekord beim Fechten

In das WM-Finale gestartet war sie dabei sogar mit einer sehr mäßigen Schwimmleistung. Doch beim Fechten schaffte sie einen Punkte-Weltrekord und katapultierte sich mit der grandiosen Bilanz von 30 Siegen und nur 5 Niederlagen beim Degenfechten in die Podestränge. Dafür gab es 280 Punkte, mehr als jemals zuvor eine Moderne Fünfkämpferin beim Fechten erreicht hatte. Die Leistung von Lena war sehr beeindruckend. Fechterisch war das super", sagte auch Degenfechterin Britta Heidemann, wie Schöneborn 2008 mit Olympia-Gold dekoriert. "Sie war unheimlich konzentriert und fokussiert. Sie hat das ganze Repertoire gezeigt. Man trifft nicht nur, weil man der bessere Fechter ist", sagte Heidemann.

Nach einem abwurffreien Ritt auf Ordynat - wegen der Temperaturen um 36 Grad war der Jackettzwang für die Athletinnen aufgehoben - startete die amtierende Europameisterin mit einem Vorsprung von neun Sekunden in die letzte Disziplin, eine kombinierter Lauf- und Schießwettbewerb. Dort blieb sie in Führung, zunächst nur verfolgt von der Brasilianerin Yane Marques. Auf der Laufstrecke war die Deutsche der Olympia-Dritten von London überlegen, doch Marques schoss stark und kam immer wieder heran. Nach einem fehlerfreien letzten Schießen ging Schöneborn dann jedoch sogar mit einem Lächeln auf die letzten 800 Meter und hielt dort alle Konkurrentinnen in Schach.

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