Lukas Podolski bei Galatasaray:Das Herz, der Bauch, der ganze Poldi

Galatasaray's new forward Lukas Podolski

Darauf ein Tee: Lukas Podolski nach seiner Vertragsunterschrift im Trikot von Galatasaray Istanbul.

(Foto: Ulas Yunus Tosun/dpa)

Der Nationalspieler hat für drei Jahre beim türkischen Meister Galatasaray Istanbul unterschrieben. Damit will der Stürmer, zuletzt bei Inter Mailand kaum gefragt, seine EM-Chancen verbessern.

Lukas Podolski, wie er von einer begeisternden Menschenmasse am Flughafen empfangen wird. Podolski, wie ihm einer einen Schal seines neuen Klubs um den Hals legt, wie er mit den Fans posiert, Schal, Grinsen, Daumen hoch. Podolski, wie er von der großen Tradition des Klubs redet, über seine große Freude endlich, endlich, endlich... bei Inter Mailand zu sein.

Das ist gerade mal ein halbes Jahr her. Im Januar war Podolski mit großen Erwartungen und noch größerem Optimismus zu Inter gewechselt, dem früheren Klub von Karl-Heinz Rummenigge, Lothar Matthäus, Andreas Brehme und Jürgen Klinsmann. Der Stürmer hatte sich für ein halbes Jahr ausleihen lassen vom FC Arsenal, wo auf seine Dienste nicht mehr allzu großen Wert gelegt wurde. Großer Klub, etwas kleinere Liga. Halbes Jahr Leihe, Durchsetzen, Tore schießen, die Herzen der Fans und Bosse gewinnen, Bleiben. Das war der Plan. Das Ende ist bekannt.

Am Samstag ist Podolski wieder von einer begeisternden Menschenmasse empfangen worden, vielleicht sogar von einer noch begeisterteren als im Januar in Mailand. Wie sich die Bilder doch gleichen.

Er hat sich wieder mit einem Fanschal um den Hals fotografieren lassen, diesmal mit einem gelb-roten. Anschließend hat er in einem ebensolchen Trikot einen Vertrag unterschrieben und hernach mit einer Tasse Tee fürs Foto posiert.

Für drei Jahre hat der Nationalspieler beim türkischen Meister Galatasaray Istanbul unterschrieben. Hier will er bleiben nach seinem halbjährigem Missverständnis bei Inter, wo er mit der Taktik von Trainer Roberto Mancini nicht zu Recht kam, wo er von der Gazzetta dello Sport sogar zum schlechtesten Einkauf des Winters gekürt wurde. Nun also Galatasaray. Großer Klub, noch kleinere Liga.

2,5 Millionen Ablöse, drei Millionen Gehalt, 20.000 Euro Einsatzprämie

"Es war eine Bauch- und Herzensentscheidung. Es hat alles gepasst für mich. Galatasaray hat schon Großes geleistet, und ich will meinen Teil dazu beitragen, dass es nächstes Jahr nochmal besser wird", sagte der 30-Jährige. Im Gegensatz zu Inter, das sich nicht mal für die Europa League qualifizierte, spielt Galatasaray kommende Saison in der Champions League. Außerdem trifft er am Bosporus auf seinen früheren Bayern-Kollegen Hamit Altintop. Auch der niederländische Internationale Wesley Sneijder und den brasilianische Rechtsverteidiger Felipe Melo sind noch bei der Mannschaft, die sich insgesamt im Umbruch befindet. Podolski soll nicht der einzige spektakuläre Zugang des Sommers bleiben, Galatasaray bemüht sich etwa auch um den Portugiesen Nani von Manchester United und um PSG-Stürmer Ezequiel Lavezzi.

Bis dahin hört der Hoffnungsträger auf den Namen Podolski. "Ich lebe meinen Traum - und den werde ich noch weiter leben", betonte er. Die Ablösesumme für den Herzenskölner liegt nach Vereinsangaben bei 2,5 Millionen Euro. Sollte sich Galatasaray in den kommenden drei Spielzeiten (2015/2016, 2016/2017, 2017/2018) einmal für die Champions League qualifizieren, werden noch einmal 500 000 Euro fällig. Der Offensivmann verdient beim türkischen Meister drei Millionen Euro pro Saison und kassiert zusätzlich 20.000 Euro pro Einsatz. Mit Galatasaray in der Champions League angreifen und regelmäßige Einsätze, um die eigenen Chancen auf eine EM-Teilnahme 2016 zu verbessern: Das treibt den Offensivspieler an. Bei Arsenal wäre das kaum möglich gewesen, und Inter hatte nach dem enttäuschenden halben Jahr die Kaufoption verstreichen lassen. Mit dem Wechsel versucht Podolski zumindest, die Forderung von Bundestrainer Joachim Löw zu erfüllen. Der hatte erklärt, dass er vom Stürmer mal eine Saison erwarte, in der er auch mal "30, 40 Spiele" mache. Mehr als 40 Spiele hat Podolski zuletzt in der Saison 2012/2013 absolviert, in seinem ersten Jahr in London. Danach hatte er seinen Stammplatz verloren - und sich diesen Winter ausleihen lassen.

Eine Tor-Maschine, berühmt für Ohrfeigen

Köln - London - Mailand - Istanbul. Viel weitergehen soll die europäische Tingeltour aber nicht gehen. Podolski zeigte sich am Samstag beeindruckt vom Empfang. "Die Atmosphäre kenne ich ja vom Fernsehen. Und es leben ja auch viele Türken in Köln, wo ich herkomme. Ich freu mich schon, wenn ich mein erstes Spiel hier vor vollem Stadion mache", sagte er. Galatasaray habe sich "schon über Jahre bemüht". Am Ende habe das Paket gepasst. "Ich habe mich wohl gefühlt und auch mit meiner Familie und meinen Freunden darüber gesprochen."

"Der Podolski-Wahnsinn" titelte die Sportzeitung Fanatik. "Auch seine Ohrfeigen sind berühmt-berüchtigt", schrieb Hürriyet, während Fotomac den Stürmer als "Tor-Maschine" bezeichnete. Podolski soll bereits an diesem Sonntag mit ins zwölftägige Trainingscamp nach Österreich aufbrechen, wo auch zwei Testspiele anstehen. Schon in den vergangenen Tagen hatte der frühere Bayern-Profi mit Facebook-Mitteilungen auf Türkisch kein großes Geheimnis mehr aus dem erwarteten Schritt gemacht. Auch seinen Familienurlaub hatte er schon in der Türkei verbracht.

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