Serena Williams in Wimbledon:Angefixt vom Serena Slam

BESTPIX - Day Five: The Championships - Wimbledon 2015

Serena Williams: Mit voller Power zum Familienduell

(Foto: Clive Brunskill)
  • In Wimbledon könnte Serena Williams den vierten Grand-Slam-Titel hintereinander gewinnen - doch in der dritten Runde strauchelt sie gewaltig.
  • Nun trifft sie auf ihre Schwester und sagt: "Ich würde Venus anfeuern".

Von Lisa Sonnabend, Wimbledon, Wimbledon

Manche schüchtert eine gewaltige Kulisse ein. Andere dagegen lassen sich von ihr tragen, so dass sie plötzlich schweben. Wie Heather Watson. Die 23-Jährige Britin, 59. der Weltrangliste, hatte am Freitagabend eine knifflige Aufgabe zu bestehen. Sie traf auf die Weltranglistenerste Serena Williams - und das vor 15.000 tennisverrückten Briten auf dem Centre Court in Wimbledon. Watson hob ab.

2:6, 6:4 und 3:0 führte die Engländerin plötzlich, beim Stand von 5:4 servierte sie zum Matchgewinn. Die Zuschauer hörten nicht mehr auf zu klatschen, sie schrien ihren Namen, riefen enthusastisch: "I love you, Heather!" So viele Liebeserklärungen hatte Watson wohl noch nie an einem Tag erhalten. Doch dann kam Serena Williams zurück, sie spielte, wie nur Serena Williams spielen kann. Sie ging 6:5 in Führung.

Es war wohl ein Fehler, dass das Publikum nun aufhörte zu klatschen, dass keine weiteren Liebeserklärungen eingingen. Es herrschte gespenstische Stille während des Seitenwechsels. Wenige Minuten später landete die schwebende Watson wieder auf dem Boden. Serena Williams hatte es doch noch geschafft. Mal wieder. Es hätte ein denkwürdiger Abend werden können, ein außergewöhnlicher blieb es auch so. Serena Williams hat in Wimbledon die Chance zum zweiten Mal den sogenannten Serena Slam zu gewinnen, vier Grand-Slam-Titel hintereinander. Bei den US Open in New York wäre dann sogar der echte Grand Slam drin.

"Sie hätte gewinnen sollen", sagt Serena über ihre Gegnerin

Doch nun strauchelte die Weltranglistenerste bereits in der dritten Runde. Sie spielte phasenweise zittrig, setzte zahlreiche Returns ins Netz. So als habe sie Angst davor, erneut Tennisgeschichte zu schreiben. Watson gelang es, das hohe Tempo der Amerikanerin mitzugehen, sie führte ein cleveres Winkelspiel vor und erlief fast jeden Ball. Es kommt nicht oft vor, dass die Amerikanerin eine ebenbürdige Konkurrentin findet. "Sie hat so gut gespielt", meinte Serena Williams danach anerkennend. "Sie hätte gewinnen sollen."

Tennis auf Gras liegt Venus

Im Achtelfinale fürchtet die 33-Jährige nun erneut eine Niederlage, kalkuliert sie sogar ein. Zu stark sei die nächste Gegnerin. "Sie ist derzeit in einer besseren Verfassung als ich", warnte Serena Williams. Ihr Name: Venus Williams. Ausgerechnet die ältere Schwester könnte der Weltranglistenersten nun also den Serena Slam verderben.

Zum 26. Mal in ihrer Profilaufbahn treffen die zwei Geschwister am Montag aufeinander. 14 Mal gewann Serena, elf Mal Venus. Allein viermal trugen die beiden das Wimbledon-Finale untereinander aus: 2002, 2003 und 2009 stemmte Serena die Trophäe in die Luft, 2008 Venus. Insgesamt gewannen beide je fünf Mal Wimbledon. Bei einem Grand-Slam-Turnier sind sie sich jedoch seit 2009 nicht mehr begegnet.

Tennis auf Gras liegt Venus auch ohne Training

Seit vier Jahren leidet Venus an einer Auto-Immun-Erkrankung, kann oft nur wenig trainieren und nicht mehr konstant auf hohem Level agieren. Doch Tennis auf Gras liegt Venus wie kaum einer anderen Spielerin, in den vergangenen Tagen präsentierte sie sich in guter Form. Zum Auftakt bezwang sie Madison Brengle mal eben mit 6:0 und 6:0.

Die beiden Schwestern hatten am Freitag ihre Drittrunden-Partien fast zeitgleich begonnen, doch während Serena noch mit Heather Watson rang, war Venus längst mit 6:3 und 6:2 gegen die Serbin Alexsandra Krunic ins Achtelfinale spaziert. "Es wird definitiv eine interessante Partie", prophezeite Venus. "Wir sehen, was passiert." Zumal dier Siegerin beste Chancen hat: Titelverteidigerin Petra Kvitova ist nämlich in in der dritten Runde ausgeschieden. Die Tschechin verlor am Samstag gegen die ehemalige Weltranglisten-Erste Jelena Jankovic aus Serbien 6:3, 5:7, 4:6.

Serena vermutet eine noch unangenehmere Partie als gegen Watson. "Ich würde Venus anfeuern", meinte sie. "Sie hat so viel durchgemacht. Das ist eine wunderbare Geschichte." Die Weltranglistenerste kündigt auch an, nicht nachtragend zu sein, sollte sie als Verliererin vom Platz gehen. "Sie ist heute meine Schwester, sie ist nächste Woche meine Schwester und sie ist nächstes Jahr meine Schwester", sagte Serena. "Das ist wichtiger als ein Match." Womöglich sogar wichtiger als ein Serena Slam.

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